KRETAREISE
September /Oktober 2009
Text und
Fotos: Irene Kohlberger
Dieser kleine
Bericht ist meinem Freund und Reisegefährten Herbert gewidmet,
der uns
beide sicher und fröhlich durch West- Kreta chauffierte.
Mittwoch, 23. September
Nach ruhigem Flug
landen wir am Spätnachmittag in Chania. In der ungewöhnlich leeren
Ankunftshalle vermissen wir den Lärm und das Gedränge der Touristen. Es fühlt
sich an nach Nachsaison. Dann geht es im Taxi nach Chania.
Es sind mehr als 12 km, die uns schließlich 25 Euro kosten. Das Hotel liegt auf
einem Sandhügel, schräg geparkt zum Meer. Doch der Blick vom Balkon erreicht
noch den Strand und die anbrandenden Wellen.
Es wäre ein schöner
wilder Sandstreifen, worauf Strandlilien und
Silberdisteln wachsen, wenn, ja wenn
sich darauf im Laufe der Jahre nicht eine Fülle von Strandgut angesammelt hätte, das von
Zigarettenstummel bis Großkanister aus Plastik reicht; und das in schöner
Regelmäßigkeit über die ganze Fläche verteilt.
Wir schlendern zum
nächsten Minimarkt und kaufen lebensnotwendige Vorräte ein: Wasser, Zigaretten,
Kekse, Wein und Saft.
Am Abend essen wir in
einem architektonisch großzügig entworfenen Speisesaal, dessen Einrichtung allerdings
nach und nach der wachsenden Zahl der Touristen entsprechend angepasst wurde.Und das Ergebnis?
Etwas ermüdend in seiner Beschränktheit. Allerdings gibt der ständig
laufende TV-Schirm keinen Laut von sich, was sich positiv auf die
Gesamtatmosphäre auswirkt.
Wir essen
irgendwelche gefüllte und überbackene Gemüse. Schmeckt gut, aber das Tzaziki als Vorspeise hätte
uns schon gereicht, wie so oft in Griechenland.
Die Nacht ist ruhig
und wir – d.h. ich kann gut schlafen.
Donnerstag, 24. September
Der Morgen ist hell
und sonnig und wir wandern zum Frühstück. Und das überrascht uns wirklich. Das
Angebot reicht von kleiner Butter – wie gewohnt - über kleine Marmelade – wie
gewohnt - über Zwieback, winzigem Toastbrot, zwei Keksen bis hin zu zwei Scheiben Käse. Dazu wird Orangensaft
gereicht und dünner Kaffee. Und das Ganze benennt sich kontinentales Frühstück.
Hauptsache ein klingender Name, der an größere Zusammenhänge denken lässt,
damit man die Kargheit des Frühstücks vergisst. Herbert mag Marmelade – ich
nicht – damit hat er naturgemäß einen höheren Frühstücks- Zufriedenheitsgrad
erreicht, als ich. Nach dem Frühstück starten wir los. Herbert als gewiefter Öffi - Benutzer macht an der Bus – Haltestelle ein kleine
Menschenmenge aus und schließt daraus, dass wahrscheinlich sehr bald ein Bus zu
erwarten sei. Eine freundliche Dame verweist uns auf den Minimarkt, wo wir
Tickets bekommen könnten. Und tatsächlich bringt uns ein öffentlicher Bus ins
Zentrum von Chania. Damit haben wir uns
einen ziemlich sinnlosen Hatscher erspart…
In Chania wandern wir zunächst durch die
Einkaufsmeile: Ledersachen, Kleidung und Gewürze und, und... Schließlich kaufe
ich einen archäologischen Reiseführer und lasse die Ledersachen an ihren
Stangen weiter baumeln.
Danach schlendern wir
dem berühmten Hafen von Chania entlang,
wo sich das touristische Leben voll entfaltet. Ein Cafe reiht sich an das
andere – davor
Reihen von Sesseln,
fußkranke Flaniernde zur Rast einladend. Mittendrin
dämmert eine Moschee vor sich hin, die in sehr zartfühlender Weise zu einem
Informationszentrum für Touristen umfunktioniert wurde.
Vor der Gebetsnische
steht eine Lilie – davor drei Teelichter.
Späte Rache der
esoterischen Geisteshaltung an der ernsten herben muslimischen Religion? Ich
bin wirklich keine Freundin des Islam, aber es gibt Grenzen und vor allem die
Forderung nach der Würdigung von fremden, wenn auch unverstandenen
religiösen Grundhaltungen.
Richtung Norden
gewinnt das Hafenbecken ein ernsteres Gesicht. Hier ankern Fischerboote, kleine
Frachter und ein Blick in die offenen venezianischen Werfthallen macht
deutlich, dass hier intensiv gearbeitet wird.
Wir nehmen vor einem
einfachen Cafe, das eindeutig von Einheimischen bevorzugt wird, Platz, rauchen
und trinken Neskaffee und Portokalada(Limonade). Es ist kühl im Schatten und ich verfluche
heimlich meine falsche Kleiderwahl in Erwartung von gewohnten südländischen
Temperaturen.
Wir wandern wieder
zurück und besuchen das archäologische Museum von Chania.
Aufgestellt sind die Sachen in der ehemaligen Franziskanerkirche. Der
Raum ist wunderschön und die minoischen Vasen und Figuren, die Särge und Krater
aus Ton, passen wunderbar hierher.
Ich belehre Herbert,
wie das meine Art ist und versuche meine Begeisterung an ihn weiterzugeben:
meine Freude an den eleganten Formen, den einfachen, fast abstrakt zu
bezeichnenden Mustern, die ihresgleichen suchen.
Eine Vitrine mit
einer Vielzahl von Stieren aus Ton gefällt mir besonders und ich fotografiere
heimlich ohne Blitz, obwohl das Fotografieren von unveröffentlichten
Fundstücken verboten ist.
Eine Stimme aus dem
Hintergrund verwarnt mich und ich zeige Reue. Doch es wird mir noch zweimal so
passieren, weil ich aus lauter Begeisterung den Beipackzettel nicht lese oder
nicht lesen will. Herbert „verarscht mich darob“ – aber ich habe meine Bilder
im Kasten – mit Ermahnung oder auch ohne…
Die Marmorbüste eines
jungen Mädchens aus hellenistischer Zeit berührt uns besonders warm. Es ist als
ob sie lebte und ihre seelische Spannung auf uns lebendige Menschen übertragen
möchte: ein Kunstwerk eben…
Besonders stark wirkt
auch die ornamentale Gestaltung der Särge aus Ton auf
uns, wo mit großem
Schwung und einfacher Linienführung die
äußeren Formen eines Oktopus nachgezeichnet sind.
Amphoren in Vogelgestalt erweisen sich als eine weitere Besonderheit
der Sammlung, da ich Ähnliches in anderen Museen noch nicht zu Gesicht bekommen
habe.
Später besuchen wir
noch die Kathedrale von Chania. Ein großer
Bau, dessen Apsisfresken den Einfluss von venezianischer Malerei verraten
–abgeschlossen mit einer alten Ikonostas mit abgeküssten Bildern, die eine
besondere Verehrung der „Aufopferung Jesu im Tempel“ nahe legen. Insgesamt
wirkt der Raum aber eher kalt und abweisend.
Wir essen, nach
langem Suchen und unter Vermeidung der teuren Restaurants in einer Psistaria Gyros und ich trinke mein erstes
griechisches Bier. Später organisieren
wir uns ein Auto für die kommenden Tage. Wir pilgern mit dem Bus zurück und
verbringen die Abendstunden am Strand. Es ist kalt und keiner von uns traut
sich ins Wasser.
Kleines Abendessen, dann ins Bett. Doch
diesmal wird es hart für mich. Über uns wird “tapeziert“ und dazu die Möbel
gerückt. Ich werde immer wieder aufgeweckt und schlafe erst spät ein.
Freitag, 25.
September
Nach unserem frugalen
Frühstück lassen wir unser Gepäck in der hoteleigenen Telefonzelle, die niemand
mehr braucht und machen uns per Bus auf, nach dem
Kentron von Chania
und holen uns den kleinen Wagen, der für die nächsten Tage unser Begleiter sein
wird. Zurück zum Hotel, Gepäck abholen, dann wieder zurück in Richtung
Halbinsel Akrotiri.
Auf Akrotiri besuchen wir zuerst das Kloster Agia Triada.
Es wurde
im 17. Jh. Von zwei venezianischen, zum orthodoxen Glauben konvertierten
Mönchen aus der Familie Zangarola gegründert. Die Kirche
der Hl. Dreifaltigkeit befindet sich in der Mitte der Klosteranlage und hat
zwei Seitenkapellen, die der Zoodochos Pigi, der Muttergottes als Lebensquelle, bzw. dem Hl.
Johannes, dem Theologen geweiht sind. Es handelt sich um Kreuzkuppelkirchen,
deren Fassade von der venezianischen Baukunst beeinflusst ist. Der hohe, die
Anlage beherrschende Glockenturm wurde 1864 errichtet. Im 19. Jh. bestand eine
theologische Schule im Kloster.
Was im Führer nicht
beschreiben wird, ist das kleine angeschlossene Museum, das wahre Schätze
beherbergt. Orthodoxe Klöster sind nicht sehr offen gegenüber den Bedürfnissen
der Besucher, wenn es um ihre schriftlichen Schätze geht. Hier liegen sie aber
herum- die alten handgeschriebenen Evangeliare und liturgischen Texte - und ich
kann mich kaum losreißen davon.
Einzelne Ikonen sind
so leuchtend und tief, dass ich nur betend davor stehen möchte, die Zeit und
alles andere vergessend.
Die bestickten
Messgewänder sind mir ein bisschen zu prunkvoll geraten, daher halte ich mich
lieber an die zart geschnitzten Brust oder Dekorationskreuze, die etwa
handgroß, einfach Wunderwerke von kunstfertiger Handarbeit sind.
Hätte gern so ein
kleines Kreuz – würde auch vorm Nachtkastel vor ihm
beten, während die Kreuze hier nur angestaunt und am Abend weggesperrt werden.
Aber so ist das Leben…
Wir fahren weiter zum
Kloster Gouverneto.
1548 gegründet und immer wieder umgebaut, liegt es in
der einsamen Berglandschaft, wie eine Burg. Der Klosterhof zeigt an den Wänden
und Säulenbasen reiche Steinmetzarbeit. Die Fassade ist im Renaissancestil
gehalten. Das Kloster besitzt wertvolle Ikonen und eine reichhaltige
Bibliothek.
Das Kloster, von dem aus die Mönche oft als Rebellen,
z.B. gegen die türkische Fremdherrschaft, auftraten, fällt durch seinen
festungsartigen Charakter auf.
Der festungsartige Charakter ist alles, was wir
als Eindruck mitnehmen können,
weil das Kloster für uns geschlossen bleibt: fünf Stunden Siesta für
die Mönche? – Aber was kann man da machen! Die Mönche wollen auch einmal unter
sich sein….
Wir wandern weiter
leicht bergab mit etwas unpassendem Schuhwerk, aber sehr geduldig und erreichen
schließlich die Panhagia Höhle, die ursprünglich der
Artemis geweiht war, und zwar in der Gestalt einer Bärin.
Ein riesiger
Stalagmit, weiß gekalkt, dominiert das Innere der Höhle und bewacht ein Becken
mit frischem Quellwasser, dem heilende Kraft zugeschrieben wird. Bei ruhiger
Betrachtung werden im Raum rundum immer neue Formen von Stalagmiten sichtbar,
die wie treue Wächter die Göttin begleiten.
Die kleine
Marienkapelle am Höhleneingang, erweist sich gegenüber der Kraft und Präsenz
der von der Natur geformten Szenerie relativ unscheinbar. Und dennoch spürt man
in dem Raum eine durchgeistigte Atmosphäre, die kaum von den archaischen Opfern
für die Artemis herrühren kann, sondern vielmehr von den Gebeten der
Einsiedler, die hier zu ihren heiligen Handlungen zusammen kamen. Nach dem
Verlassen der Grotte bemühen wir uns rauchend und plaudernd mit dem Erlebnis
fertig zu werden, bevor wir uns weiter auf den Weg machen hinunter zur Höhlenkirche Agios Ioannis/Katholiko. Auf einem sich
absenkenden Weg gelangen wir immer tiefer in eine enge Schlucht, wo bis ins
18.Jahrhundert Eremiten in ihren Höhlen
hausten. Die dazugehörige Höhlenkirche ist unser Ziel.
Diese wird
abgeschlossen von einer barocken venezianischen Portalwand und zwei
Glockentürmen. Nachdem die Mönche immer wieder von Piraten überfallen worden
waren, zogen sie sich vollständig in das Kloster Gouverneto
zurück.
An der Umgebung der Höhlenkirche zeigt Kreta
wieder, was es kann: steile Felshänge, dazwischen kräftiges Grün, hellgraue
bizarre Felsformen und dazwischen zarte sich neigende Rispen von Gras und
Kräutern. Darüber hinaus gewährt die Schlucht einen eindrucksvollen Ausblick zu
einem einsamen Felsstrand, wo das Meer Tag für Tag und Jahr für Jahr anbrandet
und seine weißen Schaumkronen in der sanft gerundeten Bucht zur Ruhe bringt.
Komik am Rande: eine
deutsche Besucherin will es genau wissen und hebt eine Olgläschen
aus der Öllampe vor der Ikonostas, um zu prüfen, was drinnen ist. Einer der
deutschen Besucher macht sich als Wächter verdient, indem er beweist, dass er
den Mechanismus der Türöffnung durchschaut hat.
