Irene Kohlbergers SALVETE

Geschichtlicher Ãœberblick

Antike


Die Illyrer erscheinen als älteste  Bewohner des Gebiets des heutigen  Bosnien und Herzegowina. Sie besiedelten die westliche Hälfte der Balkanhalbinsel und damit auch Bosnien in der Bronzezeit (um 1200 - 1100 v. Chr.). Sie lebten in Pfahlbauten der Hallstattkultur ähnlich oder in Wallburgen, wie man sie später auch bei den Slawen vorfand. Die traditionelle Bestattungsweise war in sog. „Tumuli“, Grabhügeln aus Stein.

 

Südosteuropa zur Römerzeit

Unter Kaiser Augustus wurden die illyrischen Gebiete 12 - 9 v. Chr. in das Römische Reich eingegliedert und die Grenze des Imperiums schließlich bis an die Donau vorverlegt. Zunächst waren die neuen Territorien in einem einzigen Verwaltungsbezirk Illyricum zusammengefasst. Im Jahr 6 n.Chr. kam es zu einem letzten großen illyrischen Aufstand gegen die Römerherrschaft, wobei das Imperium vorübergehend die Kontrolle über das Landesinnere verlor. Doch gelang es dem späteren Kaiser Tiberius drei Jahre danach, die illyrischen Stämme und ihre Verbündeten an der Save endgültig zu schlagen. Danach wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen, die beide jeweils auch einen Teil des heutigen Bosnien umfassten. Zur Provinz Pannonia gehörten die nördlichen Gebiete an der Save, zu Dalmatia der größere Teil des Landes inklusive der Herzegowina.

In der Folgezeit entstand ein Netz von römischen Straßen und Siedlungen, darunter einige wohlhabende Handelsstädte. Militärposten wurden nur im Norden an der Save zum Schutz der Reichsgrenze errichtet. Grabungsfunde bezeugen noch heute die römische Präsenz in vielfacher Weise.  Befestigungsanlagen innerhalb der Provinzgrenzen finden sich allerdings erst ab dem 3. Jahrhundert, als die Bedrohung durch die Völkerwanderung zunahm.

Römische Städte auf bosnischem Gebiet waren in Dalmatia: die Kolonien Delminum (Duvno) und Bistue Nova( Vitez), ferner die alten Siedlungen Argentaria (Srebenica), Ad Salinas (Tuzla), Bigeste (Ljubuski) und Raetinum. Für den pannonischen Teil ist Servitium( Gradiska) an der Save zu nennen.

Das von den Römern im bosnischen Raum angelegte Straßennetz diente vor allem der schnellen Verlegung von Truppen vom Adriahafen Salona (Solin) an die pannonische Grenze. Strahlenförmig führten mehrere Routen von Salona Richtung Norden. Dabei hatte die später so genannte Via Argentaria (Silberstraße) auch wirtschaftliche Bedeutung, weil sie die Verbindung der Bergbauregion um Srebrenica mit der Küste herstellte.

Das Christentum fand frühzeitig Eingang in Dalmatia und Pannonia. Bereits im 3. Jahrhundert sind in diesen Regionen Märtyrer der Christenverfolgungen bezeugt. Wann sich die neue Religion aber im Inneren Bosniens durchsetzen konnte, ist weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass Delminum ( Duvno) bereits im 4. Jahrhundert Bischofssitz gewesen ist. Ein wichtiges Zentrum des frühen Christentums war das pannonische Sirmium, dessen Erzbischof im 4. Jahrhundert wohl auch Gebiete im nördlichen Bosnien unterstanden.

 

Völkerwanderungszeit

Im Jahr 376 überschritten die Westgoten die Donaugrenze. Nach einem fehlgeschlagenen Versuch Kaiser Valens' sie in Thrakien als Föderaten anzusiedeln, kam es 378 zur Schlacht von Adrianopel, in der die Goten siegten und das römische Heer auf dem Balkan völlig aufrieben. In den folgenden zwei Jahrzehnten blieben die Westgoten ein ständiger Unsicherheitsfaktor in den Balkanprovinzen. Nachdem sie Griechenland verwüstet hatten, zogen die Goten 401 nordwärts und verheerten auf ihrem Weg nach Italien auch die Provinz Dalmatia.

