Irene Kohlbergers SALVETE

Lisieux

Lisieux

(6.Juni bis 9.Juni 2018)

 

Es war eine Pilgerfahrt zu den Stationen des Lebens von Terése Martin (Terése von Lisieux 1873- 1897), die am Flughafen von Paris begann und durch die Bretagne zu unserem ersten Zielort führte. Sanfte hügelige Landschaft breitete sich rund um die Autobahn aus – Felder, Wiesen, begrenzt von schmalem Gebüsch und Baumstreifen – vielleicht ein wenig langweilig, aber einsam und friedlich - - -

Die Raststätte neben der Autobahn, wo wir kurz rasteten war ein völlig ungewohntes Erlebnis: keine Hektik, das Personal völlig ruhig und entspannt. Sie machen per Hand Kaffee --- geben die Kuchen in Sackerl und bleiben immer freundlich – verstehen mich auch mit meinem Kauderwelsch von Französisch und Spanisch---

Lisieux wirkt ebenso still und friedlich. Es wirkt wie eine Landstadt, ohne Besonderheit! Und es war wohl auch früher so…

Schließlich erreichen wir unser Quartier: Die Pilgerherberge, wo wir wohnen und auch gefüttert werden.  Auch gibt es hier geistige Nahrung in der kleinen hellen Kapelle, wo wir uns täglich zur Frühmesse versammeln werden. Momentan ist keine Reisezeit und wir werden ziemlich allein in dem großen Haus sein… 

Ein schmaler Bach oder besser ein Kanal fließt zwischen dem Karmel und dem Pilgerhospiz, wo ich oft bin und die hohe Steinmauer betrachte, die seit den Zeiten Teréses sicher unverändert dasteht.

Die Boissenets: Es ist ein kleines Anwesen, wo Terése und ihre Familie lebten. Es gibt noch Teile der Originaleinrichtung, wie z. B. die Möbel im Wohnzimmer, das sich im Erdgeschoß befindet. Eine äußerst schmale Treppe führt in den Oberstock, wo sich die Schlafzimmer der Familie befanden --- Diese Treppe  spielte bei der Bekehrung Terése zu Weihnachten eine wichtige Rolle---

Im Garten von BoissenetsAußenansicht des Hauses

Schlafzimmer im ersten StockWohnzimmer im Erdgeschoß

 

Dazu Terése: Mein Leben verlief ruhig und glücklich, die Liebe die mich in den Boissonets umgab, ließ mich sozusagen wachsen…

Winterabende: Ach! Wie gut fand ich es, nach der Partie Damenbrett mich mit Celine auf Papas Knie zu setzen…Mit seiner schönen Stimme sang er Lieder, die die die Seele mit tiefen Gedanken erfüllten… oder er wiegte uns leise und sagte Gedichte von ewigen Wahrheiten auf. Zuletzt gingen wir hinauf zum gemeinsamen Abendgebet. Dann kamen wir alle dem Alter nach, um Papa Gutenacht zu sagen und einen Kuss zu empfangen.

Ein Raum im Untergeschoß – Richtung Garten - wurde zu einem kleinen Museum umgewandelt, wo sich Kinderspielzeug, Bücher und andere Kleinigkeiten wiederfinden, die so recht einen Blick in die Lebenswirklichkeit des 19. Jh. erlauben. Dazu gehört auch die Perücke über dem Bett, die aus den abgeschnittenen Haaren der Schwestern Martin (beim Eintritt in den Orden der Karmelitinnen) mit großer Sorgfalt gefertigt wurde.

Leider sind die Dachgeschoßräume geschlossen – der Blick über die Stadt, den Terése so liebte, bleibt uns verborgen…

Der Garten ist im Grund sehr winzig, heute mit Blumen bepflanzt, bietet er ein angenehmes Ambiente. Eine relativ kalte Skulptur zeigt die junge Terése, wie sie ihren Vater bittet, in den Karmel eintreten zu dürfen…

      

Am Nachmittag dieses Tages erzählt uns Pater Michael aus Würzburg, über das Leben und die Lehre von Terése…

Eine wichtige Station im Leben Terése war natürlich auch die Kathedrale von Lisieux. Hier fand sich Vater Martin mit seinen Töchtern Sonntag für Sonntag ein,

         

um in einer gemieteten Seitenkapelle am Gottesdienst teilzunehmen.    

