Irene Kohlbergers SALVETE

Shiraz bis Mashhad

Shiraz

 
Im Volksmund wird Shiraz die Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen genannt. Begründet wurde diese Bezeichnung durch ihre Dichter Saadi und Hafis, die durch ihre Werke der Stadt eine Atmosphäre von Schönheit und Romantik verliehen. Eine städtische Ansiedlung in der Ebene von Shiraz ist schon in achämenidischer Zeit belegt. Im 7. Jh entstand hier an der Stelle des arabischen Heerlagers, das die Stadt Istakhr erfolgreich belagerte, die islamische Stadt Shiraz. Sie wurde Hauptstadt unter den Saffariden im 9Jh. und auch während der Buyiden Dynastie im folgenden 10. und 11.Jh. Während des 13. und 14. Jh. entwickelte sich Shiraz zum Zentrum der persischen Literatur und wurde weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Die Mongolen, die im 13. Jh. ganz Persien überrannten, ließen Shiraz unbehelligt, die Afghanen hingegen eroberten, zerstörten und plünderten die Stadt im Jahr 1729 gründlich. Während der Herrschaft von Karim Khan Zand (1750-1779), der Shiraz zu seiner Hauptstadt machte und zu einem Handelszentrum ausbaute, stieg der Ort zu neuer Blüte und Wohlstand auf...(nach Mahmoud RashadIran“ Dumont-Reiseführer 1998)
Grabmal von Saadi
Saadi, eigentlich Moscharraf od-Din Abdullah, ( * um 1190 in Schiraz; † 1283 oder 1291 ebenda) war ein persischer Dichter und Mystiker. Er ist der volkstümlichste Dichter seines Landes und erhielt in seiner Geburtsstadt – ebenso wie sein Schüler und Nachfolger Hafis – ein vielbesuchtes Mausoleum in einem Garten, genannt Saadieh.
Sein Vater stand im Dienst des Atabeg Saad ibn Zangi, der ihn förderte und nach dem er sich mit seinen Dichternamen Saadi nannte. Seine erste Ausbildung erhielt er in Shiraz, dann führte er sein Studium in der berühmten Nizamiyeh von Baghdad weiter. Während er die ersten 30 Jahre seines Lebens der Gelehrsamkeit widmetet, bereiste er in den nächsten mehr als 30 Jahren die gesamte islamische Welt, vom Mittelmeer bis Indien. In seinen Werken berichtet er von zahlreichen gefährlichen Etappen und Abenteuern, u. a. geriet er auch einmal in die Gefangenschaft der Kreuzfahrer. In diese Periode fällt auch sein dichterisches Schaffen. Er hinterließ eine große Menge literarischer und poetischer Schriften und wird allgemein als Meister der kurzen Ode bezeichnet. Seine wichtigsten Werke waren das 1257 verfasste „Bostan“ (Obstgarten), eine Gedichtsammlung über ethische Themen, und das „Golestan“ (Rosengarten), eine belehrende, mit Versen gewürzte Prosaerzählung. Im letzten Drittel seines Lebens widmete sich Saadi, der 14 mal nach Mekka gepilgert war, dem Mystizismus der Sufis und lebte sehr zurückgezogen und asketisch bis zu seinem Tod.
                      
Dazu zwei Beispiele seiner Kurzoden:
                           
                              Ißt ein König einen Apfel aus dem Garten des Volkes
                          reißen seine Lakaien den ganzen Baum heraus
                          duldet ein Sultan für fünf Eier die Unterdrückung
                          spießen seine Truppen  Tausende von Hühnern
 
Als Adams Nachfahr'n sind wir e i n e s Stammes Glieder.
Der Mensch schlägt in der Schöpfung als Juwel sich nieder.
Falls Macht des Schicksals ein Organ zum Leiden führt,
sind alle andern von dem Leid nicht unberührt.
Wenn niemals Du in Sorge um den andern brennst,
verdienst Du nicht, dass Du Dich einen Menschen nennst
 
Das Grab Saadis liegt in einem kleinen Park, der nach persischen Ideal gestaltet ist. In abgemauerten Rabatten sind Rosen, Sträucher und Bäume gepflanzt. Dazwischen gibt es saubere Wege, und Bänke, die den Besucher zum Verweilen einladen. Auch Wasserflächen fehlen nicht, wo einige Fische ihre einsamen Runden ziehen.
 