Nach einigen Jahrzehnten verhältnismäßiger Ruhe fielen die Hunnen unter Attila zwischen 441 und 447 in die römischen Balkanprovinzen ein. In den sechziger Jahren des 5. Jahrhunderts konnte der spätere Kaiser Zenon als Feldherr Leos I. die Vandalen, Hunnen und Gepiden aus den Gebieten südlich der Donau vertreiben. Nach dem Ende des weströmischen Reiches (476) hatte es Zenon, der nunmehr Kaiser war, auf dem Balkan noch mit den Ostgoten unter Theoderich zu tun. Es gelang ihm 488, Theoderich gegen Odoaker, den Herrscher Italiens, zu lenken. Die Verlagerung der ostgotischen Hauptmacht nach Italien bildete die Voraussetzung dafür, dass Kaiser Justinian das Gebiet des späteren Bosniens, das bei der Reichsteilung von 395 an Westrom gefallen war, unter byzantinische Herrschaft bringen konnte. Allerdings dauerten die Auseinandersetzungen mit den Ostgoten in Dalmatia noch bis in die 520er Jahre an. Unter Justinian verlief die Nordgrenze des Römischen Reiches durch Bosnien. Nördlich davon hielten sich in dieser Zeit die Langobarden und Gepiden auf, und ab 555 tauchte als neue Bedrohung das Steppenvolk der Awaren in der pannonischen Ebene auf. Ein Teil der Awaren wurden 558 als Föderaten auf dem Reichsboden angesiedelt. Dies ebnete ihnen und den unter ihrer Oberherrschaft stehenden slawischen Stämme den Weg auf den Balkan.

Die Slawen waren in Großfamilien, Sippen und Stämmen (Plemena) organisiert. Oberhaupt eines Stammes war der Å½upan. Die soziale Differenzierung nahm in der neuen Heimat bald zu und mit der Zeit bildete sich der Adel heraus. Damit zusammenhängend waren aber die Besitzungen der meisten Adligen sehr klein und viele von ihnen hatten so wenige Knechte, dass sie sich selbst an der Feldarbeit beteiligen mussten. Dieser Kleinadel hat die Geschichte Bosniens bis zur osmanischen Eroberung entscheidend mitgeprägt.(nach Wikipedia: Die Geschichte Bosiens und Herzegowina)

 

 

Mittelalter

Im Mittelalter zerfiel das Land in Gaue, sog. Zjupen und wiederum in Teilherrschaften. Das Kernland war Oberbosnien, mit dem Oberlauf des Flusses Bosna. Dazu gehörten auch deren Zuflüsse und die Hochebene, worin Sarajevo und die damals bedeutende Stadt Visoko liegt. Das bosnische Unterland lag zwischen dem Fluss Vrbas und Una, die auch heute wieder Grenzfluss ist. Hier war Jajce der Ort, der beim Heranrücken der Osmanen als bosnischer Festung immer wichtiger wurde. Durch den Dinarischen Gebirgsstock war das Land Hum, die spätere Herzegowina, schon durch die Natur von Bosnien abgegrenzt. Im Osten war und ist die Drina, Grenze zu Serbien und Montenegro, im Norden gegen Kroatien zu, die Save. Doch nicht nur Grenzen haben die Zeiten überdauert, auch ein Problem der mittelalterlichen Herrscher Bosniens ist geblieben: BiH ist ein Binnenland, trotz des winzigen Meerzugangs von heute.

Im „De administrando Imperio“ (datiert um 950AD) des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Werden Hum mit Trebinje und Bosnien mit Kotorac erstmals erwähnt. Das Gebiet steht in der Folge mal unter ungarischer, mal unter byzantinischer Oberherrschaft. Wesentlich für die weitere Entwicklung dieses Raumes waren die Auseinanderstzungen zwischen der Ostkirche mit dem Patriarchen in Kontantinopel und dem Papst in Rom und die Spaltung zwischen orthodoxer und katholischer Kirche im Jahre 1054 n.Chr. Das byzantinische Reich stieß im Südwesten bis zum Fluss Drina vor. Bosnien und Herzegowina wurden zur umkämpften Pufferzone zwischen orthodoxen und katholischen Einfluss. Dazu kam die ungarische Machtausdehnung vom Norden her. Diese unklare Situation bot für sozial- religiöse Sektenbildung reichen Nährboden.

 

 

Ein legendärer Herrscher war Ban Kulin (1180-1204). Er trat als großer Beschützer der Bogumilen auf. Diese christliche Sekte anerkannte weder den Patriarchen noch den Papst. Sie lehnten die christlichen Sakramente ab und hielten ihre Gottesdienste in slawischer Sprache. Der geistige Hintergrund der Bogumilen, die Ablehnung materieller Güter und die Bedeutung eines asketischen Lebens, brachten sie in die Nähe von mystischen Strömungen des Islams. Dieser Umstand erleichterte ihnen später vielleicht den Übertritt zu der neuen Religion, dem Islam. Andere Historiker meinen, dass die aus religiösen Gründen gewährte Steuerfreiheit, den Übertritt nahe legte. Wahrscheinlich gelten beide Überlegungen. Bemerkenswert ist allerdings, dass im Vergleich zu Serbien, wo die Osmanen viel länger herrschten, der Islam in BiH weitaus tiefer verwurzelt blieb