Herbert erinnert sich
an einen Königsausspruch von Dorfer
und meint lakonisch beim Hinaufgehen der Treppen: „Das einzig Gute an uns
Österreichern im Vergleich zu den Deutschen ist – wir sind weniger……“
Noch ein kurzer
Besuch in der Höhle und danach fahren wir dahin, Richtung Westen. Zunächst geht
es über Stock und Stein - d.h. über eine enge schmale Straße, die sich am alten
Eselspfad entlang windet. Nur selten begegnet uns ein Fahrzeug und das ist gut
so, weil Herbert dahinfegt – ganz eins mit seinem kleinen Boliden, der seine ganze
Konzentration verbraucht.
Gleichzeitig überlegen wir, ob wir seiner Großmutter nicht
ein Schockvideo von unserer Fahrt übersenden sollten – aber dazu fehlen uns die
Mittel ---
Schließlich gewinnen
wir eine ruhigere Straßenführung und die National Road: Wie und unter welchen
Umständen wir dort ankommen, darüber soll der Mantel des Schweigens gebreitet
werden - das gehört zur Gegenwartsgeschichte Griechenlands.
Der kleine Bolide
bringt unter Herberts Anleitung eine beachtliche Geschwindigkeit auf die Piste
und wir kommen schnell voran. Auch haben wir die Entfernungen überschätzt und
sind sehr bald in Platanos und in der Nähe von
Falasarna, wo wir zu bleiben gedenken.
Wir finden ein Strassenrestaurant, das am Spätnachmittag noch Essen
serviert. Wir essen gut und griechisch und beim Bezahlen bitte ich den Wirt um
eine Adresse am Strand, wo wir einige Tage bleiben könnten. Er drückt uns zwei
Visitenkarten in die Hand und später sind wir glückliche Mieter eines zwei
Zimmer Appartements mit riesigem Balkon. Vor uns hohe Bäume und ein Ausblick,
der einfach umwerfend ist- Hügel, Olivenfelder, vor uns das Meer, der
Himmel…Und jetzt fällt auch
Herberts legendärer
Satz: „Nur hier druck ich die Bachmann durch!“
Am Abend sitzen wir
plaudernd auf der Terrasse und sind einfach nur glücklich…
Samstag, 26.September
Morgendliches
Frühstück auf der Terrasse. Herbert Kakao, ich alles Mögliche, angefangen von „Yaourti“ mit Honig bis hin zu Keksen. Dann wandern wir
hinunter an den Strand - über Dünen und rostige Zaungitter. Aber unten ist es
gemütlich, weil wir zwischen den Dünen auch ein wenig Schatten finden. Ich
brauche ihn – den Schatten – aber nicht wirklich. Es ist windig und nicht wirklich heiß. Daher
entstehen kleine Wellen, die uns zum
Spielen einladen.
Später gibt es Eis
und Toast in der Strandbude. Herbert hat ein besonderes Schattenplatzerl
entdeckt, eine aus Schilf geformtes viereckiges
Zelt, wo der Strandmist auch noch untergekommen ist.
Am Abend speisen wir
wieder bei Zaharias.
Üppigst! Obwohl Herbert immer wieder betont, es sei
kein schweres Essen gewesen, kann ich mich kaum rühren und hoffe
nur, dass ich bald wieder gleichmäßig atmen kann.
Sonntag, 27. September 2009
Am Sonntag beginnen
wir unsere Reise in Platanos, Richtung Süden.
Der Blick auf die Bucht und das Tal mit seinen Olivenbäumen und den vielen
Gewächshäusern ist eindrucksvoll, ebenso wie die Bucht von Falasarna. Hier merkt man, dass Kreta noch über eine
tragfähige Landwirtschaft verfügt und dem Tourismus nicht auf Gedeih und
Verderb ausgeliefert ist.
Herbert wird zum Kurvenmeister und es ist auch
gut so, weil die ganze Strecke entweder an der zerklüfteten Küste entlang führt
oder sich auf Hügel empor windet. Die Landschaft wechselt, wie es hier der Brauch
ist, alle hundert Meter. Dürre kahle Hänge, die den Knochenbau der Hügel
erkennen lassen, wechseln mit fruchtbaren Tälern, wo die Olivenbäume in Reih
und Glied gepflanzt sind. Dazwischen wieder Hartholzwäldchen, die sich an die
steilen Felswände klammern. Zumeist ist die vorbeiziehende Landschaft von grüner Farbe geprägt, nicht sowie am
Festland Griechenland, wo im Sommer und Herbst die Ocker - und Brauntöne vorherrschen.
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Die Straßen sind, wie
erwartet, schmal und winden sich bis in den Talschluß. Es gibt keine
abkürzenden Brücken, aber manchmal Straßenstücke mit doppelter Sperrlinie.
Diese beginnen und enden ohne ersichtliche Motivation. Vielleicht ist Farbe
irgendwo übrig geblieben oder mittendrin ausgegangen? Wer kann es wissen?
Auch scheinen die
Schilder, die unsere Fahrgeschwindigkeit regeln sollten, aus einem Haufen von
überflüssigen Tafeln hervorgezogen zu sein, wenn auf geraden Straßenstücken
plötzlich ein Begrenzung von 40 km wie eine Fata Morgana auftaucht. Das Ende
von Geschwindigkeitsbegrenzungen wird, wenn überhaupt, nur an den ganz großen
Straßen angezeigt. Allerdings gibt es nur sehr selten große Schlaglöcher, wenn
aber, dann werden die kleinen Räder unseres Autos nahezu verschluckt. Doch
Herbert begegnet den Mißhelligkeiten der Kreta-Rally
– 1. Etappe – mit Bravour. Langsam senkt sich die Straße und wir finden uns im
Küstenbereich wieder.
Unser Ziel ist das
Kloster Chryssoskalitissa. Das Kloster ist der
Muttergottes und der Dreifaltigkeit geweiht. Der steile Felsvorsprung, worauf
die Kirche gebaut ist, ragt wie ein Daumen in das Meer, rings umgeben von rauen
schwarzen Felsbrocken, die das Meer löchrig ausgewaschen hat und nach wie vor
mit Geduld und Kraft daran anbrandet. Es ist ein wunderschönes Bild: die
weißgekalkten Klostermauern und darunter das dunkelblaue Wasser der umgebenden
Bucht.
In der Kirche finden
wir das heilige Bild, das zur Gründung
des Klosters geführt hat und ursprünglich von einem Bauern gefunden wurde, weil
er durch ein Licht darauf aufmerksam geworden war. Es ist zweifellos eine alte
Ikone, die durch Wind und Wetter gegerbt ist. Das Brett ist in der Mitte
durchgebrochen und oben und unten am Rand beschädigt. Das Gesicht und die
Gestalt von Jesus sind nahezu unsichtbar geworden. Doch bestechen die blauen
Engel links und rechts von der Christusgestalt durch ihre originelle und klare
Zeichnung. Auch verraten die Köpfe der Apostel am linken Bildrand einen Meister
seines Faches, und zwar ebenso, wie die meisterliche Gestaltung des Horizontes,
der durch eine perspektivisch gerundete Stadt nach oben abgeschlossen wird. Es
ist eine Ikone ganz auf der Höhe der Tradition – so wird z.B. Maria im strengen
faltenlosen byzantinischen Stil quer zur
Bildmitte gelagert - und von großer
künstlerischer Kraft. Das Innere der Klosterkirche entstammt dem 19. oder
besser noch dem 20.Jh. Es ist eine Kirche ohne die üblichen Wandmalereien, die
nach dem 15.Jh. entstanden, ohnehin nur ambivalente Gefühle erwecken können.
Auch draußen in der
einfachen Umgebung, vor den Wohn - und Arbeitsräumen, weht ein guter Wind. Das Museum des Klosters beherbergt eine alte Mönchszelle, deren Wände viele, viele Heiligenbilder schmücken, so als wollte der Mönch den ganzen Himmel zu
sich einladen….
Ein klein winziges
Volkskundemuseum brachte uns die alten Arbeitsgegenstände wieder einmal näher.
Und darüber hinaus die Zeit der Türkenbesetzung, wo die Kinder die griechische
Sprache nur in Geheimschulen, wie hier
im Kloster in einem winzigen fensterlosen Raum, lernen konnten.
Wir fahren weiter in
Richtung Elafonisi – ein Strand, der in
vielen Fremdenverkehrs-prospekten das Cover ziert.
Das Meer präsentiert Farbspiele, wie in der Karibik – sanfte Wellen und VIELE
LEUTE. Letzteres steht in den Prospekten nicht!
Wir kommen an und ein
Bus kommt uns entgegen – und das nach der Klostereinsamkeit. Doch es gibt
Kaffee und Käseplunder – was schon einmal den ärgsten Hunger stillt. Dann
mieten wir uns einen Platz am Meer.
Es sind nicht
wirklich viele Leute da, aber mir reicht es. Am liebsten wäre ich gleich wieder
auf und davon. Doch Herbert genießt den Anblick der wunderschönen Bucht und
schließlich lasse ich mich auch durch die leisen Wellen, die warme angenehme
Luft und die Schönheit der Wasserspiele bezaubern…
Später – Herbert hat
keine Eile, weil die schwierigen Straßenverhältnisse ihn eher faszinieren, denn
abschrecken – fahren wir Richtung Norden unserem windigen Falasarna
zu. Unterwegs möchte ich eine kleine Kirche aufsuchen, doch sind wir mit
den Richtungspfeilen noch nicht so vertraut, dass wir sie auch tatsächlich
finden. Anstelle des „Naos Panteleimon“
finden wir eine wunderbare natürlich entstandene Grotte. Völlig unerwartet
eröffnet sich uns eine Pflanzenwelt, die nur als Ergebnis von ausreichendem,
ständig fließendem Wasser und Hitze entstehen konnte. Das Pflanzengewirr das
den Felsen in Schichten umfasst, die unterschiedlichen Grüntöne,
die den Kaskaden der Blätter Struktur und Form verleihen, die unnachahmlichen
Düfte der unbekannten Blüten berühren und bezaubern uns.
Unbekanntes Kreta,
wie steckst du voller Überraschungen!
Wir fahren weiter und
landen schließlich auf dem windigen Eiland Falasarna, bei „Anastasia und Stathos“,
wo wir in Decken eingehüllt Bauernsalat essen und plaudern…
Montag, 28.September
Wir brechen nach
unserem frugalen Frühstück auf und fahren Richtung Moni
Gonias auf der Halbinsel Rodopu.
Im Norden des Dorfes Kolimvari
liegt Moni Gurnias, ein
mächtiger Klosterbau mit einem schönen Blick über die Bucht von Chania. 1618 erbaut, wurde es vielfach zerstört und wieder
aufgebaut. Besonders sehenswert sind die Barockportale des Klosters. Die
Klosterkirche enthält eine Sammlung wertvoller Ikonen aus der Zeit des 16. bis
18 Jh.: „DieKreuzigung“ von Kontantinos Palaiokopos (1637)
und eine „Nikolausikone“, sowie die Bilder von Dem. Seguros
von 1682: „Ecce Homo“ und „ die Geburt Jesu“. Heute ist das Kloster Sitz der
Griechisch Orthodoxen Akademie von Kreta.
Massiv und
beeindruckend liegt sie da die mächtige Klosteranlage – auf einem Hügel, der
sich direkt aus dem felsigen Strand erhebt und von den weißen Schaumkronen der
anbrandenden Wellen umspült wird. Alles ist so, wie im Führer beschrieben. Und
dennoch – herrscht hier keine gesammelte Atmosphäre. Eine Gruppe von
vermeintlichen Arbeitern, zumeist in Tarnhosen gekleidet, lahnt herum, während
einer von ihnen, ziellos das Weite sucht, das aber auf Grund der begrenzenden
Klostermauern nicht möglich ist. Schließlich treffen wir ihn im Pfortenzimmer,
wo ein Alibimönch Schriftstücke bewegt und ein „eingeraucht wirkender “ junger
Mann „ Obliegenheiten“ erfüllt, die nicht klar erkennbar sind. Er scheint zwar
für die Besucher „da“ zu sein, gibt aber nur unwillig unverständliche
Antworten.
Wir eilen hinweg von
dem ungastlichen Ort und fahren eine zunächst die breit angelegte Chaussee
entlang, die uns weiter in das Inselinnere führt. Doch die Freude hält nicht
lange an, weil sich die Straße bald wieder verjüngt und zu einem asphaltierten
Eselspfad mutiert.
In Afrata dem nördlichst
gelegenen Ort von Rodopos angekommen, kann es
Herbert nicht lassen, die schmale zur Küste abwärts führende Straße unter die
Räder zu nehmen, um zielstrebig und schnell den Strandabschnitt von Afrata zu gewinnen. Hindernisse, wie entgegen - kommende
Autos werden bravourös gemeistert (Rückwärtsfahrt über mehr als 100 Meter).
Unten angekommen wird unsere Fahrt durch den Anblick einer kleinen vom Meer
umspülten Bucht belohnt. Hier wäre gut sein, wenn der Wind nicht so mächtig
heranwehte…
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Dennoch freut sich
die Seele an dem wunderschönen Bild, das die Küste Kretas immer wieder
bereithält.
Später fahren wir
Richtung Süden und gewinnen den Eindruck, dass auf dieser Halbinsel die
Zweitwohnsitze der reichen Kreter gebaut wurden – weil die Anlagen rund um die
schönen Häuser so großzügig und schön gestaltet sind, was nur unter Einsatz von
viel Geld und dienstbaren Geistern möglich erscheint. Die Landschaft besticht
wieder durch die gleichmäßige Anlage von endlos erscheinenden
Olivenhainen, woraus das Olivenöl für ganz Europa gepresst werden könnte….
In Kolobari bekomme ich endlich meinen verdienten
Kaffee. Danach plündern wir den nachbarlichen Souvenirshop. Herbert kauft einen
„Alexis Sorbas“ in Deutsch. Beide nehmen wir
Ansichtskarten mit, in der unbegründeten Hoffnung, dass eines Tages eine
Schreibassistenz das Schreiben erledigen werde.
