Irene Kohlbergers SALVETE
Nürnberg
Nürnberg Mai 2012
Nürnberg wirkt als Stadt sehr offen und freundlich. Meinem Gefühl nach wird dieser Eindruck durch ein Reihe von großen Plätzen mit einer lebendigen Infrastruktur und der Pregnitz, die in flachen Bögen die Stadt durchfließt und gleichsam von innen her umarmt, wesentlich mitbestimmt. Dazu kommt ein sehr kluges Konzept, das den Wiederaufbau der zerstörten Stadt geleitet hat. So wurde die Innenstadt mit kleinen und mittelgroßen Häusern wieder errichtet, deren hohe rote Satteldächer im Mittagslicht die warme Atmosphäre noch verstärken.
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Die Geschichte der Stadt Nürnberg setzt mit der ersten urkundlichen Erwähnung 1050 ein. Nürnberg wurde im Mittelalter unter den Staufern und Luxemburgern zu einer der wichtigen Reichsstädte. Dank des blühenden Fernhandels und Handwerks wurde Nürnberg im 15. und 16. Jahrhundert eines der bedeutendsten kulturellen Zentren der Renaissance nördlich der Alpen, sowie des Humanismus und der Reformation.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) verlor die Stadt ihre herausragende Stellung. Doch blieb die Stadt mit ihrem Landbesitz weiter selbstständig und konnte von Handel und Handwerk profitieren. Nürnberg wurde 1806 nach der Auflösung des Alten Reiches in das neugegründete Königreich Bayern eingegliedert. Durch die aufkommende Industrialisierung erholte sich die Wirtschaft der Stadt, die zusehends wieder an Bedeutung gewann. Zugleich sahen in dieser Zeit Anhänger der Romantik und des Historismus im spätmittelalterlichen Stadtbild von Nürnberg ihr Ideal verwirklicht.
Die Nationalsozialisten nutzten den Mythos der Stadt für ihre propagandistischen Zwecke. Ab 1927 fanden die Reichsparteitage in Nürnberg statt. Sie errichteten auf dem Reichsparteigelände, einem fast 17 km² großen Gelände im Südosten Nürnbergs, zahlreiche Gebäude und einige Kolossalbauten. Im Zweiten Weltkrieg flogen die Alliierten zahlreiche Luftangriffe auf Nürnberg und beschädigten Teile der Stadt schwer.Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Nürnberg als Tagungsort für die Kriegsverbrecherprozesse der Alliierten ausgewählt. Beim Wiederaufbau hielt man an den gewachsenen Strukturen fest. Die Wirtschafts-und Infrasktruktur wurde weiter ausgebaut und trug zum Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit bei.
Heute zählt Nürnberg zu den wichtigen Großstädten Deutschlands und versteht sich als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Frankens. (nach Wikipedia)
Wir kommen vom Osten aus Salzburg – und weil noch Nachmittag ist, parken wir vorm Reichstagsgelände und besuchen zunächst das Dokumentationszentrum in der Kongresshalle. Dieses Bauwerk, das an sich unvollendet geblieben ist, hat sich bisher jeder Nutzung entzogen: es eignete sich weder als Einkaufszentrum, noch ließ es sich zu einer Sportanlage umbauen. Und so blieb es im unteren Bereich ein groß dimensionierter Lagerraum, während man im ersten Stock ein Dokumentationszentrum einrichtete.
Die Räume selbst beeindrucken durch ihre Kargheit – grobes Mauerwerk wechselt ab mit schwarzen Stoffbahnen, worauf vergrößerte Schwarz-Weiß Fotos zum jeweiligen Thema angeordnet sind. Die Übergänge von einem zum anderen Raum aus Konstruktionen von Eisenplatten unterstreichen noch zusätzlich die Härte und Distanz des Gezeigten und lenken in keinem Bereich vom Wesentlichen ab. Die Einbettung der großformatigen Dokumentarfotos in vorgegebene Mauernischen, verleiht diesen eine überrschenden Dynamik, die den Betrachter in des gezeigte Geschehen fast körperlich hineinzieht.