Im 12. Jh. verstärkte sich der ungarische Druck und die katholische Kirche drohte mittels eines Kreuzzuges ihre Interessen auf das Gebiet auszudehnen. Im Frühjahr des Jahres 1203 unterzeichnete Ban Kulin und der damalige päpstliche Gesandte Johannes de Casamaris, in der Umgebung der heutigen Stadt Zenica, das Dokument „Abjuracija na Bilinom polju“, womit die formelle Unterwerfung unter Rom vollzogen werden sollte. Praktische Bedeutung erlangte das Dokument aber nicht. Neben den bosnischen Christen, wie das Bogumilentum in der Literatur auch genannt wird, gab es immer auch kroatisch – katholische Christen, die vor allem mit den Franziskanermönchen ins Land kamen, sowie serbisch – orthodoxe Christen, die vor den herannahenden osmanischen Heeren geflüchtet waren.Daraus folgt, dass schon im 13.Jh. Angehörige von drei verschiedenen christlichen Bekenntnissen im Gebiet vom heutigen BiH gemeinsam siedelten.Mit Tvrtko I. hatten die bosnischen Herrschaftsansprüche ihren Höhepunkt erreicht. Nach seinemTod entflammen im bosnischen Königreich Streitigkeiten zwischen Feudalherren und großen, reichen Stammesherren, die zu längeren politischen Wirren führen. Gleichzeitig hatten sich alle serbisch-orthodoxen Gebiete bis 1392 der osmanischen Oberherrschaft unterworfen. Sigismund von Luxemburg, der spätere Kaiser, der sich als Retter des abendländischen Christentums sah, zog nach dem Tode Tvrtkos I. mit seinem Heer nach Bosnien, wo er die wankelmütigen bosnischen Fürsten unters katholische Kreuz zwingen wollte. Nach siegreicher Schlacht besetzte er die Festung Bobovac, wo die bosnische Königskrone aufbewahrt wurde. Danach eroberte er Srebenik und teilte Bosnien in kleine Herrschaftstümer, die er unter seine Gefolgsleute verteilte. Damit meinte er die rechte Ordnung im Lande hergestellt zu haben. Doch so etwas funktioniert niemals - auch im damaligen Bosnien nicht. Die entmachteten Fürsten verbündeten sich daraufhin mit den osmanischen Heeren, die stetig an Boden in Bosnien und Hum gewinnen konnten.

Im letzten Viertel des 13. Jh. gewinnt das Herrschergeschlecht der Kotroman im bosnischen Raum Bedeutung. Der Gründer, Ban Stefan Kotromanic, ließ die die Burg oberhalb der heutigen Stadt Sarajevo bauen, aber erst sein Sohn konnte die Herrschaft über ganz Bosnien ausdehnen. Mit Unterstützung der Ungarn gelang es ihm Bosnien vor der Einverleibung in das mächtige serbische Kaiserreich zu bewahren. Nach seinem Tode trat sein Bruder Tvrtko I. Kotromanic (1353-1391) die Herrschaft an. Unter seiner Führung erreichte Bosnien und Hum eine kulturelle Hochblüte und die größte Machtausdehnung. Sein Reich wurde im Norden von der Save, im Osten von der Drina und im Süden von der Adria zwischen Kotor und der Insel Korcula begrenzt. Im Westen waren kleinere kroatische Fürstentümer seine Nachbarn. Nach dem Tode das serbischen Herrschers soll er sich als „Stefan Tvrtko in Gott Christus König der Serben und Bosniens und des Küstenlandes“ im Kloster Mileshevo gekrönt haben.  Die Kunst der Handschriften und der Stecci, reliefierte Grabanlagen, sind die herausragenden Kuturgüter dieser Zeit.
Nach seinem Tode zerfiel das Reich aber sehr schnell. Ab 1386 drangen osmanische Heerestruppen immer wieder auf bosnischen Boden ein und in diese Zeit fällt auch der Beginn der Islamisierung von Bosnien und Hum. Gegen Ende von Tvrtkovs Herrschaft fand auch die berühmte Schlacht auf dem Amselfeld (28. Juni 1389) statt. Auf christlicher Seite kämpften serbische und bosnische Truppen sowie albanische, ungarische, bulgarische und kroatische Freiwillige. Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Für die christlichen Heere war ein Vorrücken der osmanischen Truppen danach nicht mehr aufzuhalten, da Serbien stark geschwächt aus der Schlacht hervorging. Vor allem in der jüngeren serbischen Geschichtsschreibung wird diese Schlacht als traumatisches Erlebnis empfunden. Milos Obrenovitsch, der dem Sultan den tödlichen Dolchstoß versetzt haben soll, wird seit dem 19. Jh. als Volksheld gefeiert und diente auch Gavrilo Princip 1914 als Vorbild.

 Ein christliches Zwischenspiel am Bosnischen Thron gelang noch mit Stjepan Tomashevic, der 1459 mit ungarischer Unterstützung (Mathias Corvinuns) als Herrscher eingesetzt wurde. Beim Herannahen der osmanischen Heere zog er sich zunächst in die Burg von Jajce zurück. Stjepan wollte sich in der Folge nach Venedig oder Ragusa in Sicherheit bringen. Doch die osmanischen Truppen holten ihn in der Festung Kluc ein, die sie 4 Tage belagerten. Großwesir Mahmud Pascha gewährte Stjepan freies Geleit. Doch ein vom persischen Gelehrten Ali-al-Bustami ausgestelltes Rechtsgutachten erklärte die Urkunde von Mahmud Pascha aufgrund eines Formalfehlers für ungültig. Daraufhin wurde Stjepan am nördlich von Jajice gelegenen Kaiserfeld hingerichtet.