Daraufhin beschließen
wir den Soldatenfriedhof von Maleme zu
besuchen. Dies gelingt uns erst nach
einigen Umwegen, weil in Kreta die Hinweistafeln im Normalfall unmittelbar vor
den Abzweigungen angebracht sind. Jetzt wissen wir schon Bescheid über diese
Gewohnheit. Der Soldatenfriedhof beherbergt über 4000 Gräber, wo die
Gefallenen deutschen Soldaten zur
letzten Ruhe gebettet wurden. Mehr als 400 Gefallene konnten nicht gefunden
werden. Ebenso konnten die Gebeine von
300 Gefallenen nicht identifiziert werden.
Die Anlage besticht
durch ihre Schlichtheit und Eindringlichkeit, wo Reihe für Reihe mit
Marmortafeln versehen ist, worunter jeweils zwei Gefallene ihre letzte Ruhe
fanden. Im Durchschnitt waren die Soldaten um die 20 Jahre alt – eine Tatsache,
die mich erschüttert und mit Wut und Trauer erfüllt: so viel Hoffnungen, soviel
Leben zerstört und soviel Leid angerichtet, als Ergebnis von einer völlig
„verrückten“ Führungsequite, die in einem bestimmten
geschichtlichen Zeitraum Macht zugespielt bekam, um ihre wahnsinnigen Träume zu
verwirklichen.
Herbert und ich
wandern getrennte Wege – jeder für sich – Erlebnisse wie der Besuch dieses
Friedhofes lassen
sich kaum teilen. Erst viel später werden wir Worte finden, um unsere
Eindrücke ein wenig
zu sammeln.
Um uns zu fangen
wandern wir ein wenig in die Olivengärten hinein und erfreuen uns am Blick
hinunter ans Meer, wo heute noch der Militärflughafen von Kreta stationiert
ist. Gut gewählt der Platz – der Soldatenfriedhof im Angesicht des
Militärflugplatzes. Dazu fällt uns nur das Lied von Reinhard Mey ein: „Nein,
meine Söhne gebe ich nicht…“
Am Weg zurück zur
National Road entdeckt Herbert den Pfeil zu einem Minoischen Grab. Und hier in
der vertrauten Umgebung des Kuppelgrabes - in Mykene gibt es eine Reihe davon -
beginnt der Druck auf unser Gemüt ein wenig nachzulassen.
Dreiecksraum über dem Türsturz |
Eingangsgraben zum Grab |
Das Eingangstor |
Herbert auf der Suche nach Grabbeigaben
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Angestachelt von den
Beschreibungen im Kreta- Führer von Knaurs
beschließen wir Kurs auf eine kleine Byzantinische Kirche bei Voulgaro zu nehmen. Wir folgen den genauen Anweisungen des Textes und landen
schließlich in Anachorio, wo die Straße zu Ende
ist. Ich frage einen albanischen Gastarbeiter, doch der verweist mich auf die
Einheimischen, die in der Nähe Oliven pflücken. Zunächst starren sie mich ganz
ungläubig an und wissen nicht, was mit mir anfangen, aber bald erklären sie,
dass die gesuchte Kirche, im nächsten Tal zu finden ist. Fluchend auf den
Führer fahren wir die gewundene schmale Straße zurück bis zum Hauptort, wo ein
deutlicher Wegweiser die richtige Richtung anzeigt. Unterwegs sehen wir einen
tätigen Meiler, wo Olivenholz zu Holzkohle verarbeitet wird.
Meiler im Betrieb |
Vorbereitete Meiler |
Oben begrüßt uns eine
große weiße Kirche, aber sie ist nicht die Gesuchte. Erst nach einem 20
-minütigen Aufstieg liegt sie vor uns die Agios Nikolaos – das Ziel
meiner, besser unserer Sehnsucht und sie ist tatsächlich offen. Mit einem
Gefühl von Dankbarkeit und Faszination
stehen wir in dem bemalten Raum und ich kann mich am Anfang vor Begeisterung
kaum fassen. Es sind wunderbar erhaltene Szenen –zum Teil in der Gestaltung ein
wenig fremd. Doch gelingt es mir alle Bilder zu deuten. Außerdem freue ich mich
auf die Vergrößerungen am Computer daheim, wo die Szenen nach einer gewissen
Bearbeitung vielleicht noch deutlicher hervortreten könnten.
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Agios Nikolaos von außen |
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Jesus heilt
einen Blinden |
Nikolaus rettet drei unschuldigen Kaufleuten das Leben |
Engel der
Verkündigung |
Mit dieser
Nikolauskirche, deren Fresken aus dem 12. und 13.Jh. stammen und sehr gut
erhaltenen sind, beginnt sie, unsere Jagd nach den bemalten Kirchlein, die uns
noch manches Abenteuer schenken wird….
Wir fahren zurück -
glücklich über unseren ersten Fund - und essen bei Zaharias, wieder zu viel und
zu gut.
Danach wandern wir in Richtung zu den Ausgrabungen nach Falasarna. Die Entfernung wandelt sich je nach Blickrichtung
und wir hatschen und hatschen. Schließlich finden wir am Ende der Halbinsel das Ruinenfeld.
Absperrbänder um kleinere Grabungen verraten, dass hier noch gearbeitet wird.
Der Kiosk für den Wärter der Anlage wirkt allerdings schon lange unbenützt.
Glückliches Kreta, glückliches Griechenland, das mit seinen unzähligen antiken
Plätzen so achtlos umgehen kann.
Wir wandern in dem
Areal herum und entdecken die Grundfesten von Umfassungsmauern, eine
Badeanstalt, antike Kaiaufbauten, wo die Schiffe vertäut wurden und die
Grundfesten eines Hafenturmes. Doch im Augenblick ist es nicht klar, dass es
sich darum handelt und es berührt mich
unheimlich diese merkwürdigen Grundmauern und das danebenliegende
Wasserbecken…
U |
Grundmauer das Hafenturmes |
Wir verlassen langsam
das Gelände und wandern wieder zurück, während die untergehende Sonne blaue Strahlen ans Firmament schickt.
Dem merkwürdigen
Steinsessel am Weg – einer Bema - schenken wir nur
einen kurzen Blick, weil wir eigentlich nur ganz schnell zurück wollen zum Auto
und zu unserer windumtosten Terrasse.
Mittwoch, 30.September 2009
Einpacken, zahlen, Auto beladen und weiter geht es Richtung Kissamos oder Kastelli.
Im Auto studiere ich noch den Führer, wo darauf hingewiesen wird, dass 1965 die
Figur eines jugendlichen Satyr gefunden wurde, die ein hellenistisches
Meisterwerk darstellt. Also nichts wie hin. Herbert ist damit einverstanden,
aber vorher gibt es noch Kaffee und Orangensaft.
Im Museum angekommen muss die Direktrice sofort erkannt haben, dass ich
auf verbotene Fotos aus bin. Sie folgt uns daher auf Schritt und Tritt. Als sie
einmal den Raum verlässt, möchte ich schon meinen Fotoapparat zücken, aber
Herbert hindert mich daran. So bleibt alles nur in unseren Köpfen aufbewahrt,
was ich so gern aufs Bild bannen wollte.
Wir fahren weiter zu unserem
Voller Freude bemerke ich, dass durch eine archäologische Dokumentation
alle Fragen, Falarsana betreffend, hier beantwortet werden. Das
Ausgrabungsgelände umfasste einen römischen Hafen, der durch ein Erdbeben
verlandete. Die unheimlichen Gundfesten gehörten zu
einem Festungsturm, der sich an der Südseite des Hafens erhob. Alle anderen
Gebäudereste hatte ich schon am Vortag richtig zugeordnet.
Das Museum war klein und sehr fein geordnet. Grabbeigaben aus
minoischer Zeit, aber mehr noch aus hellenistischer Zeit, waren hier
ausgestellt. Die bekannten klassischen rotfigurigen
Vasen, eher flüchtig und nachlässig bemalt, dokumentieren den regen
Warenaustausch mit dem Festland-Griechenland.
Darunter finden sich aber immer wieder schwarze Amphoren mit Reliefsmedaillons,
die wichtige mythologische Szenen abbilden. Diese kleinen fein gestalteten
Medaillons scheinen einheimische
Künstler geschaffen zu haben, weil die feine Hand der minoischen Künstler schon
in den Siegeln der Frühzeit deutlich sichtbar wurde.
Der Satyr ist wunderschön und als Kunstwerk halb idealisiert und halb
naturalistisch gestaltet – ein Werk voll Kraft und Energie und zudem
wunderschön. Im Wesentlichen gilt das auch für die andern Plastiken, die hier
aufgestellt sind. Ein junger männlicher Torso steht hier, wo aus der Spannung
des Rückens die klassische Haltung - Spiel-
und Standbein abzulesen ist- einfach zum Verlieben - und ein Torso von
Kaiser Hadrian im Waffenschmuck, der
noch alle Züge hellenistischer Bildhauerkunst erkennen lässt…
Im Oberstock erstreckt sich ein
beeindruckendes römisches Mosaik: eine Jagdszenerie, die sehr gut
komponiert ist. Das Herz bleibt beim Ansehen unberührt, aber es ist eine gekonnte
Arbeit. Originell und erfrischend berührt uns das zweite Mosaik, wo in einem Bildzusammenhang die mythologischen
und realen Jahreszeiten dargestellt sind. Es braucht nicht extra erwähnt zu
werden, dass mir die Kustodin auch hierher gefolgt ist.
Wir fahren weiter Richtung Süden, Richtung Paleochora. Unterwegs
erwarten uns einige byzantinische Kostbarkeiten und wir freuen uns
darauf. In Floria gibt es keine Hinweistafel und auch keine sichtbare
Kirchen, sodass wir einfach weiterfahren müssen. Als aber der Richtungspfeil
nach Trachiniakos
auftaucht, gibt es kein Halten mehr und Herbert taucht ab in das Labyrinth von
Olivengärten und eingestreuten Häusern. Wir fahren dahin und glauben schon
wieder vergeblich unterwegs zu sein, als plötzlich ein brauner Wegweiser den Naos Agios Joannis ankündigt. Wir folgen dem
Pfeil und finden sie die kleine Kirche mit den Fresken aus dem 14.Jh. Wir sind
glücklich hier zu sein und essen unsere mitgebrachten Blätterteigtaschen, bevor wir das kleine
Heiligtum betreten. Die Apsiskonche ist hier mit
einer thronenden Muttergottes geschmückt. Die Wände tragen Bilder, nach
ähnlichem Muster, wie in Mouri.
Muttergottes
in der Apsis
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Erzengel |
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Detail aus der Himmelfahrt
Wir verlassen die
Kirche, die neben einem wunderschönen Olivenhain gelegen ist und fahren die Straße einfach weiter. Kurz darauf
stoßen wir auf die Bundesstraße, wo ein rückwärts gewandter Richtungspfeil auf
die Johanneskirche hinweist! D. h. wieder einmal Zeit und Kraft auf
überflüssigen Anfahrtsweg verschwendet.
In der Nähe von Kantanas foppt uns ein Richtungspfeil zum Naos Hagia Kyriaki. Zuerst
fährt Herbert weit hinauf durch enge Fahrwege bis zu einem einsam gelegenen
Gehöft. Dort drehen wir um, weil es irgendwie nicht weiter zugehen scheint. Wir suchen die Kirche
weiter unten – aber erfolglos.
Später erfahren wir
durch zwei Einheimische, dass die Kirche doch oben liegt.
Inzwischen besuchen
wir den Naos Agia Anna, ein Kirchlein mit rudimentär erhaltenen
Fresken. Wir beschließen nach Paleochora
weiterzufahren, und dann passiert es, dass Herbert noch einmal zur Hagia Kyriaki unerwartet einbiegt und diesmal
sind wir erfolgreich und werden reich belohnt. Nur 100 Meter hinter der Stelle,
wo wir umgedreht haben, erstreckt sich der Friedhof und mittendrin die gesuchte
Kirche. Der Freskenzyklus ist teilweise gut erhalten und ich fotografiere, so
gut es eben geht.
Aufopferung im Tempel
Es ist ein anderer
Malstil, den diese Fresken auszeichnen. Die Kirche wurde im 15. Jh. ausgemalt
und sichtlich von lockerer Hand.
Verklärung
Später trinken wir Kaffee und Orangensaft im dörflichen Zentrum. Vor
uns eine Gruppe Würfelspieler. Neben uns junge Zeitungsleser. Dazwischen zwei
Männer , die steifgefrorene Hammel in den Kofferraum eines PKW laden.
Donnerstag, 1.Oktober
Paleochora – Badetag.
Freitag, 2. Oktober 2009
Wir brechen früh auf und wollen die Umgebung von Paleochora
erkunden. Wir nehmen eine Seitenstrasse Richtung Anidri
und von dort weiter nach Prodromi.
In Prodromi sollten vier byzantinische
Kirchlein sein, aber wir finden mit Mühe und Not nur eine. Unter Bäumen
verborgene Kapellen soll es geben, Dorfkirchen, die bemalt sind. Aber es gibt
keine Dorfkirche oder das Dorf gibt es nicht. Wir finden nur eine neuerbaute
Kirche, deren Ikonenwand noch den Charakter eines gläubigen Meisters verrät.
Von oben und im
Rückblick versuchen wir eine Abzweigung auszumachen, die zu einer Kirche führen
könnte, doch vergeblich. Dennoch wagen wir es und Herbert jagt unseren Boliden
einen Jeepweg hinauf, wovor ein Schild: Einfahrt verboten! prangt. Aber um
Schilder und ihre Bedeutung kümmert sich hier ohnehin niemand, warum sollen wir
das tun? Herbert fährt hinauf und oben erhebt sich über den Gräbern (Friedhof
ist immer eine gute Adresse, wenn es um Kirchlein geht!) ein lang gestrecktes
Gebäude von gediegenem Aussehen. Doch innen drinnen sind die Fresken der Kirche
nahezu zerstört. Ich kann nicht fotografieren. Und es tut weh, den Verfall und die Preisgabe so
unmittelbar vor mir zu sehen. Doch die umgebende Landschaft entschädigt uns für
diese Enttäuschung. Mächtige Olivenbäume wachsen auf Terrassen, die sich
scheinbar in die Unendlichkeit ausdehnen.