            

Die Kathedrale ist ein beeindruckendes Bauwerk aus dem 13.Jh. und danach, worin die Elemente der romanische Epoche (mächtige Rundsäulen) mit einer gotische Gewölbekonstruktion verbunden sind. Auch zeigt die Fassade noch die frühgotische Form der Gestaltung – kleine spitzbogige Verzierungen, die der glatten Mauerfläche vorgelagert sind – schmückende Bänder in den Fenster- und Portallaibungen, aber noch gibt es keine Figuren an den Portalwänden oder im Tympanon über den Eingangstüren. Alles wirkt insgesamt schlicht und verhalten…

Im Dom befindet sich auch der Beichtstuhl, worin die kleine Terése das erste Mal beichten wollte: Ich betrat den Beichtstuhl und kniete nieder. Doch als Abbé Ducellíer den Schieber öffnete, sah er niemand. Ich war so klein, dass mein Kopf sich unterhalb des Brettes befand, worauf man die Hände aufstützt. Er hieß mich deshalb stehen, ich gehorchte sogleich, stellte mich gerade vor ihn hin, um ihn besser zu sehen.
Ich beichtete wie eine Große und empfing seinen Segen mit großer Andacht, denn sie hatten mir gesagt, in diesem Augenblick würden die Tränen des Jesuskindes meine Seele reinwaschen.

      

Der gegenwärtige Hochaltar ist eine Marmorkonstruktion aus dem 19. Jh., die auch Herr Martin mit einer großzügigen Spende ermöglichte.

      

Die Gestalt von Jeanne d’Arc, die in einer Seitenkapelle zu sehen ist – scheint mir gut gelungen. Auch denke ich, dass diese Statue beigetragen hat, um die Liebe zu dieser Heiligen bei Terése zu vertiefen, die ihr später ein Dramolett widmen wird, worin sie im Karmel die Hauptrolle der Jeanne d‘Arc spielen wird.

Das Geburtshaus von Terése befindet sich in Alecon:
Heute schließt sich an das Haus ein klassizistischer Kirchenbau, der zwar sehr klein ist, aber eine sehr eindrucksvolle Altargruppe besitzt: Terése sitzend an ihrer rechten Seite das Kind Jesu, das ein Kreuz mit dem leidenden Antlitz des Erlösers in der rechten Hand hält und an Terése weitergibt.

      

Im Haus besichtigen wir die ehemalige Küche, das Wohnzimmer und das Geburtszimmer von Terése, worin auch ihre Mutter gestorben ist. Dazu Terése:

Am Tag von Mamas Hinscheiden nahm mich Papa auf den Arm und sagte: „Komm gib deinem armen Mütterchen zum letzten Mal einen Kuss.“ Und ich drückte ohne ein Wort zu sagen, meine Lippen auf die Stirn meiner geliebten Mutter…

Wohnzimmer im ersten Stock

Sterbezimmer von Celine Martin                                                        

Die Räume sind zwar klein, aber mit schönen, wertvollen, Möbeln ausgestattet. Man spürt das die Familie durch ihren Wohlstand in der Lage war, sich eine geschmackvolle Umgebung zu schaffen. Dazu Terése: Am Kommuniontag meiner Schwester Leonie brachte man mich frühzeitig zu Bett, weil ich war noch zu klein war, um beim Festessen zu bleiben, aber ich sehe Papa noch vor mir, wie er beim Nachtisch kam und seiner kleinen Königin einige Leckerbissen von der Festtorte brachte…

Celine Martin wurde gemeinam mit ihrem Mann, Luis Martin, im August 2012 seliggesprochen.


Wir feiern in der kleinen Kapelle, die an drei heilige Personen erinnert, die hl. Messe und gehen anschließend in den kleinen Garten, wo wir unsere Mittagsvorräte verzehren.         

In Alecon besuchen wir auch die Kathedrale, wo das Ehepaar Martin, täglich die Frühmesse besuchte. Ein ehrwürdiger Bau, der aber durch neue Einrichtungselemente etwas kalt und wenig einladend wirkt. Die Hl. Terése im Baldachin des Hochaltares kann diesen Eindruck auch nicht verbessern.