Die Burg Bobovac fiel 1563 als letzte bosnische Festung an die Osmanen. Den Herzögen von Hum - das damals erstmals Herzegowina („Land des Herzogs“) - genannt wurde, gelang die Verteidigung ihres Gebietes bis 1482. In diesem Jahr endet die bosnisch - herzegowinische Selbständigkeit.Nach der für die osmanischen Truppen siegreichen Schlacht bei Mohac (1526) über das ungarische Königreich wurde Jajce im Jahre 1528 von den osmanischen Truppen endgültig erobert. Diese Datum kennzeichnet den Beginn der Osmanischen Herrschaft über ganz Bosnien und die Herzegowina

 

BiH unter osmanische Herrschaft

Schon im ersten Jahrhundert nach den Eroberungen setzte ein enormer Ausbau der Städte ein, was auch eine einschneidende Änderung für die Wirtschafts – und Sozialstrukur bedeutete. Einige der mittelalterlichen Zentren stagnierten, gingen aber nicht ganz unter, sondern erlebten etwa wie Jajce, auch Zeiten wirtschaftlichen Aufschwunges. Dazu kamen neue Städte. Sie wurden entweder komplett neu aufgebaut, wie Sarajevo und Mostar oder aus ihrer Bedeutungslosigkeit herausgeholt, wie Banja Luka. Nach und nach wurde es für das Zentrum des Osmanischen Reiches immer schwieriger die Kontrolle über die westlichen Provinzen wirksam auszuüben. Die von Istanbul eingesetzten Paschas bereicherten sich oft selbst und nahmen ihre Steuerabgabepflichten gegenüber Istanbul nicht mehr sehr ernst Die starken bosniakischen und serbischen Kaufleute von Sarajevo, Banja Luka und Mostar ließen sich auch nur ungern Vorschreibungen von Istanbul diktieren, sodass vor allem Sarajevo laufend Sonderrechte eingeräumt werden mussten. Das ging soweit, dass der Sitz des Paschas samt den in Bosnien stationierte Truppen im 18. Jh. nach Travnik, etwa 80km westlich von Sarajevo entfernt, verlegt wurde. Während der Epoche des Niederganges des Osmanischen Reiches, der sich ab dem 18.Jh. immer deutlicher abzeichnete, spürte auch Bosnien und die Herzegowina die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Mehrere Aufstände waren die Folge. Doch bald schlugen die von der Landbevölkerung angeführten Revolten in die Forderung nach nationaler Selbständigkeit um – die zweifellos im Kontext der Zeit mit anderen nationalistischen Befreiungsbewegungen (z.B. Franz. Revolution) zu sehen sind.

 Nach der erfolglosen Belagerung Wien zwischen 1683-1699 durch die Osmanen, kam es zum Frieden von Karlowitz, wo der Habsburger Monarchie der Besitz von ganz Ungarn zugesichert wurde. Im Frieden von Passarowitz, wurde den Habsburgern das Temescher Banat, der Norden Serbiens und Bosniens und die sog. kleine Walachei zugesprochen. Zustande kamen diese Verträge durch die erfolgreiche Abwehr der Belagerung Wiens und durch die Siege des jungen Prinzen Eugens. Er schlug die erfolgreiche Schlacht bei Zenta in Südungarn und marschierte dann mit etwa 4000 berittenen Soldaten und einer 2500 starken Fußmannschaft in Bosnien ein. Bei seinem Abzug ließ er Städte und Dörfer in Brand setzen.

 

Zeit des Habsburgerreiches

 Die Abmachungen zwischen dem Osmanischen und dem Habsburgerreich waren komplex und vielschichtig. Die Österreicher unterschieden die slawischen Muslime als „Bosniaken“ von der Minderheit der türkischen Muslime, die man einfach „Türken“ nannte. Unter anderem wurde vereinbart, dass beim Freitagsgebet in den Moscheen dem Kalif von Istanbul gehuldigt werden durfte. Zur Heranbildung (monarchietreuer) islamischer Friedensrichter wurde 1887 in Sarajevo eine Schariats-Schule gegründet. Trotz dieser Bemühungen wanderten aber viele Moslems nach Konstantinopel aus. Demgegenüber nahm der Anteil der katholischen und jüdischen Gemeinden in BiH zu.

Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1881 entstanden zwischen der österreichisch-ungarischen Verwaltung und der serbische-orthodoxen Bevölkerungsgruppe massive Spannungen. Die Christen Bosniens und Herzegowinas hatten sich eine Verbesserung ihrer Lage unter österreichisch – ungarischer Verwaltung erhofft. Diese konnte sich aber nicht zu energischen Schritten entschließen, da sie Aufstände der muslimischen Volksgruppe befürchtete. Zudem war die Mehrheit der Großgrundbesitzer muslimisch und mit dieser einflussreichen Gruppe wollte man sich nicht anlegen.Dennoch brachte die österreichisch-ungarische Herrschaft drastische gesellschaftliche Veränderungen mit sich (sh. Ivo Andritsch: „Die Brücke über die Drina“). Kapital, Produktion und das Bauwesen schufen Grundlagen zum Anwachsen der Bevölkerung. Anfang des 19 Jh. war jeder dritte Einwohner von Sarajevo ein Ausländer.Die Neuerungen stießen aber nicht selten auf Widerstand, wie z.B. die Einführung der neuen Pflüge in der Herzegowina. Auch die Schulpflicht konnte, obwohl 260 Schulen ( hauptsächlich Volksschulen) errichtet wurden, um die Einschulung der Kinder zu erleichtern, nicht ohne Widerstand eingeführt werden.

 Angenommen wurde jedoch die religiöse Bildung für alle drei Religionsgruppen, die staatlich gefördert wurde. Für die im Habsburger Reich neu dazugekommenen Muslime wurde das Amt „Rais al-Ulema“(= Kopf der islamischen Gemeinschaft) mit Sitz in Sarajevo geschaffen, dessen Amt bis heute überdauert hat.

Ein Aufstand von mazedonischen Offiziere im Osmanischen Reich führte 1908 zur Verfassungsänderung, die mehr Rechte für nicht-muslimische Volksgruppen vorsah. Darauf verfügte die österreichisch-ungarische Monarchie durch einen einseitigen Akt, die Annexion von BiH, da eine Ausdehnung der Wahlrechtsreform befürchtet wurde. Serbien und Russland sprachen sich sofort gegen die Annexion BiHs aus. Im Osmanischen Reich kam es zu heftigen Protesten gegen die Habsburger, die auch einen Boykott des Handels mit österreichischen Waren einschloss. Mit Entschädigungssummen wurde das Problem aber letztendlich bereinigt. BiH war damit ein Kronland, dass aber real vom Finanzminister regiert wurde.

Das von den Osmanen eingeführte und von den Habsburgern übernommene Kmetsystem führte in der Folge zu immer größeren Spannungen innerhalb der Bevölkerungsgruppen von BiH. Der „Kmet“ war ein arbeitender Bauer, der das Grundstück vom Lehnsherren pachtete. In der Landwirtschaft war vor allem die serbisch-orthodoxe Bevölkerung tätig, ihre Lehnsherren stammten zumeist aus der muslimischen Bevölkerung. Nur Gerätschaft und Vieh war Eigentum des Kmeten und manchmal auch das Haus. Massive soziale Konflikte waren durch dieses System vorprogrammiert
Im Jahr 1910 kam es zur ersten Erwähnung der politischen Gruppierung “Junges Bosnien“, deren Mitglieder den Panslawismus vertraten. Zumeist rekrutierten sie sich aus jungen serbischen Studenten, die in Wien, Prag und Zagreb studierten. Ein missglücktes Attentat an einem österreichisch - ungarischen General machte früh deutlich, welche Richtung diese Interessensgruppe einschlug.

In den Jahre 1912/13 wurden durch den Balkankrieg die Spannungen zwischen Serbien, Griechenland und dem Osmanischen Reich massiv verschärft. Es gab etliche Berater, die dem Erzherzog Franz Ferdinand von einem Besuch in Sarajevo 1914 dringend abrieten. Bezahlen mussten diese politische Ignoranz der Thronfolger und seine Gattin, die in Sarajevo durch ein politisches Attentat den Tod fanden

Nachdem Belgrad einen Katalog von Forderungen, die mit einem Ultimatum verbunden waren, nicht erfüllte, erklärte die österreichisch-ungarische Monarchie am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Der erste Weltkrieg hatte begonnen. Zu Kriegsbeginn konnte Serbien durch die Armee der Habsburger mehrfach zum Rückzug gezwungen werden. Doch gehören die weiteren Ereignisse in den Kontext des Ersten Weltkrieges, der die "Welt von gestern" von Grund auf zerstörte.

In der offiziellen Armee der Monarchie waren es die Bosniaken, die eigene Regimenter stellten und loyal zu Habsburg standen – erkennbar an ihrem roten Fez. Diese Loyalität sollte nach dem Zusammenbruch der Monarchie eine neuerliche Fluchtbewegung von muslimischen Bosnier in die Türkei auslösen.

 

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Nach der Kapitulation der Österreichisch-ungarischen Monarchie verkündete der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben am 1. 12. 1918 den provisorisch konstituierten Staat in Belgrad. Dieser Staat umfasste Serbien, Montenegro und das südslawische Gebiet der ehemaligen Monarchie, also auch BiH

Die Verfassung wurde 1921 mit mehr als der Hälfte der parlamentarischen Stimmen verabschiedet. Die herrschende Bürgerschicht erkannte allerdings die nationalen Besonderheiten der Mazedonier, Montenegriner und Moslems nicht an. Mit dem Staatsstreich von 6.01. 1929 führte der serbische König eine offene Diktatur ein und die Bezeichnung Königreich Jugoslawien.