Wir bewegen uns
langsam und vorsichtig die enge Sandpiste zurück, weil die Einbahn keinen
Ausgang hat und fahren weiter. Und jetzt wird uns eine gut erhaltene bemalte
Kirche geschenkt. Sie steht unterwegs so einfach neben der Straße und ist der
Mutter Gottes geweiht. Ich freue mich und fotografiere, um den künstlerischen
Eindruck festzuhalten.
Aufopferung
Jesu im Tempel
Weiter geht es in
Richtung Ikaraki. Dort sollen antike
Ausgrabungen zu sehen sein. Der Pfeil zeigt nach oben, aber nach zwei Windungen
ist plötzlich die Straße mit den allgegenwärtigen Gittern abgesperrt. Wir
fahren fluchend zurück und besuchen die
Kirche Soter Christi.
Es ist ein rührend
kleiner Zentralbau, woran ein Nartex (Langhaus) angeschlossen ist. Im Nartex finden wir
noch einige Freskenreste aus dem 13. Jh. Besonders schön ist das Kreuz der
Ikonostase, das in Licht getaucht, uns feierlich begrüßt.
Was uns immer wieder
auffällt, ist auch wieder hierzu spüren: der wunderbare Zauber des Ortes.
Riesige Ölbäume beschatten den Platz und dazwischen ist der himmlische Friede
fast zu greifen…
Wir fahren durch die
Berge, durch abwechslungsreiche Landschaft und kommen in Sougia
an den Strand. In einer der zahlreichen modernen Strandcafes trinken wir Kakao
und Kaffee und essen dünne Crepes, gefüllt mit Yogurt,
Nüssen und Honig. Es schmeckt einfach himmlisch und ich bin durch die Schönheit
der Bucht animiert den Herbert zu sekkieren, dass er im Stil von japanischen
Haikus dichten solle .Ich versuche es auch, aber nur mit geringem Erfolg. Wir
lachen und dichten und es kommt nicht wirklich was zu Stande... Wieder zu Hause
schaut Herbert nach und bemerkt, dass Haikus im Rhythmus 7-5-7 gedichtet sind,
also ist es nichts mit unseren Kurzhaikus.
Dann versuchen wir
die Bodenmosaike in der hiesigen Hauptkirche zu sehen, aber leider zugesperrt.
Später suchen wir nach der kleinen Zentralkuppelkirche Agia
Irini. Finden sie nicht und fürchten
schon, dass sie zugunsten des neuen Bootshafen
abgerissen wurde. Doch erfahren wir am nächsten Tag, dass wir sie an der
falschen Stelle gesucht haben, nämlich im Schluchtweg nach Lissos,
während sie weiter oben am Berghang liegt.
Die Einstiegsstelle
in den Fußweg nach Lissos ist von
überwältigender Schönheit und wir sind
traurig wieder umkehren zu müssen, weil wir Anderes vorhaben.
Wir verlassen Sougia und fahren in Richtung Anisaraki.
Und hier dürfen wir Kirchen sammeln, ohne langwierige und schwierige
Anfahrtswege. Die erste Kirche ist der Panhagia
geweiht - d.h. der Thronenden
Muttergottes.
Ungeklärte Szene(wahrscheinlich eine Szene aus der
Apokalypse des Johannes)
Christi Himmelfahrt
Szenen aus dem Marienleben
Hinter dieser Kirche
ragt auf der nächsten Stufe die Agios Georgios Kirche auf, deren
Pantokrator in der Apsis uns eher erschreckt, als begeistert.
Die Agia Anna Kirche liegt in einem Olivenhain,
unbeschreiblich vom Ambiente und trägt innen einen Freskenschmuck, der uns
umwirft. Meisterlich hat es der Freskenmaler verstanden die Muttergottes, als
Himmelskönigin, aber auch gleichzeitig als gütige Mutter mit Farbe und Mörtel
einzufangen.
Maria mit Kind
Erzengel
Michael
Dazu kommt, dass wir
in der Agia Anna Kirche die einzige
einigermaßen erhaltene Bilderwand (Ikonostas)vorfinden. Kanonisch festgelegt befindet sich
auch hier das Bild der Muttergottes links vom Eingang zum Altarraum, während Christus immer rechts
davon abgebildet ist.
Dann geht es Richtung
Paleochora zu unserem Schlaftempel. Auf dem Weg dahin erheitere ich Herbert mit nicht
- gemachten Fotos, weil er so zimperlich ist, wenn ich vor ihm durch die
Windschutzscheibe fotografieren will und er sich beim Chauffieren gestört
fühlt. Besonders ein Zackenkamm hat es
mir angetan, der plötzlich verschwunden ist, weil Herbert so schnell fährt.
Am Abend landen wir
in einem Familienrestaurant, wo es herrliches Essen gibt. gebratene Sardinen,
gefüllte Zuchiniblüten. Gebratene Kleinfische und gratinierte Melanzani.
Einfach köstlich. Wir werden jeden Tag hier essen – und es ward gut so.
Samstag, 3. Oktober 2009
Am Morgen weht der
Wind und die Temperatur lädt nicht wirklich zum Baden ein. So beschließen wir
nach Sougia zu fahren, um auf dem Landweg nach
Lissos zu gelangen. 30 km Straßenfahrt,
um einen Luftweg von 12 km zurückzulegen. Das ist Kreta pur!
Wir fahren ohne Unterbrechung und beginnen
nach Kaffee und Kakao, den Anstieg nach Lissos;
zunächst durch eine wunderbare Schlucht. Rechter Hand neigen sich die hohen
roten Felsen wir offene Hände über den ausgetrockneten Bach und die üppige
Vegetation, bestehend aus Aleppokiefern und Hartholzgewächsen. Überall weiden
Ziegen und blicken uns freundlich an.
.
Nach 20 minütigem
Fußmarsch durch das Tal, geht es hinauf zum Plateau des Hügelausläufers. Zunächst wandern wir auf einem mit Föhrennadel
gepolsterten Steig. Oben angekommen, erstreckt sich das Bergplateau fast eben
vor uns, gesprenkelt von unterschiedlichen Arten von Mackie,
wodurch sich ein abgetretener und rotgefärbter
Steig hindurchschlängelt. Es ist heiß und windig. Aber es geht flott
dahin und bald erblicken wir die malerische Bucht zu unseren Füßen, wo das
antike Lissos erbaut wurde.
Lissos war eine antike Stadt an der Südküste Kretas,
zwischen den heutigen Ortschaften Paleochora im Westen und
Sougia im Osten.
Die Stadt
wird erst seit dem 3. Jahrhundert in schriftlichen Quellen erwähnt, war nach
den archäologischen Resten aber schon seit klassischer Zeit besiedelt. Im
späten 4. und 3. Jahrhundert war Lissos Mitglied und
wahrscheinlich sogar Hauptstadt eines Bündnisses mit den Nachbarstädten. 221/220 v. Chr. kämpften die Oreioi im Lyktischen Krieg gegen
Knossos. Vermutlich noch bis zum 9. Jahrhundert n. Chr. war Lissos Bischofssitz.
Im Ort, der nur über
das Meer und Wanderwege erreichbar ist, haben sich Reste eines Asklepeions mit Mosaiken, eines Aquäduktes und römischer Thermen erhalten.
Außerdem wurden ein Theater und die Überreste frühchristlicher Basiliken
entdeckt. In Lissos wurden zudem eine große Menge
Skulpturen gefunden, die hauptsächlich die Gottheiten Asklepios oder Hygeia darstellen.
Wir klettern hinab
und besuchen zu allererst eine kleine byzantinische Kapelle, die der
Muttergottes geweiht ist. Die Fresken an
den Wänden zeigen teils ungewöhnliche Szenerien, d.h., dass sie vor der
Kanonbildung gemalt wurden.
Muttergottes
mit geneigtem Kopf Hl.
Georg
Es ist ein lieber
Raum und zudem ist es kühl hier drinnen, was wir beide sehr genießen. Später
wandern wir in Richtung Bucht und ich habe nur eine Sehnsucht – ins Wasser.
Doch habe wir keine Badekleidung mit und daher muss die Rast im Schatten des
Felsens genügen. Wir bewundern den Ausblick, müde und verschwitzt. Als später
noch eine Gruppe von Ausflüglern daherkommt, beschließe ich mir eine kleine
Bucht zu suchen, wo ich ungesehen ins Meer kann. Ich klettere über die Felsen,
doch eine gemütliche Bucht findet sich nicht. So kauere mich hinter einen
großen Felsen, wo die Wellen anprallen und bekomme ein wenig kühlendes Wasser
ab.
Später erkunden wir die Ausgrabung, die krottenschlecht
beschriftet ist. Es finden sich Spiralen am Boden, die offensichtlich so klar
sind, dass sie jeder versteht und keiner Erklärung bedürfen. Ein Pfeil weist in
Richtung Asklepius Tempel, von keinem weiteren gefolgt. Wo der Tempel wirklich
ist, kann nicht eruiert werden. Immer wieder steige ich hinauf , um das Gelände
zu überblicken, entdecke in der Ferne noch eine kleine byzantinische Kirche –
besuche eine näher liegende, die aus
Spolien gefertigt ist, aber weit und breit kein Asklepius Tempel, bis, ja bis wir über den Tempel geradezu stolpern,
und zwar am Einstieg in die Wand, die am Rückweg zu überwinden ist. Es gibt
einen schönen schwarz weiß gestalteten Mosaikboden. Eng gefugte Grundmauern,
zwei Säulenstümpfe und ein Badebecken im Tempelinneren – alles, was zu einem
ordentlichen Restbestand dazu gehört und darüber hinaus ein kleines Altärchen,
wo die esoterischen Gemüter ihre Opfer darbringen können.
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Als uns eine betagte
Italienerin in eine bestimmte Richtung
führt, stehen wir nur vor Einfriedungen. Doch Herbert und ich nehmen
eine Abkürzung und klettern unter Zaun und Stacheldraht hindurch.
Der Aufstieg fühlt
sich mörderisch an. Die Steine strahlen Hitze ab und die Sonne brennt herab.
Doch wir sind sehr schnell oben und setzen den Abstieg fort durch Makie, Föhrenwald und das malerische Flusstal. Eine Ziege
hält Zwiesprache mit Herbert und mir gelingt ein gutes Porträt derselben.
Unten angekommen empfängt
uns der Beton des kleinen Fischerhafens, wo die Wellen anbranden und die
Herrschaft über unsere Aufmerksamkeit gewinnen.
Müde, aber sehr
glücklich beginnen wir unsere Rückfahrt: wieder eine 30km Fahrt für eine
Distanz von Luftlinie von knapp 12km.
Sonntag, 4. Oktober 2009
Reisetag. Wir werden
an diesem Tag 260km zurücklegen. Doch noch sind wir am Anfang. Zunächst
verlassen wir unser „übergeschmücktes“ Heim in Richtung Temenia.
Die kleine Kirche von Stratos ist leider geschlossen. Wir befahren eine
Straße, die wir schon sehr gut kennen, weil sie der Zweig ist, den man nehmen muss,egal in welcher Richtung man fahren will. Wir
verabschieden uns von Maxa und Rodovani – so richtigen Ur-dörfern,
wo es heute hoch hergeht und auch die Frauen auf den Straßen zu sehen sind.
Es ist Wahlsonntag
und wir spüren den ganzen Tag, dass die Atmosphäre anders ist als sonst. Von Rodovani geht es auf einer unbekannten Strecke in
Richtung Chania, wo wir die National Road
nehmen bis Vrises. Ab Vrises
geht es wieder Richtung Süden nach Franco
Kastello. Dorthin wollte Herbert schon lange und
irgendwann sind wir dann auch dort.
Unterwegs halten wir
in einer Provinzkleinstadt und trinken in der Konditorei Kaffee und Kakao –
nein heiße Schokolade - und essen Süßigkeiten - herrlich süße – dann suchen wir
nach der Agio Georgios. Wir finden sie auf einem wunderschönenPlatz,
darauf ein Kirchlein, mit einem Vorhängschloss abgesperrt. Der Schlüssel
streckt daneben an einem Bändchen im alten Holzriegel!!!
Innen wieder trauliche Schönheit! Herbert wird langsam zur
lebendigen Ikone.
Später geht es eine überwältigend schöne Küstenstraße hinab
nach Vraskas, deren Zauber ich mit der
Kamera einfangen will, was aber kaum gelingt.
Entlang der Küste
fahren wir wieder durch Olivengärten und Obstplantagen. Wo immer in Kreta ein
Stück flaches Land zu finden ist, wird in Glashäusern Gemüse und daneben Obst
gezogen. Olivenbäume gibt es überall: an den steilsten Hängen, neben der
Strasse und überall dort, wo sie wachsen können. Ähnlich ergeht es den
Weinstöcken, die auch überall zu finden sind, wo man zu Fuß hingelangen kann,
um die vielfältigen Arbeiten zu erledigen, die Weinstöcke brauchen.
In Franko Kastello ist es heiß und es scharen sich die Leihautos im
Schatten der langen Nordmauer. Wir parken etwas abseits in der Sonne und
Herbert holt sich einen süß und „fruchtig“ schmeckenden Saft, der auch zu den
„Verlorenen“ zählen wird. Dieser schmeckt so grauslich – eine Mischung aus
Hustensaft und Geschmacksverstärker – das er nicht zum Trinken ist. Ebenso, wie
unsere Keksrolle, die wir im etwas nachsaisonal wirkenden Super Markt in Falasarna
gekauft haben. Wir betreten das Kastell und sind überwältigt. Das venezianische
Gespür für Dimensionen hat auch diesen militärischen Platz gestaltet. Breite,
Höhe und Tiefe der gesamten Anlage harmoniert aufs innigste miteinander. Die
Ecktürme vermitteln ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit und die Bauten
der militärischen Bereiche folgen dem Goldenen Schnitt. An der östlichen
Innenmauer ist eine riesige Bühnenplatform errichtet. Die Holzdielen lösen sich schon
vom Untergrund, aber das hindert Herbert, nicht in großer Gestik sein
schauspielerisches Können anzudeuten.