Ein Raum des Dokumentationszentrums ist dem Nürnberger Prozess gewidmet, wo man unter anderem erfährt, dass sich nur in Nürnberg ein Gebäude vorfand, wo man die Gefangenen entsprechend unterbringen und auch die Verhandlungen störungsfrei abgewickeln konnten. Es war daher ein eher sachlicher Grund, der das Tribunal der Alliierten hier tagen ließ, während der symbolische Charakter der Stadt Nürnberg, als Zentrum der Reichsparteitage, nicht vordergründig ausschlaggebend war.
Ein großer Kasten umschließt die Akte der Gerichtsverhandlungen. Auf eine Videowand laufen die schwarz-weiß Aufnahmen des Prozesses, die man schon gut kennt. Doch die begleitenden Texte gehen unter die Haut. Und entlang der riesigen Seitenwand ist Nürnbergzu sehen, als zerstörte Stadt, als Ergebnis einer Politik, der unvorstellbares Elend über Europa brachte.
Später wandern wir Richtung Zeppelinbühne. Dahin gelangen wir erst über einen langen Umweg, der uns über die zwei Kilometer lange und 60 Meter breite Große Straße als zentrale Achse des Reichsparteitagsgeländes führt. Sie sollte von der Kongresshalle zum Märzfeld führen und mit 60.000 Granitplatten belegt werden. Nach Norden hin war das Bauwerk auf Burg und Altstadt ausgerichtet und verband das historische Nürnberg symbolisch mit dem neuen Reichsparteitagsgelände. Bis 1939 war die Große Straße im Wesentlichen fertig gestellt.
Nach Kriegsende diente sie zunächst der US-Luftwaffe als Rollfeld. Bis heute wird die von 1991 bis 1994 sanierte Große Straße bei Großveranstaltungen als Parkplatz genutzt.
Und da gerade Messe abgehalten wird, ist der ganze Straßenbereich rammelvoll mit Autos. Doch schließlich nähern wir uns dem Zeppelinfeld von Norden. Übrig ist nur mehr die Tribüne, die aber einen starken Eindruck macht. Ich klettere schnell die breiten Stufen hinauf und blicke hinunter, wo viel Dokumentarfilme gedreht wurden, worin sich das Zeppelinfeld als idealen Raum für die Manifestation der Macht des 3. Reiches darstellte. Anders ausgedrückt, spielte das Zeppelinfeld die Hauptrolle, worauf sich die Massen präsentierten. Doch in den Filmen wirkt das Ganze viel größer und mächtiger. Wahrscheinlich liegt es daran, dass meistens von Südwesten, dem Ende des Zeppelinfeldes zum Tribünenaufbau hin fotografiert wurde.
Wir stehen auf den Stufen der Galerie und sehen vor uns eine Straße, die quer zum südlichen Teil des Zeppelinfeldes mit einer durchgehenden Mauer abgeschlossen ist. Das allein „beschädigt“ den Gesamteindruck maßgeblich. Dazu kommt, dass die Pfeiler der Tribüne, die den Mittelteil flankierten, abgetragen werden mussten – und so liegt heute nur eine Fläche vor der Galerie, die mehr oder weniger in Sportstätten zerstückelt wurde.
Am Balkon der Honoratioren, der bloß drei Mal einen Meter misst, also nicht viel Platz bietet, und lächerlich klein wirkt im Vergleich zur Gesamtanlage, tummeln sich eine Gruppe Chinesen herum. Sie posieren und fotografieren – und irgendwie wirkt das Ganze mehr als grotesk – sowohl auf dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit, als auch der chinesischen Gegenwart.
Die 300 Meter lange Haupttribüne war mit zwei Pfeilerreihen versehen und erinnerte damit an den zum Vorbild genommenen antiken Pergamonaltar. Auf dem Zeppelinfeld konnten bis zu 100.000 Menschen aufmarschieren. Haupttribüne und Seitentribünen boten 60.000 Zuschauern Platz.
Heute ist das Zeppelinfeld baulich verändert: 1945 sprengte die US-Armee das Hakenkreuz auf der Haupttribüne. 1967 wurden die Pfeilerreihen wegen Baufälligkeit abgetragen. Als Liegenschaft gelangte die Zeppelintribüne schon 1945/46 in städtischen Besitz. Seitdem finden auf dem Gelände Freiluftveranstaltungen aller Art statt. Von 1985 bis 2001 war in der Zeppelintribüne die provisorische Ausstellung "Faszination und Gewalt" zu besichtigen.