Wichtig für die weitere geschichtliche Entwicklung war die kommunistische Partei. Jugoslawiens. Gegründet 1919 stand sie ganz im Zeichen der russischen Oktoberrevolution. Obwohl sie bei den Wahlen für die verfassungsgebende Versammlung als drittstärkste Partei hervorging, wurde sie schon 1920 verboten. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete die KPJ illegal und sehr erfolgreich. Im Jahre 1937 trat Jozip Broz, später Tito, an die Spitze der KPJ. Er hatte sich damals schon als Organisationssekretär einen Namen gemacht.

 BiH wurden als Teil Serbiens und Kroatiens gesehen. Ab 1935 stützte sich das Königreich Serbien auf Deutschland und Italien. Im August 1939 kam es zum sog. „Sporazum“, der kroatisch-serbischen Verständigung, wodurch die autonome Banschaft Kroatien konstituiert wurde. Hierbei traten naturgemäß erste politische Spannungen bezüglich BiH zutage.

Der zweite Weltkrieg setzte mit Angriffen der deutschen, italienischen, ungarischen und später auch bulgarischen Truppen am 27. März 1941 auf jugoslawischen Boden ein und ab April desselben Jahres auch in BiH. In der Folge wurde BiH in eine deutsche und italienische Zone geteilt. Die Besatzer stützten sich dabei auf das faschistische kroatische Ustascha Regime von Ante Pavelic mit seinem Sitz in Zagreb.

Gleichzeitig fanden im südslawischen Raum innerterritoriale Kämpfe statt, die vor allem in der Zone von BiH ausgetragen wurden. Zunächst kämpften die kroatischen Ustascha-Truppen gegen die königstreuen Tschetniks. Mit den Tschetniks waren anfangs muslimische Truppen verbündet. Vermehrte Gräueltaten von Tschetniks gegen die muslimische Bevölkerung (vor allem in der Herzegowina) führten aber zur Abspaltung der Bosniaken. Mit Erstarken der Partisanentruppen unter Josip Broz Führung, die vor allem jüdische und islamische Kräfte vereinte, kam es in der Folge zu einem weiteren Krieg der Partisanen gegen die Tschetniks. Hunderttausende Serben sollen in kroatischen KZs gestorben sein. Im Gegenzug sollen zigtausende Moslems von Tschetniks massakriert worden sein. Heute nimmt man an, dass insgesamt  mehr Zivilisten durch innerterritoriale Kämpfe umgekommen sind, als durch das italienische und deutsche Okkupations-Regime.

Im Nachkriegsstaat wurden diese Zahlen von Titos Administration getilgt: es sollte kein gegenseitiges Aufrechnen möglich sein. Allerdings wurde damit auch die Möglichkeit einer Aufarbeitung der Tatsachen zunichte gemacht. Der Zweite Weltkrieg endete für den jugoslawischen Raum mit dem Sieg der Partisanen und enormen Flüchtlingsströmen, die dem kommunistischen Regime zu entkommen suchte

 

Titos Jugoslawien

Schnell konsolidierte sich Josip Broz als „Tito“ . Das Land wurde in sechs Republiken: Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien , Montenegro, Makedonien – sowie zwei autonome Provinzen - Kosovo und Vojvodina, eingeteilt. Die 1946 ausgerufene Verfassung orientierte sich stark an der sowjetischen. Aber schon 1948 überwarf sich Tito mit Stalin, wodurch der Raum der Südslawen blockfrei blieb. Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde 1953 wieder aufgegeben. Eingeführt wurde die Arbeiterselbstverwaltung, die auch in anderen europäischen Staaten auf Interesse stieß. Im Unterschied zu den Staaten des Ostblocks, war der jugoslawischen Bevölkerung Reisefreiheit gewährt. Jeder Bürger, weiblich oder männlich, konnte einen Pass beantragen

Ab dem Jahre 1949 wurden religiöser Unterricht, öffentliche liturgische Handlungen und Einrichtungen verboten. Die religiösen Stiftungen wurden verstaatlicht und die Orden verboten.Um dem Analphabetentum entgegegen zu wirken, wurde 1950 ein großes Schulungsprogramm gestartet. 1965 kam es zu einer gesamt jugoslawischen Wirtschaftsreform, die für die Baubranche einen enormen Aufschwung brachte. Es herrschte immer mehr kreative Freiheit und weniger bürokratische Kontrolle, was sich positiv auf die gesamte Wirtschaftsbilanz auswirkte.

Das Jahr 1974 war für Gesamtjugoslawien ein sehr wichtiges und etliche Erklärungsversuche für den Bosnienkrieg gehen darauf zurück. Nach Verabschiedung der letzten Verfassungen in den Jahren 1953 und 1963 ging die Diskussion um die Souveränität der Teilrepubliken weiter. Die Verfassung von 1974 wurde mit 400 Artikel die umfangreichste. Ihre Grundpfeiler waren die wirtschaftliche und nicht-wirtschaftliche Arbeit der Gesamtbevölkerung. Die Mitbestimmungsrechte und Selbstverwaltungsstrukturen blieben: „Die Arbeiterklasse und alle Werktätigen sind die Träger der Macht und verwalten sonstige gesellschaftliche Angelegenheiten“ (Artikel 88) Die Arbeiterklasse wurde als die „Nation in der Nation“ bezeichnet.