Es ist Herbst und die
jungen Leute schon lange in der Schule, sonst wäre die Bühne
schon längst von
Komparsen bespielt, die Herbert nachzuahmen versuchen. Bühne bewirkt
Verzauberung. Aber wenn wir die elektrischen Anlagen der Burg betrachten, dann
wird uns klar, dass hier NUR der alte griechische Chor eine Chance hat
verstanden zu werden. Ein Regisseur der Moderne müsste schlichtweg wahnsinnig
werden, wenn er an die Beleuchtungsausfälle, Tonstörungen - bedingt durch
Schwankungen im Netz kaputte Isolierungen,
ect. –
zu denken begänne.
Wir begeben uns hinab
an den Strand, der von den anrollenden Wellen nass und dunkel gefärbt ist. Wir
wandern weit hinaus, um den Anblick des Kastells nur recht genießen zu können.
Herbert badet im rechten Plantschbecken, das von
einem Felsenriff gebildet wird, ich werde es ihm nachmachen und später auf den
Felsen das Meer anschauen und den Wellen zuhören.
Wir fahren weiter und
es zieht sich nach Selia, trotzdem wir auf dem
flachen Küstenstreifen unterwegs sind. Von Selia
eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf die Bucht von Plakias,
die Herbert in Zukunft mit seiner Anwesenheit beehren will:
„Durt wü i amal hin und Tage
verschlunzen…“ Ich verstehe ihn...
Später biegen wir
wieder in die Berge hinauf, durchqueren das mondäne Spili;
ringelnd und kurvend geht es weiter,
wobei die Landschaft immer wieder ein
anderes Gesicht zeigt. Fotos reichen nicht aus, um den überwältigenden
Eindruck wiederzugeben, den die Landschaft auf uns ausübt. Bei Hagia
Galini nähern wir uns wieder dem Meer, um danach
wieder in die Berge abzubiegen, bis wir schließlich in Zaros
zu landen. Dem Ort, der für heute unser Schicksal wird..
Montag, 5.Oktober 2009
Nach einer nahezu
durchwachten Nacht, weil uns die heimischen Gelsen keine Ruhe lassen – fahren
wir in Richtung Vasomonerou. Es ist etwas
schwierig hinzukommen, weil die Durchfahrt durch Vorizia
eng und voller Gartenarbeit (z. B Nüsse auf der Straße) ist. Die Anfahrt zum
Kloster gestaltet sich dann wieder als Ableger der National-Road. Das mächtige
Vorhängeschloss signalisiert: hier können nur Auserwählte hinein. Wir fragen im
Dorf nach, wegen dem Schlüssel und erfahren, dass am Montag immer geschlossen
ist und der Schlüssel wahrscheinlich in Zaros
aufbewahrt wird.
Wir fahren also
wieder zurück und ich frage in der Post nach dem Schlüssel. Der Postangestellte
kommt mit dem Popen zurück und meint, dass dieser in einer halben Stunde
draußen an der Klosterkirche sein werde. Wir nehmen an, dass es stimmt und
nehmen im Cafe visavis einer PASOK-Versammlung Platz,
wo der Pope mittendrin sitzt. Es ist ein unvergessliches Bild, wie sie zusammen
den Sieg der Sozi- Partei feiern. Drinnen im Cafe sitzen die Älteren. Ob sie
die Niederlage ihrer Partei zu verkraften suchen? Auf jeden Fall ist es ein
menschliches Geschenk vom Feinsten, wie sie hier zusammen sitzen und alle Vorüberfahrenden anrufen,
wissend wer sich mit ihnen freuen kann und wer nicht.
Der vorbeikommende
Polizist legt sich allerdings
Zurückhaltung auf, er muss mit allen auskommen und ist klug genug,
Geschäfte vorschützend zur Post und zur Bank zu gehen.
Als der Pope aufbricht,
trinken wir schnell aus und fahren zur Klosterkirche hinaus. Doch er kommt
NICHT. Und traurigen Herzens fahren wir wieder zurück. Wir fahren ins Kloster Agios
Nikolaos, wo wir von einem alten freundlichen Mönch mit Kuchen gemästet
werden. Es ist eine rührende Szene, wie er uns füttert. Später lässt er uns in
die Kirche und sperrt uns auch den freskierten alten
Teil auf. Ich fotografiere nicht – lasse das alles nur auf mich wirken und
vergesse langsam meine Enttäuschung.
Herbert fährt weiter
und biegt zum Kloster Vrontisi. Dort finden
wir den angekündigten venzianischen Brunnen mit Adam
und Eva und die Klosterkirche, die wirklich wie eine belebte Kirche wirkt.
Es herrscht
allerdings absolutes Fotografierverbot. Draußen auf Platz vor der Klosterkirche
ist es wieder unnachahmlich still und friedlich.
Wir fahren zurück
nach Zaros unseren Ort der Wünsche und
Hoffnungen, der Stechmücken und der nicht eingehaltenen Versprechen…
Weiter geht es zuerst
nach Osten und dann nach Süden, wo sich die Weiten einer Flusslandschaft mit
Obstplantagen und Olivenhainen, Glashäusern eröffnet, die in ihrer
Fruchtbarkeit ein völlig neues Landschaftsbild eröffnen.
Unterwegs bemerkt
Herbert eine Knubbelkirche – Zentralbau, die wir wieder über einen Feldweg
erreichen. Von außen wunderbar, im Inneren keine Fresken mehr. Wir stapfen
durch Olivenhaine, klettern über Terrassenaufbauten und essen gestohlene
Weintrauben.
In Hagia Deka betreten wir die frühbyzantinische
Kirche, die wir als stärksten religiösen Ort erleben, seit wir in Kreta
unterwegs sind. Es gibt noch den Stein, worauf die Heiligen Martyrer bei ihrer
Enthauptung gekniet sind und wunderschöne alte Ikonen. In der benachbarten
Kirche finden wir die Gräber der 10 Martyrer – einfache Tröge, weil zu einer
würdigen Bestattung kaum Zeit und Möglichkeiten vorhanden waren. Grundsätzlich
befindet sich das Dorf auf den Ruinen einer römischen Siedlung, die sich im
Umkreis erstreckte.
Enthauptungsstein
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Wir fahren
weiter durch Mires einer Mischung aus Deutsch Wagram und Strasshof, eine Stadt nur zum Durchfahren. Matala ist touristisch total verseucht und wir
beschließen am nördlicheren Strand zu bleiben. Kalamaki
heißt unser Strand und wir bewohnen ein weißes Studio mit Blick zum Meer.
Und es ist hinreißend hier zu sein…
Dienstag, 6. Oktober 2009
Heute ist großer
Ausgrabungstag. Wir besuchen Festos, die zweitgrößte
minoische Metropole. Es ist ein sehr übersichtliches Ausgrabungsgelände und
ganz toll beschriftet. Wir sind früh da und können unseren Rundgang
abschließen, noch bevor der Parkplatz mit Autobussen vollgestellt ist.
Eingangsbereich/Haupttreppe
Vorratsbehälter
Megraon /Audienzsaal der Königin
Megaron/Audienzsaal des Königs
Bibliothek /Fundort des
Diskus mit Linea -A Schrift
Drüben in Hagia Triada, der Sommerresidenz der
minoischen Könige, fehlen die Besuchermassen und wir können gemächlich
herumspazieren und die alte Welt auf uns wirken lassen. Die neue Welt wird
durch rot-weiße Absperrungsbänder einige Handwerker und einer weiblichen Chefin
repräsentiert.
Doch die wirklich
interessanten Mauerfresken sind sowieso im Museum in Heraklion.
Wohnzimmer
des Prinzen
Die Kirche Agios
Georgios, die sich auf dem Ausgrabungsgelände befindet, erfreut uns mit
Fresken aus dem 14.Jh. Die Kirchentüre ist mit einem Draht „gesichert“, der
sich ganz leicht öffnen lässt. Nachdem die übrigen Besucher herein und wieder
hinausgegangen sind, schließe ich die Türe und die späteren Besucher kommen
nicht auf die Idee dasselbe zu versuchen, wie ich …
Donnerstag , 6. Oktober
Heute brechen wir auf nach Iraklion.
Am Weg dahin besuchen wir das Kloster Paliani,
ein Frauenkloster, wo heute noch 50 Nonnen leben.
Es ist eines der ältesten Klöster von Kreta.
In byzantinischer Zeit war es ein patriarchalisches und kaiserliches Kloster.
Doch gibt es aus dieser Zeit keine Urkunden, nur Ruinen und Legenden, die
berichten, dass in den umliegenden Höhlen Asketen und Eremiten lebten. Zur Zeit
der Venezianer (Besetzung Kretas 1204-1211) erhob der Doge von Venedig
Ansprüche auf das Kloster. Der Zwist mit dem byzantinischen Kaiser um den
Besitz des Klosters, dem viel Ländereien als Schenkungen zugeflossen waren,
währte viele Jahre, wie aus den Briefen in den venezianischen Archiven
hervorgeht. In venezianischer Zeit war es eine Nonnenkloster.
Nach der Eroberung Kretas durch die Türken
befanden sich die Frauenklöster in einer sehr schwierigen Lage. Die Klöster
wurden überfallen, die Frauen vergewaltigt und getötet.Trotzdem
gelang es dem Kloster Paliani bis zum Befreiungskampf
1821 zu überleben.
Dann jedoch zeigte sich die Gewalttätigkeit
der türkischen Truppen in ihrem ganzen Ausmaß. Das Kloster wurde in Brand
gesteckt. Die Nonnen versuchten zu flüchten. Die Äbtissin wurde ermordet,
nachdem ihr alle,“die gerade da waren Gewalt angetan
hatten“, wie in einer Urkunde jener Zeit erwähnt wird. Von den 70 Nonnen
überlebten nur drei. Einer von ihnen gelang es später das monastische Leben auf
Kreta wiederzubeleben. Gegen Ende des 19.Jh. begann eine neue Blütezeit für das
Kloster. Dutzende von Nonnen ließen sich dort nieder. Und auch heute leben noch
50 Nonnen in diesem Konvent.
Auffällig ist, dass in den Männerklöster
auf Kreta kaum mehr als drei Mönche leben und eine Reihe von Klöstern überhaupt
aufgegeben wurden, während es drei große Nonnenklöster gibt, die auch jungen
Mädchen immer wieder eintreten.
Südlich von der Kirche steht eine große jahrhunderte Jahre alte Myhrte,
die von den Nonnen als heilige Myrthe bezeichnet wird
und ein erstaunliches Beispiel darstellt, wie der Kult der Bäume noch fortlebt,
der bis in die minoische Zeit zurückreicht. Dieser Kult findet sich an mehr als
50 Orten in Kreta, und zwar in christlich orthodoxem Gewand. So glaubt man,
dass sich in der
Hl. Myrthe eine
Ikone der Gottesmutter verborgen ist. Das Fest der Muttergottes ist im
orthodoxen Raum der 15. August. Doch gibt es für die Hl. Myrthe
noch ein eigenes Fest am 23. September, wo auf Spolien - Säulenkapitellen aus der Römerzeit- besondere Brote gesegnet werden.
Auf dem Weg dahin
irren wir uns bei der Abfahrt und landen in einem Bergdorf, wo sich Herbert
durch schmale Strassen hinaufquälen
muss.. Oben erfahren wir, dass wir nur im
großem Bogen zum Kloster kommen. Unterwegs dahin drehen wir nochmals um,
weil die Gegend zu einsam wirkt, um in die richtige Richtung zu fahren. Wir
fragen nach und erfahren, dass wir schon auf dem richtigen Weg waren und
einfach weiter fahren sollten in die Einsamkeit der Hügellandschaft hinein.
Der Geist des Labyrinthes
ist auf Kreta offenbar bis heute lebendig geblieben!
Wir betreten den
Klosterhof und wundern uns nicht mehr, dass die Gebäude in einem wunderbar gelegenen kleinen Taleinschnitt
errichtet wurde. Alle wichtigen antiken Gebäude, alle Klöster des Landes
und auch alle alten Kirchen, so meine ich, liegen in Griechenland an besonderen
Orten. Entweder auf Hügelplateaus, die eine besondere Aussicht gewähren, oder
verborgen in Olivenhainen, wo geheimnisvolles Halbdunkel herrscht, in
Schluchten, wo im Herbst das Wasser hernieder rinnt und eine üppige Vegetation
hervorruft. Als Besonderheit von Kreta
kommen die Höhlenkirchen dazu , die aber mehr zum Schutz der Gläubigen in
Verfolgungszeiten geschaffen wurden, denn aus anderen Motiven.
Das Kloster ist sehr lebendig geblieben, das merkt man schon beim
Betreten. Im übrigen wirkt es wie ein kleines Dorf. Es gibt eine Bäckerei hier,
und einige Gebäude, wo Handwerker tätig sind und Nonnen ihren Arbeiten
nacheilen.
Ein Raum fasziniert
uns besonders – offensichtlich der Besuchertrakt, der mit großen Porträts
geschmückt ist, die Äbtissinen und wichtige
kirchliche Würdenträger darstellen. Daneben gibt es noch einen
bibliotheksartigen Raum, der offensichtlich auch als Speisezimmer in Verwendung
ist. Ich trau mich kaum zu fotografieren, aber schließlich drücke ich doch ab.
Wir finden auch die
alte Myrthe, aber obwohl es mitten am Vormittag ist,
lassen sie uns nicht in die Kirche hinein. Ich könnte sie eintreten die
Kirchentüre, aber es hilft nichts – neimand sperrt
uns auf..