Die Lorenzkirche in Nürnberg (St. Lorenz)
Die Lorenzkirche in Nürnberg zählt heute zu den schönsten gotischen Sakralbauten Deutschlands. Die Bauphasen der Lorenzkirche kann man grob in zwei Abschnitte einteilen, wobei der genaue Baubeginn nicht bestimmt werden kann. Wahrscheinlich begann man zwischen 1243 und 1315 mit dem Bau einer hochgotischen Basilika. Bereits 1350 wurde mit umfangreichen Umbauten begonnen, die das Erscheinungsbild der Basilika entscheidend veränderten. Diese Maßnahmen wurden auch durch die wachsende Stadt und den Repräsentationswillen des Großbürgertums begünstigt.
Schon während der Umbauzeit ergaben sich Planänderungen. Eine Erweiterung des Langhauses erfolgte um 1400. Zwischen 1438 und 1477 wurde der bisherige Chor abgerissen und durch den großzügigen, spätgotischen Hallenchor ersetzt.
Die prächtige, rosettengeschmückte Westfassade zwischen den beiden Türmen mit dem kaiserlichen Wappen und der steinernen Rosette (1353/60), auch "Stern von St. Lorenz" genannt, ist nur ein kleiner Teil der prächtig ausgestatteten Kirche. August von Platen schreibt um 1800 über die Lorenzkirche: "(...) Von da an ging ich in die Lorenzkirche, wo ich mich von ganzer Seele an diesen hohen Hallen, an diesen gigantischen Säulenbündeln, an dieser edlen Form der Bogen, an diesem heiligen Halbdunkel und den Glasmalereien erfreute. Wie fällt doch bei dem Anblick einer solchen Kirche jeder Gedanke an gotische Schnörkel und so weiter weg!"
Auch Friedrich von der Hagen schwärmte 1818 von den Glasfenstern der Kirche: "(...) Vielleicht hat Nürnberg die vollkommensten Werke dieser Kunst aufzuweisen, und unter diesen ist ohne Zweifel das Volkamerische Fenster in St. Lorenz das höchste ... Hier ist bei der trefflichsten Zeichnung eine Glut, Verschmelzung, Abstufung und Einklang der Farben, dass das Ganze, aus so vielen Stücken zusammengesetzt, in Einen Kristall zerflossen oder daraus hervor geschliffen scheint."
Lange vor dem Zweiten Weltkrieg begann man mit einer umfangreichen Renovierung der Lorenzkirche, die bis zu Kriegsbeginn fast abgeschlossen war. Doch die Kriegsereignisse machten diese Maßnahmen gegenstandslos. Das Gotteshaus wurde zwischen 1943 und 1945 mehrfach durch Bomben und Artilleriebeschuss getroffen und schwer beschädigt. Unter der Leitung von Julius Lincke begann man bereits 1945 mit dem Wiederaufbau. Die erneute Weihe fand zwar schon am 10. August 1952 statt, jedoch dauerten die Instandsetzungs-arbeiten noch etliche Jahre.
Kostbarkeiten der Inneneinrichtung
Der Englische Gruß von Veit Stoß
Den Englischen Gruß, auch Engelsgruß genannt, schuf Veit Stoß im Auftrag von Anton Tucher. Das Kunstwerk aus Lindenholz entstand 1517/18. Die Schnitzereien verkörpern die Verkündigung von Christi Geburt durch den Erzengel Gabriel an Maria. Die überlebensgroßen Figuren sind umrankt von musizierenden Engeln die von einem Rosenblütenkranz umgeben sind. Sieben Medaillons zu den sieben Freuden Marias ergänzen den Engelsgruß.
Jedoch ist der Englische Gruß nicht mehr komplett. Das herabschwebende Christuskind ging bei einem Absturz des Kunstwerkes am 2. April 1817 verloren. Die von Veit Stoß gefertigte Winde zur Aufhängung des schweren Meisterstücks ist heute noch in Betrieb.