Trotz aller Bemühungen wurde die Politik aber auf Bundesebene von den Teilrepubliken und nicht von den Basisgemeinschaften der Selbstverwaltung bestimmt.

 Beginnend in den Fünfzigerjahren setzte in BiH ein stetiges oft rasantes Wirtschaftswachstum ein, das in erster Linie den „Weltbankkrediten für die Entwicklung von ökonomischen unterentwickelten Regionen“ zuzuschreiben ist, die von der KPJ in großem Umfang nach BiH transferiert worden sind. In den 70er Jahren setzte am Weltmarkt aber eine Inflationskrise ein, die sich in den 80ern verstärkte. Der Währungsfonds forderte Kreditrückzahlungen und drastische Sparprogramme, die in der Folge auch die Industriebetriebe von BiH zu spüren bekamen.

In diesen Jahren verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Tito drastisch. Im Mai 1974 wurde er noch von der Bundesversammlung zum Präsidenten ohne begrenzende Mandatsdauer gewählt. Doch entband ihn der Tod am 4. Mai 1980 von allen seinen Pflichten als Staatsoberhaupt.

 

Jugoslawien nach Tito

An seine Stelle trat nun ein achtköpfiges Staatspräsidium, dem jede Republik und Provinz einen Vertreter entsandte. Durch Rotationsprinzip war jedes Mitglied dieses Gremiums ein Jahr zum Vorsitzenden bestimmt. Titos Vorstellung der Machtverteilung führte jedoch in politische Instabilität, begleitet und maßgeblich verstärkt durch eine Wirtschaftskrise.Er soll selber zwei Jahre vor seinem Tod gesagt haben, dass er es als größten politischen Fehler sehe, dass ihm die Vereinigung der Völker Jugoslawiens zu einer wirklichen Gemeinschaft misslungen sei.

Während der Jahre ab Titos Tod im Jahre 1980 bis zum Auseinanderbrechen, war Jugoslawien von einer anhaltenden Wirtschaftskrise gebeutelt, die das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung drastisch verringerte. Und diese Tatsache war zweifellos folgenschwerer, als die Schlacht am Amselfeld, die sooft in diesem Zusammenhang strapaziert wird. Die Auseinandersetzung um mehr Föderalismus, mehr Rechte für die Teilrepubliken, wie das von Kroatien und Slowenien gefordert wurde, setzt sich den 80erJahren fort.

Die serbische Führung unter Milosevic sprach sich aber vehement gegen Dezentralisierung aus. Slowenien und Kroatien sträubten sich zunehmend die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus in die Staatskasse einzuzahlen. 1989 wurde Milosevic Präsident der Teilrepublik Serbien. 1990 hielten die Teilrepubliken Slowenien, Kroatien und BiH erstmals Mehrparteienwahlen ab, die Mehrheiten für die Nationalparteien und Verluste für die KPJ brachte.
Im Juni 1991 erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit. Nationalistische Serbenführer in diesen Republiken forderten allerdings nach wie vor, den Zusammenhalt des jugoslawischen Staates. In BiH erklärten Präsidiumsmitglieder, dass auch sie für die Unabhängigkeit von BiH plädieren werden, wenn Slowenien und Kroatien aus der Einheit aussteigen werde.

Mit der Anerkennung der selbstausgerufenen Staaten hatte die EU völkerrechtlich einen innerstaatlichen Konflikt in einen zwischenstaatlichen Konflikt umgewandelt. Im Fall eines innerstaatlichen Konfliktes hat die UNO nur ein eingeschränktes Mandat, um einzugreifen, bei einem zwischenstaatlichen ist ein breiter Spielraum vorgesehen. Welche Beweggründe noch ausschlaggebend waren, um den Zerfall der jugoslawischen Republik so schnell geschehen zu lassen, wird noch zu untersuchen sein. Vielleicht kann die Geschichtsforschung der Zukunft auf die offenen Fragen der damaligen Ereignisse wirklich Antworten finden.

Sicher ist, aus meiner persönlichen Sicht, dass irrationale Motive, auch Angst und Beunruhigung der europäischen Staaten eine wesentlichere Rolle gespielt haben, als eine rationale vernünftige Politik des Maßhaltens, die letztendlich immer das Gebot der Stunde ist, spätestens dann, wenn genug Blut und Tränen vergossen scheinen.

Nach dem Abzug der Jugoslawischen Volksarmee blieben in Bosnien und Herzegowina unzählige Waffen zurück, die einerseits am Schwarzmarkt verkauft wurden, andererseits von Milizeinheiten der serbischen Bosnier eingesammelt wurden. Die kroatische Milizeinheiten wurden von kroatischer Seite , dem westlichen Nachbarn unterstützt Die bosniakischen Milizen benötigten längere Zeit, um an Waffen heranzukommen. Izetbegovic wandte sich zunächst an die westlichen Länder und schließlich an die Länder der islamischen Welt um Unterstützung. Lybien und Saudi Arabien halfen und auch der Iran.