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Bei der zweiten
Kirche, die aus unmittelbarer Nähe herübergrüßt,, dasselbe, zugesperrt. Und ich
bin unendlich traurig, weil es hier offensichtlich nicht darum geht, dass man
Jesus im Sakrament besuchen kann, sondern nur darum, ungebetene Touristen, die
ohnehin kaum herkommen, abzuwehren.
Knossos
Knossos war in der Antike eine Großstadt
und beherbergte in ihrer Blütezeit etwa 100.000 Einwohner. Sie war die
bedeutendste Stadt der minoischen Kultur. In ihrem Zentrum stand der Palast des
sagenhaften König Minos.
Knossos ist heute die größte und bekannteste Sehenswürdigkeit der Insel Kreta.
Zehntausende Touristen besuchen jährlich dieses größte Ausgrabungsgelände der
Insel. Die Reste der eindrucksvollen antiken Siedlung liegen etwa fünf
Kilometer südöstlich der Inselhauptstadt Irakleion.
Kernstück der archäologischen
Grabungsstätte und gleichzeitig Mittelpunkt des Besucherinteresses ist der
einstige Palast des König Minos. Dieses auf einem teilweise künstlich
angelegten Hügel stehende Bauwerk war mehrere Stockwerke hoch.
Der Palast besaß insgesamt etwa 1400 Räume und wurde im Verlauf der Geschichte
mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Die älteste Palastanlage stammt
vermutlich aus der Zeit zwischen 3000 bis 2000 Jahre v. Chr.. Ein jüngerer
Palastbau ist etwa 3600 Jahre alt. Beide Palastanlagen waren etwa gleich groß
und in ihren Ausmaßen gewaltiger als der heutige Londoner Buckingham Palast.
Stadt und Palast wurden um 1450 v. Chr. vermutlich
durch ein Erdbeben nach einem Vulkanausbruch auf der Insel Thira stark beschädigt.
Der Palast konnte danach nur teilweise wieder aufgebaut werden, denn bereits um
das Jahr 1400 v. Chr. zerstörten die mykenischen Heerführer die verbliebenen
Reste der Stadt sowie des Palastes. Damit endete die minoischen Kultur auf der
Insel Kreta.
Erste spärliche Ausgrabungen an dieser
historischen Stätte erfolgten im Jahre 1878 durch den Griechen Kalokairinos. Ab dem Jahre 1900 wurden sie im großen Stil
durch den Briten Arthur Evans vorangetrieben. Die Forscher entdeckten in der
Folgezeit einen mehr als zwei Hektar umfassenden Gebäudekomplex mit zahlreichen
Sälen, Innenhöfen, Treppen, Magazinen und anderen Räumen in allen Größen.
Außerdem stießen sie auf zahlreiche Funde, welche auf einen Stierkult
hindeuteten.
Sehr viele der Grabungsfunde werden heute im Archäologischen Museum von
Iraklion aufbewahrt.
Zahlreiche der Ruinen des Palastes wurden
fragmentarisch restauriert. Die dabei verwendete kräftige Farbgebung ist unter
Archäologen und Historikern nicht unumstritten. Sie ist zwar sehr
eindrucksvoll, aber geschichtlich nicht belegt.
Auf dem Gelände des Palastes sehen Sie u.a. die antike Wasserversorgung und
WCs, die Gemächer des Königs und der Königin, den Thron des Minos sowie
zahlreiche beeindruckende Wandgemälde mit Tieren und Fabelwesen.
Stadt und Palast wurden um 1450 v. Chr.
vermutlich durch ein Erdbeben nach einem Vulkanausbruch auf der Insel Thira stark beschädigt.
Der Palast konnte danach nur teilweise wieder aufgebaut werden, denn bereits um
das Jahr 1400 v. Chr. zerstörten die mykenischen Heerführer die verbliebenen
Reste der Stadt sowie des Palastes. Damit endete die minoischen Kultur auf der
Insel Kreta.
Erste spärliche Ausgrabungen an dieser
historischen Stätte erfolgten im Jahre 1878 durch den Griechen Kalokairinos. Ab dem Jahre 1900 wurden sie im großen Stil
durch den Briten Arthur Evans vorangetrieben. Die Forscher entdeckten in der
Folgezeit einen mehr als zwei Hektar umfassenden Gebäudekomplex mit zahlreichen
Sälen, Innenhöfen, Treppen, Magazinen und anderen Räumen in allen Größen.
Außerdem stießen sie auf zahlreiche Funde, welche auf einen Stierkult
hindeuteten.
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1 - Westliche Vorhalle |
20- Ostbastei |
Sehr viele der Grabungsfunde werden heute
im Archäologischen Museum von Iraklion aufbewahrt.
Zahlreiche der Ruinen des Palastes wurden
fragmentarisch restauriert. Die dabei verwendete kräftige Farbgebung ist unter
Archäologen und Historikern nicht unumstritten. Sie ist zwar sehr
eindrucksvoll, aber geschichtlich nicht belegt.
Auf dem Gelände des Palastes sehen Sie u.a. die antike Wasserversorgung und
WCs, die Gemächer des Königs und der Königin, den Thron des Minos sowie
zahlreiche beeindruckende Wandgemälde mit Tieren und Fabelwesen.
Das Bauwerk gibt den Fachleuten noch viele
Rätsel auf. So finden sich hier z.B. mehr al 400 mannshohe Tonkrüge mit einem
Fassungsvermögen von insgesamt mehr als 200.000 Litern. Sie müssen noch vor dem
Bau der umgebenden Mauern aufgestellt worden sein, da sie nicht durch die
Türöffnungen hindurchgepasst haben..
Laut Aussage der Archäologen handelte es sich bei diesen Gefäßen einst um
Vorratsbehälter für Öl, Wein und Getreide.
Das sagenhafte
Das sagenhafte Labyrinth, in welchem der griechischen Mythologie zufolge der Minotauros gefangen gehalten wurde, konnte bisher nicht
gefunden werden. Vermutlich aber war der Palast mit seinem verwirrenden Grundriß selbst dieses mystische "Labyrinth".
Wir parken in einem Olivenhain und merken erst später, dass wir noch
ein Stück weit haben zu den Ausgrabungen.Doch tapfer
machen wir uns in der Hitze auf den Weg und beginnen schließlich unsere Wanderung am
Westpropylon. Hier begrüßen uns die amphorentragenden Jünglinge, die den prächtigen Aufgang zu
den ersten Stockwerken des Piano Nobile schmücken. Die Reste des
Königspalastes bestechen durch die riesigen Ausmaße einerseits und die
Rekonstruktionen andererseits. Obwohl die Fachwelt die roten Säulen von Evans
nicht unbedingt gutheißt und nach dem heutigen Standpunkt der puristischen Archäologie,
Rekonstruktionen in diesem Umfang einfach nicht gutheißen kann, helfen sie dem
Besucher in der verwirrenden Vielzahl von Gebäuden einen Überblick zu gewinnen.
Von dort aus betreten wir den Zentralhof,
durchschreiten den über den ehemaligen Süd-eingang
endende Prozessionskorridor, der mit einer Kopie des Lilienprinzen geschmückt
ist.
Immer wieder erleben die
Faszination der weiträumigen Treppenanlagen, die dem Gebäude ein grandiose
Leichtigkeit verliehen. Man spürt geradezu den bewusst hergestellten Austausch zwischen Natur, Sonne
und Wind, der mit den Gebäuden eine außergewöhnliche Symbiose eingeht...
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Wir wandern durch die Anlage und versuchen dem Schwall der Touristen zu
entkommen, der über die bekanntesten Räume und in in
allen europäischen Sprachen immer wieder hereinbricht.
Ich sehen mich nach Phästos,
wo wir in der morgendlichen Frühe fast allein durch den Palast wandern konnten
und in die Atmosphäre Ausgrabungen mit unserer eigenen Fantasie eintauchen
konnten. Hier fühlt man sich gezwungen, alles schnell zu sehen und zu
verstehen, um bald wieder fliehen zu können und dem Getriebe zu entkommen.
Doch noch sind wir mitten in der Palastanlage und besuchen die Räume im Piano Nobile über dem Heiligtum, wo die Kopien der geretteten Fresken, wie in einer Bildergalerie angebracht sind. Noch in den Kopien strahlen die Freskenbilder von damals einen eigenartigen Zauber aus und ich freue mich schon, sie im Original im Museum zu sehen.
Die „Pariserin“. Sehr wahrscheinlich gibt das Portrait eine Priesterin wieder, die zu einer größeren
Komposition gehörte. Da man annahm, dass sie das Ideal der weiblichen Schönheit
von damals ausdrückte, nannte man sie Pariserin.
Fresko mit der Szene eines Stiersprunges. das den
populärsten Sport der Minoer darstellt. Wiedergegeben
sinddie aufeinander folgenden Phasen des Wettkampfes,
nämlich das Packen des Stieres an den Hörnern, der Sprung über den Rücken des
Stieres und der endgültigen Landung auf dem Boden.Der
Springer ist ein Mädchen
Wir überqueren den Zentralplatz und besuchen das Megaron
des Königs und der Königin.
Der Thronsaal ist das
meistdiskutierte Restaurierungsergebnis. Er erfreut das Auge des Besuchers,
aber nicht das der Archäologen – zu rigoros wurde hier experimentiert...
Ein Megaron
besaß einen Hauptraum mit nur einem Zugang mittig in der Längsachse des
Baukörpers. Zentral im Raum gab es einen kreisförmigen Feuerplatz, der in der
Regel mit einer steinernen ringförmigen Einfassung versehen war. Dieses
zentrale Gebilde war von vier Säulen umgeben. Vor dem Eingang befand sich ein
Vorraum, der auch Türen zu den Seiten haben konnte und so den Kontakt zum
restlichen Palast ermöglichte. Gegenüber des Hauptsaales befand sich im Vorraum
der Hauptzugang, davor schob sich eine
Vorhalle zwischen den vorgezogenen Seitenmauern der Längswände
Megaron des Königs
Megaron
der Königin
Die Delphine aus dem Megaron der Königin sind mittlerweile ein Wahrzeichen Kretas geworden. Man findet sie überall und in allen möglichen und unmöglichen Kombinationen.
Unser Weg führt uns weiter zu sogenannten Theater, einer flachen
Stufenrampe, die wie wir schon von Phästos wissen,
für die Zuschauer der Heiligen Spiel oder Handlungen errichtet wurde. Dann wir
uns die Stelle gezeigt, wo man das berühmte Schachspiel von Knossos gefunden
hat. Eine wunderbare Arbeit aus Gold,
Elfenbein und blauen Steinen, die wir später im Museum bewundern dürfen.
Wir betreten die Kellerräume des
Palastes und finden hier die berühmten übermannsgroßen Pithoi,
die vor den Gebäuden hier schon verstaut werden mussten und zur Vorratshaltung
für Getreide und Öl gedient haben
Der Minotauros (greichisch) (Μινώταυρος)
Minos, ein Sohn des Zeus, der auf dem vom Meer
umgebenen Kreta wohnte, bat seinen Onkel, den Meeresgott Poseidon Minos, ihm zur Festigung seiner
Königswürde und zur Abschreckung eventueller Thronanwärter ein Wunder zu
gewähren. Er solle einen weißen Stier aus dem Meer emporsteigen lassen, später
wolle er ihn dem Gotte auch opfern. Poseidon ließ daraufhin einen Stier aus dem
Wasser steigen. Kretas König fand den Stier jedoch derart schön, dass er ihn in
seine Herde aufnahm und statt dessen ein minderwertigeres Tier opferte.
Poseidon ergrimmte
und verfluchte Minos' Frau Pasiphae, die
sich daraufhin in den Stier verliebte. Sie ließ sich von Daidalos ein
hölzernes Kuhgestell bauen und eine Kuhhaut darüberspannen,
um dann in dieses Gestell zu kriechen und sich in diesem mit dem weißen Stier
zu vereinigen. Aus dieser Vereinigung ging der Minotauros
hervor, eine Gestalt mit menschlichem Körper und dem Kopf eines Stieres.
Minos ließ für das
Tierwesen, das er eigentlich töten wollte (zeugte dieses doch auch vom
Fehltritt seiner Gemahlin), auf Bitten seiner Tochter Ariadne, die ihn am Leben
lassen wollte, durch Daidalos ein Gefängnis, das Labyrinth in Knossos, erbauen.
Herakles befreite als siebte seiner
zwölf Aufgaben den kretischen Stier und brachte ihn
auf die Peloponnes. Dort richtete dieser Verwüstungen und
Unheil an. Androgeos,
ein Sohn des Minos, hielt sich gerade in der Gegend
auf, wurde aber bei der Jagd auf den Stier hinterrücks ermordet. Deswegen
führte Minos nun Krieg gegen Athen.
Da Athen nicht zu bezwingen war, erbat Minos Hilfe von seinem Vater Zeus, die
dieser gewährte. Er schickte die Pest,
und Athen ergab sich. Doch um Minos zu besänftigen, so berichtet die attische Volkssage, musste Athen nun jeweils alle neun Jahre sieben Jünglinge
und sieben Jungfrauen als Tributzahlung nach Kreta schicken, die von Minos zu
Minotaurus ins Labyrinth geschickt und so diesem geopfert wurden.
Schließlich löste Theseus, der spätere König von Athen, das Problem,
indem er sich selbst mit der dritten Tributfahrt auf den Weg nach Kreta machte.
Minos gestattete Theseus den Zugang zum Labyrinth, in
der Hoffnung, dass Theseus vom Minotauros
gefressen würde. Theseus konnte jedoch den Minotauros besiegen und das Labyrinth wieder verlassen. Die
kretische Prinzessin Ariadne, die zwar bereits mit Dionysos verlobt war, sich jedoch in den kühnen
Recken verliebt hatte, hatte ihm geholfen, indem sie ihm den bekannten Ariadnefaden und sonderbare Pillen aus Pech und Haaren,
die in den Rachen des Minotaurus zu werfen waren, gegeben hatte. Der Rat, auf
der Suche nach dem Ungeheuer den Faden abzuspulen, kam von Daidalos.