Das Sakramentshaus von Adam Kraft
Das filigrane Gebilde ist in mehrere Geschosse gegliedert, worauf Szenen aus der Passion Jesu dargestellt sind. An der Basis dieses kostbaren Schreines hat sich Adam Kraft selbst mit zwei Gesellen verewigt. Er kniet in Arbeitskleidung mit seinem Handwerkszeug unter dem reich geschmückten Umgang. Obwohl das Kunstwerk während des Zweiten Weltkriegs zum Splitterschutz eingemauert war, wurden die obersten sieben Meter beim Einsturz des Gewölbes durch Bombentreffer zerstört. Sie wurden 1948-52 wiederhergestellt.
Der Reiseschriftsteller Friedrich Nicolai schilderte in "Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781" das Sakramentshäuschen folgendermaßen: "Das schöne Sakramentshäuslein in der Lorenz-Kirche, das Adam Kraft 1500 zu Stande gebracht hat, ist wegen der zierlichen Form und künstlichen mühsamen Ausarbeitung, da alle Bogen und Zierathen leicht und durchbrochen gearbeitet sind, in der That sehenswürdig (...) Dieß Sakramentshäuslein wird von den steinernen Figuren Adam Krafts und seiner zwey Gehülfen getragen. Ich habe das Gesicht dieses Meisters mit großer Aufmerksamkeit und Vergnügen betrachtet. Es ist ganz Natur und Ausdruck."
Weitere Kunstwerke in der Lorenzkirche:
Trotz der beschränkten Lichtverhältnisse versuchte ich noch einige der gotischen Kostbarkeiten ins Bild zu bringen - manchmal ist es mir auch gelungen - manchmal nur sehr bedingt.
Zwölfapostelaltar |
Thronende Muttergottes zwischen Heiligengestalten |
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Das Rieter Fenster DasMarien KrönungApostel Hl. Sebastian Hl. Anna Selbtritt (Hl. Anna, Maria und Jesus) |
Altar Maria Selbtritt Hl.Elisabeth Veronika mit dem Schweißuch und dem Jesusbild |
Nürnberger Burg
Die Nürnberger Burg liegt nördlich der Pregnitz auf einem Sandsteinrücken oberhalb der Sebalder Altstadt. Im Westen grenzt sie an den Neutorgraben, im Norden an den Vestnertorgraben. Von der Burg aus hat man nach Süden einen herrlichen Blick auf das unter ihr liegende Handwerkerviertel und die Altstadt. Auf dem Weg nach oben begegnen wir einer Schulklasse, die in historischen Gewändern geschichtliche Fragen zu beantworten sucht, was sich hier im Angesicht der Burg sichtlich leichter machen lässt, als im Klassenzimmer.
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Besitzgeschichtlich setzt sich die Burg aus drei Teilen zusammen; jedoch sind die Grenzen dieser drei Bereiche im heutigen Baubestand nur mit Mühe abzulesen:
- Die Reste der Burggrafenburg mit dem Fünfeckturm befinden sich in der Mitte.
- Die Kaiserburg mit Sinwellturm, Tiefem Brunnen, Doppelkapelle und Palas dehnt sich nach Westen aus.
- Weitere (reichs)städtische Bauten liegen im Norden und Osten (z. B. die ehemalige Kaiserstallung von Hans Behiem dem ÄLteren und der Turm Luginsland).
Die Burg ist nur mit Führung zu besichtigen, die in unserem Fall mit einigen historische Details aufwarten kann, die wir vorher nicht kannten. So wird erzählt, dass die Räume der Kaiserburg meistens unmöbliert und leer waren. Erst vor dem Besuch des Kaisers wurde die Burg von den Bürgern der Stadt eingerichtet. Man brachte Sessel, Tische, Betten und Kleinmöbel in die Burg und borgte sie dem Kaiser und seinem Gefolge für die Dauer seines Aufenthaltes. Eine frühe Art von „leasing“, dass aber nicht finanziell abgegolten wurde, sondern durch die Ehre, dem Kaiser einen Dienst zu erweisen.
Großer Sitzungssaal | Kapelleneingang mit Fresken von Maximilian I. und Friedrich III. |
Maximilan I. | Friedrich III. (Vater von Maximilian I.) |
Die Doppelkapelle im romanischen Baustil wurde um 1200 errichtet und gehört somit zu den ältesten noch erhalten Teilen der Burg. Im Altarraum befindet sich ein Kruzifix von Veit Stoß, ein Werk der Spätgotik.