 Das Ziel der sich formierenden serbischen Ultranationalisten war die Eingliederung der serbischen Bosnier in Rest – Jugoslawien. Da aber BiH die am meisten ethnisch und religiös gemischte Teilrepublik war, konnte nicht so einfach „rein“ serbische oder kroatische Gebiete annektiert werden. Bei einem Treffen zwischen Milosevic und Tudjman in Karadjordjego, im März 1991, wurde angeblich die Aufteilung der Teilrepublik BiHs zwischen Kroaten und Serbien, unter der Voraussetzung der Zustimmung Serbiens zur kroatischen Unabhängigkeit, beschlossen.Diese Treffen sorgte für große Beunruhigung. Die Folge war, dass eine allgemeine Fluchtbewegungen einsetzte, die zu einer massiven Veränderung der demographischen Struktur von Bosnien nach dem Krieg geführt hat

Tatsache ist, dass der Bosnienkrieg mit großen Umsiedelungsplänen der serbisch und kroatisch unterstützten Kriegsparteien verbunden war. Fatal war in diesem Konnex die Veröffentlichung des Vance-Owen Planes, der bei Friedensgesprächen in Genf, im Jänner 1993 vorgelegt, wurde. Die Aufteilung in neun ethnisch gegliederte Provinzen setzte eine Umsiedelung, bzw. „ethnische Säuberung“ voraus. Das betraf vor allem Zentralbosnien, wo auch sofort nach Bekanntgabe des Plans Kampfhandlungen einsetzten. Die zuerst siegreichen serbischen Verbände erlitten aber ab 1994 immer weitere Rückschläge. Demgegenüber kam es zur Spaltung der zuerst gemeinsam kämpfenden bosnischen Regierungsarmee und kroatischen Milizverbänden, die sich nun gegenseitig schwächten.

Die Haltung der internationalen Gemeinschaft blieb nach der übereilten Anerkennung der Unabhängigkeitsbestrebungen unklar und zögerlich. Die europäischen Staaten waren sich uneins – bis im Sommer 1993 die UNO Sarajewo, Tuzla, Zepa, Gorazde, Bihac und Srebenica zu UNO-Schutzzonen erklärten. Den entsandten UNO Truppen wurden jedoch keine klaren Mandate zur Erfüllung ihrer Aufgaben erteilt.

Das Massaker in Srebenica, die massiven NATO-Bombardemants von serbischen Stellungen in Sarajewo und Gorazde, sowie die Erfolge bosnischer Regierungstruppen, führten 1995 schließlich zum Einlenken der drei maßgeblichen Politiker : Milosevic, Tudjman und Izetbegovic. Bei Verhandlungen ab September in Genf und später in Dayton, erklärten sich die kroatischen, bosnischen und jugoslawischen Außenminister zur Errichtung eines bosnisch-herzegowinischen Staates mit zwei autonomen Entitäten innerhalb der historischen Grenzen, bereit.

 

Politische Status von Bosnien und Herzegowina heute

Für die Bosnier bedeutet das Abkommen eine Dreiteilung des kleinen Landes. Verwaltungstechnisch folgt daraus eine bosniakisch - kroatische Föderation und eine serbische Republik mit jeweils eigenen Regierungen, die sich in der gesamtstaatlichen Regierung mit der Hauptstadt Sarajevo wieder zu einer fügen. Um dieser Struktur zu entsprechen, ist ein überdurchschnittlich Maß an Administration erforderlich, d.h. es ist ein Beamtenapparat erforderlich, der auch bezahlt werden muss, fragt sich allerdings wie und mit welchen Mitteln...

Ein gravierendes weitgehend ungelöstes Problem entsteht durch die offenen Flüchtlingsfragen, die durch den Vance Owen Plan virulent wurden und bis dato nur teilweise gelöst wurden.

Darüberhinaus ist festzuhalten, dass die nationalistischen Gefühle, die tief sitzenden Emotionen, die sich mit der eigenen Entität verbinden, nach wie vor bestehen. Emotional begründete Haltungen, die sich in frühester Kindheit ausbilden, lassen sich nur sehr schwer ändern und wenn, dann muss ein starker Wille dahinter sein. Mit rationalen Überlegungen allein, lässt sich ein tiefsitzendes Nationalgefühl nicht verändern. Und es wäre auch nicht notwendig, wenn man den Anderen, der einer anderen Bevölkerungsgruppe zugehört, einfach als gleichwertigen Menschen sieht und ihn auch so behandelt.

Literatur: 

Wikipedia: Bosnien und Herzegowina

Elisabeth Gschaider: Bosnien und Herzegowina, Wien 2008

Marko Plesnik. Bosnien und Herzegowina - Zwischne Save und Adria, Berlin 2010

 

 

 

 

 

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