Theseus erschien mit dem Haupt in der Hand am Eingang
des Labyrinths und entfloh mit Ariadne in der allgemeinen Aufregung, nicht ohne
zuvor alle minoischen Schiffe unbrauchbar gemacht zu haben, nach Naxos. Daidalos wurde daraufhin zur Strafe in das
leerstehende Labyrinth eingesperrt und entkam später mit seinem Sohn Ikarus.
Die Sage vom Minotaurus hat Generationen von
Forschern nach dem berühmten Labyrinth Ausschau halten lassen, aber es fand
sich nicht. Angesichts der Ausdehnung und Größe des Palastes von Knossos könnte
man meinen, dass der Palast selber den Gedanken an ein Labyrinth nahe legt. Die
Stierspiel könnten ein weiteres Detail einbringen, nämlich, dass fremde junge
Leute zum Stierspielen eingeladen wurde und mangels Übung, zu Opfern der Stiere
wurden. Der Palas hat viele Geheimnisse enthüllt, aber noch mehr aufgeworfen.
Wie die Menschen damals lebten, wie sie Fühlten, was ihnen wichtig war bleibt
hinter den Schleiern der Vergangenheit verborgen. Wir haben keine authentischen
Berichte darüber – können nur mit Vergleichen z anderen Kulturen etwas Licht in
diese Zeit hineinbringen. Doch festteht, dass für
Europäer die Kultur der Minoer eine Basis geschaffen
hat, worauf das antike Griechenland aufbauen konnte und in der Gestalt des
Dichter Homers, der aus Kreta stammt, ein Werk
geschenkt wurde, das beiden
Großkulturen in einer grandiosen Weise verdichtet.
Wieder
unterwegs nach Süden
Wir essen im nahen Restaurant zu Mittag und
machen uns auf nach Süden nach Archanes. Dort
erwarten uns zwei berühmte Kirchen, so glauben wir. Doch die Panhagia Kirche an der Platia ist
nur bis 14 Uhr geöffnet. Meine Versuche
an einen Schlüssel zu kommen sind alle vergeblich. Im Rathaus bestätigt sich
dieselbe Gewohnheit, wie bei der Schließung der Kirche. Es ist kein Mensch zu
sehen kein Mensch zu finden. Nur geschlossene Türen.
Sag mir, wo die Blumen sind….
Doch ist die Kirche schon von außen ein wunderschönes Bauwerk.
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Auch die Ankündigung von einem Minoischen Palast in der Nähe der Kirche und einer minoischen Nekropole bleibt theoretisches Wissen für uns.
Als ich nachlese, dass die Schlüssel für die Agia Triada Kirche in einem Restaurant des Ortes zu bekommen seien, fahren wir dorthin. Doch der Wirt sperrt mir vor der Nase die Räume zu und verschwindet zur wohlverdienten Siesta.
Jetzt reicht es uns und wir beschließen abzufahren, obwohl dieses Archanes etwas hat, was an Salzburg und ähnliche Städte erinnert, aber ohne eine Touristenhochburg zu sein. Das italienische Flair, griechischer Prägung tut das Ihrige dazu, weil es hier sehr viele zweistöckige ordentlich gebaute Häuser gibt und dazwischen lichtdurchflutete weite Plätze.
Wir fahren nach Norden und übersehen die Einfahrt zu der minoischen Nekropole, weil die kretische Verwaltung übersehen hat, dass Leute, die sie besichtigen wollen, auch von Süden kommen könnten. Unser Ziel ist jetzt das Katzanzakis Museum, dass uns auch unterwegs angekündigt wurde. Wir parken in der Nähe des Pfeiles, der etwa 14 km vorher nach östlicher Richtung weist und machen uns zu Fuß auf, um das Haus, das Museum zu suchen. Wir wandern über Schotterstraßen und durch Olivenhaine, aber erfolglos. Ich frage einen arbeitenden Kreter, der winkt ausholend und meint irgendwo oben sei es.
Herbert versteht besser als ich, dass damit auch eine sehr weite Strecke gemeint sein könnte. Und es war so. Ich denke, dass es noch an die 20 km waren, bis wir endlich in Mirtia waren, wo sich das Museum befindet. Der Weg dahin gestaltete sich allerdings als Labyrinth, das uns durch viele schöne Landschaften führte. Wären wir gleich den Pfeilen zu einem bestimmten Weingut gefolgt, wären wir leichter dahin gekommen. So ergab sich einmal ein Pfeil am Boden, etwa 40cm hoch, der in griechischer Schrift die Entfernung mit 4 km angab. Grund genug, um nicht zu verzweifeln und weiterzufahren. Schließlich landeten wir in Mirtia, einem Bauerndorf, wo sich das architektonisch sehr modern gestaltete Museum erhob und wie ein erratischer Block die übrigen Häuser überragte.
Es ist ein Museum, das auf Initiative eines Vereines an der Stelle eines Hauses errichtet wurde, das Verwandten von N. Ksanzakis gehörte.
Das Museum hat bis 19 Uhr offen und wir freuen uns darüber. Zunächst wird uns mittels Video die Lebensgeschichte von N. Kazanzakis erzählt, der noch während der Türkenherrschaft in Iraklion geboren wurde.
Er
wuchs als Sohn eines Kaufmanns in einfachen Verhältnissen in der Stadt Megalo Kastro – dem heutigen
Iraklio im damals türkischen Kreta – auf. Von
1902 bis 1906 studierte er in Athen Rechtswissenschaften. Bereits damals entstanden seine ersten
Werke. Mit dem Roman Der Tag bricht an – erschienen 1907 – wurde
Kazantzakis in ganz Griechenland bekannt. Nach dem Ende des Studiums in
Athen ging er 1907 nach Paris, um am Collège
de France Staatswissenschaften bei Henri Bergson zu studieren, den er später als einen
seiner wichtigsten Lehrer bezeichnete. In dieser Zeit entstanden weitere Romane, Dramen und philosophische Texte. Kazantzakis schloss sein Studium mit
einer Dissertation über Friedrich Nietzsche ab und kehrte 1909 nach Griechenland
zurück. Dort lernte er die junge Intellektuelle Galatea
Alexiou
kennen, die er 1911 heiratete. Die Ehe scheiterte; 1926 ließ sich das Paar
scheiden.
Nun begann eine unstete Phase in
Kazantzakis’ Leben. Er bereiste unter anderem Griechenland, Deutschland,
Österreich, die Schweiz, Russland, China, Japan, Italien, Ägypten,
Palästina und Spanien. In einigen dieser Länder ließ er sich für kurze Zeit
nieder (z. B. in Berlin von 1920 bis 1923). Er arbeitete als Journalist, Auslandskorrespondent, Übersetzer und Autor. Von 1916 bis 1917 versuchte er sich mit Hilfe seines Freundes
Georgios Sorbas, den er kurz zuvor auf dem Heiligen
Berg Athos kennengelernt hatte, als Pächter eines
Bergwerks im Dorf Prastova auf der Halbinsel Mani im Süden der Peloponnes. Das Projekt scheiterte, lieferte ihm aber
30 Jahre später die Vorlage für seinen bekanntesten Roman, Alexis Sorbas, in dem er seinem Freund Georgios ein
literarisches Denkmal setzte.
Nach dem Scheitern der Bergbaupläne
engagierte sich Kazantzakis in der griechischen Politik. Einige Monate lang war
er Generaldirektor des Ministeriums für Soziales unter Venizelos (1919/20). Im Jahr 1922 organisierte er die
Repatriierung von 150.000 der sogenannten Pontos-Griechen aus dem Kaukasus ins Mutterland. Dabei begleitet ihn wieder
Georgios Sorbas. In dieser Phase seines Lebens
entstanden wichtige Übersetzungen (Dantes Göttliche Komödie, Goethes Faust), das Werk Askitiki
(Asketik) und viele Reiseberichte. Immer wieder bereiste Kazantzakis die
Sowjetunion. Er begeisterte sich für die Ideen des Kommunismus und des
Sozialismus, schrieb Drehbücher, Essays und Artikel in der Prawda. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde
Kazantzakis in Griechenland sogar kurzfristig verhaftet. Nach einiger Zeit
wandte er sich jedoch enttäuscht vom Kommunismus ab. Kazantzakis hat sich in
seinem Leben für viele Ideale leidenschaftlich eingesetzt. Doch schließlich
sagte er selbst: „Ich war ein Küfer, ein Anwalt der Katharévousa, ein Nationalist, ein Anwalt der Dimotikí, ein Intellektueller, ein Poet, ein
religiöser Fanatiker, ein Atheist, ein Ästhet – und nichts davon kann mich je
wieder täuschen.“
Von 1928 bis 1932 lebte er mehrere Monate
im kleinen erzgebirgischen Ort Försterhäuser in der Tschechoslowakei, um in Ruhe arbeiten zu können und sich
inspirieren zu lassen
Im Jahr 1936 fand Kazantzakis zum ersten
Mal eine Heimat: Er ließ sich auf der Insel Ägina nieder. Hier lebte er mit seiner neuen,
langjährigen Weggefährtin Eleni Samiou zusammen, die
er 1945 heiratete. Auf Ägina begann eine sehr produktive Zeit. Kazantzakis
beendete eines seiner Hauptwerke, die Odyssee, begann mit der Niederschrift von
Alexis Sorbas, Die letzte Versuchung Christi,
Freiheit oder Tod und arbeitete an seinem Werk über Buddha. Außerdem war er
weiter in der Politik aktiv, unternahm Reisen und arbeitete ein Jahr lang für
die UNESCO..
1945 beauftragte ihn die griechische
Regierung, Kriegsverbrechen der deutschen Besatzungsmacht auf Kreta zu
untersuchen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 1983 von der Gemeinde Iraklio unter dem Titel Bericht des zentralen Ausschusses
zur Feststellung von Kriegsverbrechen auf Kreta (Έκθεσις
της Κεντρικής
Επιτροπής
Διαπιστώσεως
Ωμοτήτων εν Κρήτη)
veröffentlicht.
Kazantzakis’ letzten zehn Lebensjahre
waren von seiner Arbeit als Schriftsteller geprägt, von der er erst leben
konnte, nachdem 1946 Alexis Sorbas erschienen war.
1948 zog er mit seiner Frau Eleni nach Antibes. In
den nächsten Jahren erschienen Die letzte Versuchung Christi und Griechische
Passion, als Oper 1958 von dem
tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů
komponiert. Die katholische und die orthodoxe
Kirche verurteilten Kazantzakis
aufgrund der Bücher und der darin bestehenden Auslegungen des Lebens Christi
und der kritischen Darstellung der großen Kirchen. Der Papst setzte Die letzte
Versuchung Christi auf den Index der verbotenen Bücher (1954). Dies machte
Kazantzakis endgültig weltbekannt.
Im Jahr 1953 wurde bei Nikos Kazantzakis Leukämie diagnostiziert. In den Jahren, die ihm
blieben, beendete er die Werke Kapitän Michalis, den autobiografischen Roman
Rechenschaft vor El Greco sowie Mein Franz von
Assisi. Am 28. Juni 1956 verlieh ihm der Weltfriedensrat in Wien den Internationalen
Friedenspreis für das Jahr 1955.
Nach einer Reise nach China starb
Kazantzakis 1957, von seiner Krebserkrankung geschwächt, in der Universitätsklinik
Freiburg an einer zu spät
therapierten asiatischen
Grippe. Sein Grab befindet sich
auf der südlichen Martinengo-Bastion der
venezianischen Stadtmauer von Iraklio. Die
Grabinschrift lautet:
„Δεν
ελπίζω τίποτα. Δε
φοβʊμαι τίποτα. Είμαι
λέφτερος.“
(„Den elpízo típota. De fovoúme típota. Íme léfteros.
–
Ich erhoffe
nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“)
Im Museum wird sein Leben an Hand seiner schriftstellerischen Arbeit dokumentiert.
Das Material ist nach modernen Richtlinien der Museumspädagogik aufbereitet und gibt einen guten Einblick in seine Art zu arbeiten.
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Das Drehbuch für Anthony Quinn für den Film von Scorsisi, hat es Herbert besonders angetan; geschrieben mit einer mechanischen Schreibmaschine 1964.
Iraklion
Nach dem Museumsbesuch geht es Richtung Iraklion mitten hinein in den Abendverkehr.
In
minoischer Zeit lag in der Nähe der heutigen Stadt einer
der vier Häfen von Knossos. Die Dorer (Ansiedlung auf Kreta seit 1100
v. Chr.) nannten den Ort Ἡρακλεία (Hērakleia), was „Heraklesstadt“
bedeutet. Nach dem Mythos ging Herakles hier an Land, um den kretischen
Stier zu fangen.
Bis zur arabischen
Eroberung Kretas 824 teilte der Ort die Geschicke der übrigen Insel. Die Araber
befestigten den Ort, den sie arabisch خندق (Ḫandaq, „Graben“) nannten,
woraus griechisch Χάνδαξ
(Chándax) bzw. Χάνδακας
(Chándakas) wurde. Im Jahr 960 eroberte
Nikephoros
Phokas Chándax für das Byzantinische Reich und vertrieb die Araber aus Kreta. Der
Bischofssitz Kretas wurde von Gortys nach Candia
verlegt. Bis ins 11. Jahrhundert zogen viele Griechen vom Festland und aus Kleinasien in die aufstrebende Stadt.
Nach der
Zerschlagung des Byzantinischen Reiches durch den 4. Kreuzzug sollte Kreta
zunächst an den lombardischen Markgrafen Bonifatius I. von Montferrat fallen. Der war jedoch an Saloniki mehr interessiert und tauschte es mit der Republik Venedig. Die unter den Venezianern italianisierte
Version des Namens der Stadt, Candia, übertrug sich
auch auf die ganze Insel Kreta. Candia wurde Residenz
des von der Republik Venedig eingesetzten Duca, des „Herzogs von Kreta“. Erster
Herzog war Jacopo Tiepolo.