Der Zugang zur Oberkapelle war dem Hochadel vorbehalten. Die Unterkapelle kann ausschließlich vom Innenhof aus erreicht werden. Unter- und Oberkapelle sind nur durch eine Deckenöffnung miteinander verbunden. Auf der Westempore der Oberkapelle nahm die kaiserliche Familie Platz, wobei für den Kaiser ein eigener Bereich abgetrennt war. Somit stellen die drei Ebenen die Hierarchie der damaligen Gesellschaft dar.
Als Bauwerk ist die kleine Kapelle sehr gelungen. Über drei Stockwerke erhebt sich der kleine Bau, getragen von Rundsäulen und einem Kuppelabschluß. In der Apsis das wunderschöne Kreuz. Anbetungswürdig schön und von tiefer mystischer Majestät. Die gotischen Figuren an den Wänden, geschaffen von Meisterhänden, atmen den Geist eines gläubigen Zeitalters.
Nach der Besichtigung der Burgräume, können wir uns in einem kleinen aber gut ausgestattetem Burgmuseum ein wenig umsehen.
Die Wasserversorgung der Burg wurde für den Fall einer Belagerung durch zwei Brunnen gesichert. Der Brunnen der ehemaligen Burggrafenburg befindet sich wenige Meter südlich des Fünfeckigen Turms. Der etwa 20 Meter tiefe Ziehbrunnen holte Wasser aus dem Basisletten des Unteren Burgsandsteins.
Der Tiefe Brunnen der Kaiserburg ist vermutlich so alt wie die Burganlage selbst. Der Schacht wurde in den Felsen gehauen und hat einen Durchmesser von 2,2 bis 1,7 und eine Tiefe von 53 Metern. Er führt durch Schichten von Burg- und Stubensandstein bis zum Blasensandstein mit dem Grundwasserspiegel der Pegnitz.
Sebalduskirche
Die mittelalterliche Kirche St. Sebald in Nürnberg, auch Sebalduskirche genannt (nach dem wohl im 8. Jahrhundert in der Gegend von Nürnberg lebenden Einsiedler Sebaldus), ist neben der Frauenkirche und der Lorenzkirche eine der herausragenden Kirchenbauten der Stadt. Die Sebalduskirche ist die ältere der beiden großen Stadtpfarrkirchen Nürnbergs und die älteste (seit 1525) evangelisch-lutherische Pfarrkirche der Stadt. Die Sebalduskirche wurde zwischen 1225/30 und 1273 als doppelchörige Pfeilerbasilika errichtet. Sie folgt in vielen Baumotiven dem Vorbild des Bamberger Doms, so dass trotz des gotischen Innenaufrisses einige romanisch anmutende Bauelemente übernommen wurden.
Bereits 1309 wurden die beiden Seitenschiffe wieder abgebrochen und auf die heutige Breite in der Flucht der Stirnmauern der Querschiffe verbreitert.
Bei den Luftangriffen auf Nürnberg wurde St. Sebald weitgehend zerstört. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte der Wiederaufbau.
In St. Sebald hat sich ein äußerst wertvolles Inventar v.a. vorreformatorischer Kunst erhalten. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Stiftungen Nürnberger Ratsfamilien, denn seit dem 14. Jahrhundert etablierte sich die Sebalduskirche als „Ratskirche“ Nürnbergs. Im Gegensatz zur Lorenzer Kirche war es bis ins späte 15. Jahrhundert nämlich beinahe ausschließlich den Nürnberger Ratsgeschlechtern gestattet, feste Ausstattungsstücke für St. Sebald zu stiften. Vereinzelt stellte auch der gesamte Rat durch Stiftungen seine Einheit und Geschlossenheit zur Schau, so etwa in Gestalt der Fenster des Hallenchors, die von den Bürgermeistern des Jahres 1379 gestiftet wurden. Dabei war das Bildprogramm der Kunstwerke bis zum Ende des 15. Jh.s stets der Raumnutzung durch die Liturgie unterworfen.