 

Da die Mutter von Terése nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter diese nicht selber stillen konnte, wurde sie zu einer Amme aufs Land gebracht, wo es der Kleinen sehr gut gefiel. Das Haus de la (Petit Rose) oú s’Ecoula steht heute noch und kann mit einem französisch sprechenden Führer besichtigt werden. Die Einrichtungsgegenstände sind aus der Zeit, aber nicht mehr die Originaleinrichtung – doch die Fußboden Bretter sind noch da, wo Terése ihre ersten Schritte probierte.

                         

Die Räume des Karmel, wo Terése gelebt und ihre Biographie geschrieben hatte, kann man nicht besichtigen, weil noch heute ein Karmelitinnenkonvent in denselben Räumen untergebracht ist. Doch hat man die ehemalige Kapelle vergrößert, einen Anbau für ihre Reliquien errichtet und auch zwei kleine Räume geschaffen, die das Leben von Terése an Erinnerungsstücken dokumentieren:

Terése spielt Johanna von OrleansMädchenbildnis von Terése

Zelle von Terése

Familie von TeréseGedichte von Terése

Portait gemalt von Schwester Celine und Foto von Terése

Statue von Terése über ihrem Grab

Am Weg nach Honfleur besuchen wir den Militärfriedhof von St. Desir, der in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg errichtet wurde. Und selbst hier gilt noch die Trennung – obwohl der Tod keine Nationalitäten kennt: Engländer und Aliierte auf der einen und Deutsche auf der anderen Seite.


Honfleur

Im Juni 1887 pilgerte die kleine Thérèse mit ihrem Vater und ihren Schwestern Léonie und Céline zur Kirche Notre Dame de Grâce, um die Muttergottes zu bitten, dass sie die Erlaubnis bekommt, in den Karmel einzutreten. Die Kirche wirkt von außen sehr anheimelnd und einladend.

                

Innen erweist sie sich aber viel zu überladen. Je eine Muttergottes- und Josephstatue balanciert auf kleinen Simsplatten. Es gibt auch einen großen Terésealtar, den eine extrem unkünstlerische Hand gestaltet hat. Dazu gesellen sich überall im Raum verschiedene Schiffsmodelle; Votivbilder mit Unglücksdarstellungen, etc…Das Beste ist noch der Hochaltar, der in relativ klarer klassizistischer Bauweise gestaltet und nur mäßig dekoriert ist.

Nach der Hl. Messe steigen wir in die Stadt hinunter. Wirkt sympathisch durch den Bestand von alten restaurierten Häuser und öffentlichen Bauten. Die Kirche scheint ein beliebte Hochzeitskirche zu sein, weil schon mehrere Brautpaare in der unmittelbaren Umgebung warten. Es ist ein überaus eindrucksvoller Fachwerkbau, der außen völlig mit Schindeln bedeckt ist.

      

Die Begegnung mit dem offenen Meer musste für uns ausfallen, weil die Entfernung einfach zu groß war. Lediglich ein Blick auf die Mündung der Seine war uns gegönnt. Die Erfahrung von Terése mussten wir aus unserem Gedächtnis heraufholen – weil der Anblick des stürmischen Meeres nicht auf Honfleur beschränkt ist.

Dazu Terése: Nie werde ich den Eindruck vergessen, den das Meer auf mich gemacht hat. Ich konnte nicht anders, als es unaufhörlich anschauen. Seine Majestät, das Donnern seiner Wogen, alles sprach zu meiner Seele von der Größe und Macht des Lieben Gottes.

Zu Ende unseres Ausfluges besuchten wir Chateau du Breuil, um einen Eindruck von der Calvadoserzeugung zu bekommen. Hat mich überzeugt, weil eine alte Liegenschaft wieder eine vernünftige Nutzung bekommen hat. Die übrigen Details sind irgendwie immer ähnlich: Destillierkolben zum Aufheizen der Materie – Abkühlung – Lagern in Fässern – Abfüllung und kosten…Beeindruckend war allerdings eine Videoinstallation im Lagerraum der Fässer, die fast magisch anmutete. 