Die Stadt wurde Sitz eines römisch-katholischen Erzbischofs. Die von der
Markusrepublik neu zusammengesetzte grundbesitzende Aristokratie der Insel
musste in der Stadt Candia präsent sein und
standesgemäße Wohnsitze unterhalten. Durch drastische Steuererhöhungen
provozierten sie Aufstände. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wurde Candia ein geistig-kulturelles Zentrum im östlichen
Mittelmeer. Die kretische Malerschule mit ihren
bedeutendsten Vertretern Michael Damaskenos und
Domenikos
Theotokopoulos (El Greco) entstand.
Ab
1462 wurden die Befestigungen der Stadt wegen der wachsenden osmanischen
Bedrohung ständig erweitert
Ab 1648 belagerten die Osmanen die Stadt. Die 21 Jahre währende Belagerung von Candia ging
als längste Belagerung in die Geschichte ein. Nach blutigen Kämpfen, bei denen
die Venezianer 30.000 und die Osmanen 120.000 Mann verloren haben sollen,
eroberten die Türken die Stadt und damit ganz Kreta. Unter der türkischen Herrschaft verlor die nun Kandiye genannte Stadt viel von ihrer Bedeutung an Canea, das heutige Chania. Nach
der Eroberung durch die Türken taucht neben der türkischen Form Kania der
neugriechische Name Μεγάλο
Κάστρο auf (Megálo Kástro, „große Burg“, vom
lateinischen castrum entlehnt).
Den Namen Megalokastro
führte die Stadt auch noch, nachdem Kreta 1898 autonom wurde. Mit der Autonomie
Kretas begann der Wiederaufstieg von Iraklio. Nach
dem Anschluss Kretas an Griechenland 1913 wurde in Anlehnung an den antiken
Namen die hochsprachliche Form Ἡράκλειον (Iráklion) als Name angenommen.
Die kleinasiatische
Katastrophe brachte im Jahr 1923
innerhalb weniger Tage 20.000 Griechen aus der Gegend um Smyrna nach Iraklio.
8.000 Flüchtlinge wurden in dem neuen Stadtteil Nea
Alikarnassos östlich der alten Festungsmauern
angesiedelt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Iraklio am 14. Mai 1941 von der deutschen Wehrmacht zur
Vorbereitung des Überfalls auf Kreta bombardiert und schwer zerstört. Der
Wiederaufbau der inzwischen ins Umland wuchernden Stadt war weitgehend planlos
und wurde durch eine enorme Zunahme der Einwohnerschaft, wilde Bautätigkeit und
Bodenspekulation gekennzeichnet.
Seit 1972 ist die Stadt Verwaltungssitz
der ganzen Insel, seit der Sprachreform 1976 unter dem volkssprachlichen Namen Ηράκλειο
(Iráklio).
Wir quälen uns durch den Abendverkehr, der durch die intakte Festungsmauer naturgemäß nicht unbedingt erleichtert wird und beginnen mit unserer Hotelsuche. Wir wissen nicht wirklich, wo wir suchen sollen. Also fahren wir einfach dahin, immer den Blick auf eventuelle Anzeigentafeln gerichtet. Doch finden wir in den Zufahrtsstraßen keine Hinweise auf Hotels.
Ich stell mir vor, dass vielleicht die Hafenzeile Hotels mit Meerblick anbieten könnte, daher biegen wir in die Hafenstraße ein, wo es hektisch dahingeht, nur verlangsamt durch Kreisverkehre.
Ich habe mich getäuscht denke ich, weil am Hafen nur gesichtslose Wohnbauten errichtet sind, Industriegelände dazwischen und keineswegs eine Hotelgruppe, die, wie in anderen Hafenstädten, den Blick aus Meer als kostenloses Ambiente anbieten kann. Letztlich erhasche ich den Blick auf die Anzeigentafel eines Hotels und wir biegen in die Stadt hinein: Parkplatz finden erscheint uns absolut sinnlos. Doch wir haben Glück, auf einer Straßenfläche, wo ein unscheinbares Kistel mit Büschen auf der Straße als Parkplatzhalter abgestellt ist, finden wir einen Parkplatz in der Nähe des angekündigten Hotels, das uns etwas zu teuer erscheint. Unmittelbar daneben finden wir aber ein ordentliches Zimmer mit einem schrägen Blick auf das Meer
Später tauchen wir in das Leben der Stadt ein, das klare Züge
mediterranen Leben trägt. Die wieder-aufgebaute Loggia der Venezianer trägt
ihren Beitrag ebenso dazu, wie der venezianische Brunnen und der ausgedehnte El.Greco Platz, der in der Dunkelheit geheimnisvoll und
größer wirkt ,als später im Tageslicht. Doch der eigentliche Zauber geht von
den vielen jungen Menschen aus, die sich hier ihr abendliches Stelldichein
geben.
Nachtleben in Iraklion
Wir betreten, gleichsam so nebenbei in eine große Ausstellungshalle, wo Cheiretismos Pritani und Joanni Pallikari ihre schwarz-weiß Fotos ausstellen, die eine lange Erfahrung mit Menschenbildern ausdrücken. Es sind Menschen vom Balkan, die sie ins Bild bringen. Extreme Situationen wechseln mit Alltagsszenen und wir spüren das Anliegen der Versöhnung, die von den Bildern ausgehen. Es ist ein liebendes Auge, dass hier fotografiert hat und wir versinken im Sehen und Spüren. Allerdings berührt es mich am Ende fremd und schmerzlich, weil es der ehemaliger Kirchenraum von der katholischen Markuskirche ist, der hier zu einer Ausstellungshalle umfunktioniert wurde.
Doch es ist gut so, wie es ist, wenn die Kunst zur Versöhnung, der durch die Jahrhunderte sich einander verletzenden Völker, ihren Beitrag zu leisten versucht.
Ehemalige
Markuskirche
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Fotos der Ausstellung |
Freitag, 9.
Oktober 2009
Agios Titos
Die Kirche ist ein Bau
aus dem 19. Jh., und zwar auf Grundfesten, die schon in byzantinischer Zeit eine Kirche trugen. Von
Erdbeben zerstört, wurde sie in allen wichtigen Epochen immer wieder aufgebaut,
von den Türken als Moschee verwendet und nach der Unabhängigkeitserklärung
wieder als orthodoxe Kirche eingesetzt. Ein Schicksal, das sie mit den meisten
großen Kirchen Kretas teilt.Wichtig ist aber, dass
1966 die Reliquien des Hl. Titus, die von den Venezianern im 17.Jh.
weggebracht, 1966 zurückgegeben wurden und sich jetzt in dieser Basilika
befinden und zwar in einer besonderen
und reichgeschmückten Kapelle, links vom Haupteingang.
Mit Hilfe eines
kleinen Planes suchen wir zur Agia Ekatarini zu gelangen, die 1555 erbaut wurde. Die Kirche gehörte einst zum Sinai Kloster, einem ehemaligen
Bildungszentrum mit Malschule, in der Eleven, so auch Damaskinos
und El Greco, erzogen wurden. Es beherbergt ein
wunderbares Ikonenmuseum, aber es ist GESCHLOSSEN. Mit dem Kopf an die Holztüre anrennen, erscheint mir trotzdem sinnlos.
Nach unsicherem
Suchen finden wir den Eingang zu Museum
und tauchen ein in eine touristische Atmosphäre, die schmerzt. Ein paar
übermotivierte deutsche Touristen wandern mit dem Führer bewaffnet von Vitrine
zu Vitrine, um ja alle wichtigen Gegenstände zu sehen und diese laut zu kommentieren. Es würde allerdings der
Feder von Tucholsky bedürfen, um diese Umtriebigkeit angemessen zu kommentieren.
Vor zehn Jahren, so
erinnere ich mich, war das Museum ein wirkliches Museum mit vielen Sälen und
entsprechenden ermüdenden, aber interessanten Funden aus dem Neolithikum, der
minoischen und klassischen Epoche und der hellenistischen und römischen Zeit.
Jetzt befinden sich
hier in zwei großen Sälen nur die absoluten Spitzengegenstände - Herbert nennt
sie die „Heuler“ -die jeder kennt. Ich verstehe die Museumsleitung. Lange
Erfahrung hat sie gelehrt, dass die archäologisch und wissenschaftlich wichtige
Dinge das Interesse der Touristen aus der ganzen Welt kaum trifft -
gleichzeitig können sie auf diese
Weise Bewachungspersonal einsparen.
Fotografieren ohne
Blitz ist erlaubt und es ist gut so. Wir wandern von Vitrine zu Vitrine und
begrüßen die Bekannten Fundgegenstände und ich fotografiere alle, die uns am
Herzen liegen.
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Minoische Keramik aus dem Alten und
Neuen Palast |
Tiergestaltige Trinkgefäße |
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Schachspiel aus dem Korridor Neuen
Palast Diskus mit Linear – A-Schrift aus Festos
Bemalter
minoischer Tonsarkophag
Hellenistische Bronzestatue eines
Jünglings
Später wandern wir
entlang der Uferstraße in Richtung venezianischer Festung, die sich weithin
sichtbar auf der Mole erhebt. Es ist eine wunderschöne und entspannende
Wanderung, zwischen den anbrandenden Wellen an der Außenseite der Mole und dem
Blick auf die Fischerboote im Hafen.
Das Eingangstor zur
Festung wird gerade restauriert aber drinnen eröffnen sich weite Hallen, deren
militärische Zwecken nur mehr erahnt werden können. Wir wandern eine Rampe hinauf
und gelangen auf die Terrasse der Festung, die einen unbeschreiblich schönen
Blick auf das Meer und die Stadt erlaubt. Von hier aus sieht man nicht, wie
hässlich die Bauten sind, die nach dem 2. Weltkrieg hier aus dem Boden
gestampft wurde, so ganz im Sinne der griechischen Nochalance,
die für große nationale Anliegen keine
Organisationsstruktur entwickeln kann. Wir schauen und spüren unserem Kretaerlebnis nach, das übermorgen in Chania
am Flugplatz zu Ende sein wird.
Venezianische Festung von Iraklion
Da ich das Ikonenmuseum
nicht sehen durfte, wandere ich zum Historischen Museum der Stadt, das in
modernem Stil die Geschichte Iraklions sehr
eindrucksvoll wiederspiegelt.
In der unteren Etage
wird mit Fotos und Modellen die Geschichte im Überblick dokumentiert.Im
Oberstock folgt die Dokumentation mit Ausstellungsgegenständen aus allen
Epochen. Ich verliebe mich in einige Gegenstände, die ich auch fotografieren
darf.
Gegenstände für den liurgischen
Gebrauch
Schmückende
Kreuze |
Evangeliar |
Kretische Wohnstube
Wir verlassen Iraklion
und fahren auf der National Road Richtung Chania.
Jetzt muss ich nicht mehr in meinen Führern blättern und Sehenswürdigkeiten
aufspüren, sondern kann die Landschaft genießen. Rechter Hand taucht immer
wieder die Küste und die blauen Wasser des Mittelmeeres auf. Linker Hand
wechseln die Ausblicke auf das Ida-Gebirge mit denen auf die Weißen Berge. Allerdings sind die
bizarren Felsformationen jetzt nicht
mehr so spannend wie anfangs – und das Dahinfahren auf einer anhaltende gerade
Strecke - nach unseren Kurvenabenteuern -
nicht besonders aufregend.
In Chania essen wir angesichts des Hafens in der
Abenddämmerung zu Abend – ein Bild das in Touristenfaltblättern immer wieder
abgedruckt wird – und es ist wirklich sehr schön da. Später wandern wir den
weiten Weg über die Mole zum Leuchtturm und bewundern das Panorama der Stadt
von der gegenüberliegenden Seite.
Wir sind allein
hier und mir gelingt ein Foto der besonderen Art, das unseren Abschiedsplatz
betrifft.
Wir wohnen in einem
Hafenhotel, das in der Nacht vom Besitzer verlassen wurde und
schlafen...schlecht
Aber
das ist eine andere Geschichte.
Samstag, 10.
Oktober 2009
Auto zurückgeben,
frühstücken, in der einzigen Katholischen Kirche beten und danach der Besuch
des kleinen Volkskundemuseums. Es ist wirklich rührend, was hier
zusammengetragen wurde. Das Bemühen um Authentizität der gezeigten Gegenstände
gipfelt in einem Bewässerungsgraben, der in regelmäßigen Abständen, bzw. beim
Eintreten in das Museum eingeschaltet wird. Ein Zimmerbrunnen der besonderen
Art!
Jeder von uns hat
Volkskundemuseen in Fülle gesehen und es unterscheiden sich die gezeigten
Gegenstände nicht wesentlich, ob sie nun
in einem Tiroler Bergbauernhof verwendet wurden oder in einem
griechischen. Vielleicht lohnte
sich die Mühe über diese Tatsache einmal
nachzudenken...
Unsere Besichtigungstour
endet in der Markthalle von Chania. Hier wimmelt es wieder von Touristen und wir
verlassen den gastlichen Ort sehr bald in Richtung Hafen, wo Cafes mit bequemen Stühlen und die Aussicht auf den Hafen
locken. Und es wird unterhaltsam da unten ..
Mit dem Taxi geht
es später zum Flughafen – auf der Fahrt sehen wir noch die Hinweistafeln
zum das Grab von E. Venezilous, das
wir nicht gesehen haben, auch nicht das Grab von Kasanzakis
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Wir haben Vieles nicht
gesehen. Aber gleichzeitig hat sich durch das Gesehene und Erlebte eine
eindrucksvolle Skizze in unserer Vorstellung entwickeln können, die uns Kreta
als Ganzes näher gerückt hat, eine Skizze, die wir vielleicht in Zukunft noch
weiter ausmalen können.