Schon an der Außenfassade befinden sich teils bemerkenswerte Steinfiguren, so etwa das Schreyer-Landauer-Epitaph von Adam Kraft, der monumentale Schlüsselfelder-Christophorus aus dem 15. Jh. (Original heute im Germanischen Nationalmuseum) oder die Figuren des prächtig ausgestalteten Brautportals an der Nordseite aus dem 14. Jh
Das für die vorreformatorische Kirche aber zweifellos wichtigste Ausstattungsstück ist das Grabmal des Stadtpatrons St Sebald, zu dessen Verehrung der Hallenchor überhaupt erst errichtet wurde. Es handelt sich um ein reiches, nach Plänen von Peter Vischer 1508–1519 durch seine Söhne angefertigtes Kunstwerk in Form einer Kleinarchitektur, die reichen Figurenschmuck aufweist (u.a. Szenen aus der Vita des Hlg. Sebaldus). Der Bronzeguss gilt als frühes Beispiel für übernommene Formen der italienischen Renaissance nördlich der Alpen.
Weiterhin sind verschiedene Werke des Bildschnitzers Veit Stoß hervorzuheben, so sein Apostel Andreas und die Figuren der Volckamer'schen Gedächtnisstiftung, bei der er an einem Relief auch sein Können als Steinmetz unter Beweis stellte. Hierbei handelt es sich nur um eines unter vielen künstlerisch wertvollen Epitaphien von Nürnberger Patrizierfamilien im Kirchenraum.
Auch sei auf die größtenteils im Original erhaltenen Glasfenster im Hallenchor hingewiesen, von denen einige um 1500 nach Entwürfen Dürers und Hans Süß' von Kulmbach durch den Galsmaler Veit Hirsvogel gefertigt wurden.
Germanisches Nationalmuseum
Der Name Germanisches Nationalmuseum ist aus dem historischen Kontext der Gründung 1852 zu verstehen. 1846 hatten bei einem Kongress der deutschen Sprach- und Geschichtsforscher mit u. a. Brüder Grimm, Leopold Ranke und Jacob Burckhard in Frankfurt am Main ihr gemeinsames Studienfach, Germanistik genannt. Der Name des Museums repräsentiert die Idee eines sprachlichen-kulturell definierten Raumes, dessen enge kulturelle Beziehungen vor dem Hintergrund der komplexen politischen Geschichte und der gescheiterten politischen Einigung der deutschen Staaten im Jahr 1848 dokumentiert werden sollten.
Daneben versteht sich das Museum als wichtige Forschungs- und Bildungseinrichtung, die durch Ausstellungen und Publikationen die Kulturgeschichte in fächerübergreifender Breite darstellt. Darüber hinaus betont es als dritten Punkt in seinem Leitbild den Respekt vor allen Kulturen und will die Zusammenhänge mit diesen für alle Menschen unabhängig von Alter, Herkunft, Bildung und Religion erfahrbar und erlebbar machen.
Das Museum selbst mit seinen Gebäuden aus den verschiedenen Epochen ist ein Baudenkmal. Den Kern bildet das spätmittelalterliche Kartäuserkloster. Das zwischenzeitlich profan genutzte Kloster konnte ab 1857 in die Museumsplanungen einbezogen werden. Um- und Erweiterungsbauten aus der Entstehungszeit des Museums, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sind kaum noch vorhanden. Die nächste erhaltene Zeitschicht bilden die im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts hinzugebauten speziellen Museumsgebäude („Alter Eingang“, Lapidarium und Galeriebau). Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Zusatzbauten; dabei wurde historische Substanz zu erheblichen Teilen überformt, manches vernichtet und nur einige Bauten restaurierend wiederaufgebaut.
Ein großzügige Erweiterungsbau stammt aus den Jahren 1983 und 1988 bis 1996. Das 1910 erbaute Haus der ehemaligen Kinderbewahranstalt der Kirchengemeinde von St. Lorenz wurde 1999 erworben und bis 2002 restauriert, um die Spielzeugsammlung aufzunehmen. Das Gebäude liegt westlich des Südwestbaus und ist weiterhin baulich eigenständig.
Eigentlich war uns vom Anfang an klar, dass wir nur einen kleinen Teil des riesigen Museums, das nach wikipedia Schaustücke enthält, betrachten können. wir entschließen uns für die Exponate des Mittelalters. Im folgenden sollen einige Fotos eingefügt werden, die allerdings nur sehr dürftig die Schönheit und Harmonie der Kunstgegenstände wiedergeben können.
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Rund ums Germanische Nationalmuseum