Basilika der Hl. Terése in Lisieux

Schließlich besuchten wir die Kathedrale, deren Grundstein am 30. September 1929 gelegt wurde, und zu Ehren von Terése innerhalb kurzer Zeit errichtet wurde. Finanziert wurde der gewaltige Bau mit Mitteln von Spendern und Mäzenen, die aus der ganzen Welt stammten. Obwohl der riesige Bau sich immer wieder komplett mit Menschen füllt, was man sich kaum vorstellen kann, wenn man so mit einer kleinen Gruppe vorbeikommt – bleibt für mich die Frage offen, warum man byzantinische Vorbilder bemühte, um den Innenraum zu schmücken. Will nicht weiter räsonieren – doch ist für mich die Kälte und Strenge der Bildgestaltung kaum zu überbieten – alles zusammen ist zu groß – und nicht abgemildert durch große künstlerische Leistungen, wie es z.B. in Monreale der Fall ist, wo auch ein gewaltig großer Christus den Apsisraum füllt.


Es ist ein Kreuz mit den modernen Kirchenbauten – entweder gleichen sie Bahnhöfen oder Garagen, durch eine bewusst sparsame Linienführung und Verzicht auf schmückendes Beiwerk oder sie gleichen Museumsreproduktionen von früheren Stilen, die aber nicht durchgehalten werden….

Am Weg durch Paris grüßt uns noch der Eiffelturm, bevor wir unsere letzte Station erreichen die Kirche Notre-Dame des Victoires, wo Terése die Muttergottes, vor ihrer Reise nach Rom, anflehte, ihr den Eintritt in den Karmel zu ermöglichen

                         

Es war eine wunderschöne Kombination von Reise und Studium des Lebensbeispieles einer begnadeten Heiligen, das uns alle tief berührte. Danke dem Karmel und denOrganisatoren und Leitern der Reise , und vor allem unserem Pater Michael aus Würzbuerg:

            

 Kurzes Lebensbild der heiligen Thérèse

             

Marie-Françoise Thérèse Martin, neuntes Kind von Luis und Zeline Martin. Im Alter von erst viereinhalb Jahren starb ihre Mutter in Alezón. Sehr bald danach zog die Familie um nach Lisieux. Mit knapp sieben Jahren ging sie erstmals zur Beichte, zu Pfingsten 1883 wurde sie durch Fürsprache von Maria und das Lächeln der Gottesmutter von einer schweren Krankheit geheilt. Sie besuchte die Schule der Benediktinerinnen von Lisieux und empfing nach intensiver Vorbereitung, 1884 ihre Erstkommunion und kurz danach die Firmung.

Marie-Françoise entschloss sich 1886, bei den Karmelitinnen in Lisieux ein kontemplatives Leben zu führen, wo ihre Schwestern Pauline und Marie schon als Nonnen lebten. Wegen ihres jugendlichen Alters verweigerte der zuständige Bischof ihre Aufnahme. 1887 unternahm sie mit ihrem Vater eine Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen Roms und bat während einer Pilgeraudienz bei Papst Leo XIII. um Aufnahme in den Orden, aber auch das vergeblich.

Erst 1888 konnte Marie-Françoise ins Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen in Lisieux eintreten. Als ihre Aufgabe erkannte sie, stellvertretend leidend da zu sein für die armen Seelen der Sünder. Sie nahm den Ordensnamen Theresia (nach ihrem Vorbild der hl. Teresa von Avila) an und folgte dem - wie sie sagte - kleinen Weg einer innigen Hingabe an Gott, was bedeutet, sich wie ein Kind vertrauensvoll den Armen des Vaters anzuvertrauen. Gott in Jesus über alles lieben und in der Liebe zu Menschen Gott erfahren: das war der Kern ihrer Frömmigkeit. Sie wollte den Weg der Einfachheit gehen und Gott lieben, wie er noch nie geliebt worden ist, gerade in den kleinen und einfachen Dingen des alltäglichen Lebens.

Der von Theresia gelehrte kleine Weg ist der Weg, der zunächst die geistliche Armut des Menschen erkennt, der vor Gott mit leeren Händen steht und sich von ihm alles schenken lassen muss. Auch die Tugenden eines Menschen sind Geschenk Gottes; dies anzuerkennen und sich dabei immer als klein, also empfangend zu erkennen, ist die Schwierigkeit dieses Weges für den stolzen und selbstgewissen Menschen. Aus solcher Armut folgt Barmherzigkeit, Geschenk der Liebe Gottes für alle Menschen, auch für die Sünder. Theresia fand den Weg heiliger Kindheit und lehrte ihn den ihr anvertrauten Novizinnen, 1893 wurde sie zweite Novizenmeisterin im Kloster Lisieux. Sie empfand es als besondere Gabe, zwei Missionsbrüder mit Gebeten zu begleiten, und wurde sich immer mehr ihrer apostolischen und missionarischen Berufung bewusst.

Neben ihrem Hauptwerk verfasste Theresia 266 Briefe, 54 Gedichte und 21 Gebete, die alle ihre spirituellen Erfahrungen zum Gegenstand haben. Weniger bekannt sind acht von ihren geschriebenen Theaterstücken.

Das Leben im Karmel war für die junge Theresia oft nicht leicht. Die Priorin behandelte sie in den ersten Jahren mit größter Strenge. Hinzu kamen Ängste, die sie ihr Leben lang quälten, das Erleben einer geistigen Dürre und schwere Krankheiten. Ihr Glaube wurde auch durch die psychische Krankheit ihres geliebten Vaters Louis Martin auf die Probe gestellt, der im Juli 1894 starb. In ihrer Autobiographie hinterließ sie Beschreibungen ihrer geistlichen Erfahrungen. Diese wurde zunächst 1898 in einer zensierten Fassung als Histoire d'une âme, Geschichte einer Seele herausgegeben, wurde zu einer der meistgelesenen religiösen Autobiografien und in über 50 Sprachen übersetzt. 1956 erschien erstmals das Original Selbstbiographische Schriften mit Berichten aus ihrer Kindheit bis 1894, der Beschreibung ihres kleinen Weges und der Schilderung ihrer Krankheiten und Gewissensprüfungen, dazu einem Kommentar zum Hohen Lied aus dem Alten Testament.

In der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag 1896 erkrankte sie an Tuberkulose, und erlebte dies als Begegnung mit ihrem göttlichen Lebensgefährten. Und sie schrieb: Wenn ich hätte Priester werden können, hätte ich in diesem Juni die heiligen Weihen empfangen. Was tat also Gott? Damit ich nicht enttäuscht wäre, ließ er mich krank werden. Auf diese Weise konnte ich nicht dabei sein, und ich sterbe, bevor ich mein Amt ausüben könnte.

Auch auf dem Krankenbett verfasste sie weitere Manuskripte, nach der Überführung ins Krankenzimmer des Klosters schrieben Mitschwestern ihre Worte nieder. Am Abend ihres Todes, eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Krankheit, schrieb sie an ihren geistlichen Bruder M. Bellier: Ich sterbe nun, ich gehe ins Leben. Mit den Worten Mein Gott …, ich liebe dich! beschloss sie im Alter von nur 24 Jahren ihr Leben.

Am 29. April 1923 wurde Theresia von Papst Pius XI. selig- und am 17. Mai 1925 von ihm im Beisein von 50.000 Menschen im Petersdom und weiteren 500.000 auf dem Petersplatz, dazu 23 Kardinälen und 250 Bischöfen, heiliggesprochen. 1927 wurde Theresia neben Franz Xaver zur Patronin aller Missionen erklärt. 1997 ernannte Papst Johannes Paul II sie zur Kirchenlehrerin.

Nach Pater Michael, unserem Spezialisten in Fragen zur Hl.Thèrése, wird sie am Ende ihres Lebens "an den Tisch der Sünder" gesetzt, das heißt an den Tisch der nicht-glaubenden Menschen, die sie jetzt als ihre Schwestern und Brüder bezeichnet. Sie glaubt zwar einerseits an die Existenz des Himmels, kann aber andererseits nicht mehr daran glauben. Auf diese Weise wird sie zur Brücke zwischen Glaubenden und Nicht-Glaubenden. Indem sie diese Prüfung in Liebe erträgt, kann den Nicht-Glaubenden, so ist Thèrése überzeugt, das Geschenk des Glaubens gemacht werden...

 

 

 

 

 

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