                            
 Das Grabmal selbst ist ein hoher turmartiger Bau, der von einer flachen Fliesenkuppel bekrönt und dessen Eingang von eine pfeilergetragenen offenen Vorhalle umschlossen ist. An den Wänden des runden Innenraumes wurden in kalligraphischen Zeichen bekannte Oden des Dichters in den Fliesen verewigt. Das Werk aus den Fünfzigerjahren des 20.Jh., das von einem französischen Architeken entworfen wurde, wirkt kalt und unpersönlich. Trotzdem pilgern viele persische Touristen jedes Jahr zu diesem Grabmal, weil es zum Gedenken an den hochverehrten Dichter errichtet wurde.
                       
 
Masoud liest uns in seiner Sprache einen Text von Saadi vor und wir freuen uns an dem Wohlklang der Verse, obwohl wir den Inhalt des Gelesenen entbehren müssen...

Grabmal des Dichter Hafis
 
Das Grabmal von Hafis, dem Dichterfreund von Goethe, ist unser nächstes Ziel. Auch dieser Bau liegt, wie nicht anders zu erwarten, in einem kleinen Park. Doch ist das Mausoleum des Dichters – einer auf acht Säulen ruhender offener Pavillon – ein Freude für das Auge. Kein Wunder, stammt doch der Pavillon aus der Zeit der Zhand -Dynastie( 18. Jh) deren faszinierenden architektonischen Leistungen uns immer wieder begegneten.
 
Der Vater Hafes, Baha-ud-Din, war Kohlenhändler und starb, als Hafes noch ein Kind war. Des Vaters Rezitationen des Koran haben den Sohn so sehr beeindruckt, dass er das Buch mit 8 Jahren auswendig konnte (daher erhielt er später den Ehrentitel Hafez). Früh wurde er auch mit den Werken von Molana ( Dschalal ad-Din ar-Rumi) und Saadi vertraut gemacht sowie mit Attar und Nezami. Vermutlich erhielt er eine umfassende Ausbildung an einer Madrese; die Gedichtwidmungen und Panegyriken (Lobreden) weisen auf eine frühe Verbindung mit dem Hof der Muzaffariden hin.
Hafes lernte zunächst das Bäckerhandwerk und übte es einige Zeit aus, bis er im Alter von 21 Jahren Attars Schüler in Schiraz wurde. Bei der Auslieferung von Brot und Backwaren in reichen Stadtvierteln lernte er seine „Muse“ Schach-e Nabbat kennen, deren Schönheit er viele Gedichte widmete. Er gewann bald an Bekanntheit und wurde Hofdichter von Abu Ishak und ein vielbeachteter Koranlehrer; auch gehörte er einem Sufi-Orden an. Etwa 1333 eroberte Mubariz Muzaffar die Stadt und entließ ihn – für Hafes der Anlass, von der „Romantik“ auf Protestlieder überzugehen. Als Mubariz von seinem Sohn Schah Schudscha gestürzt und ins Gefängnis geworfen wurde, erhielt Hafis seine Stelle wieder. Hafes starb im Alter von 69 Jahren als hoch geachteter Dichter seiner Zeit. Sein Grab in den Musalla-Gärten von Schiraz, die auch durch ihre Rosen bekannt sind, erhielt im Auftrag von Schah Reza Pahlevi einen vielbesuchten Pavillon, genannt Hafezieh.
       
 
             
In Deutschland wurde Hafes vor allem durch den West-östlichen Diwan (1819) von Goethe bekannt. Der Diwan in gedruckter Ausgabe enthält 488 oder 489 als Original geltende Ghaselen, daneben auch einige Gedichte in anderen Formen. Hafes Werk wurde erst nach seinem Tod zusammengestellt und verbreitet und ist in zahlreichen Handschriften überliefert. Hafes Ghaselen werden als formvollendet betrachtet. In vielen Ghaselen hängen mehrere Verse inhaltlich zusammen, doch kommen auch lose aneinandergereihte Gedankengänge vor. Zu den wiederkehrenden Themen gehören unerwiderte Liebe, Trennung und Sehnsucht, aber auch das Schwärmen für die Schönheit und Reize der angebeteten Person. Es gibt weiterhin Meditationen über die Vergänglichkeit des Lebens und die Unentrinnbarkeit des Schicksals wie auch die Aufforderung zum Lebensgenuss. Kritik an religiöser Scheinheiligkeit und Verse mit Inhalten aus dem Bereich der Mystik. Während man seine Ghaselen in Europa oft wörtlich nahm, wurde er im persisch-islamischen Kulturkreis, wo insbesondere der Weingenuss als verboten bzw. als religiös unerwünscht galt, aber zum Beispiel in Herrscherkreisen zeitweise gepflegt wurde und in der sufischen Dichtung schon lange vor Hafes allegorisch verstanden wurde, gerne in übertragenem Sinn gedeutet.
Komm ich ihr nachgegangen, so wird sie schelten eben;
Und legt sich mein Verlangen, wird sich ihr Zorn erheben.
Und wenn ich voll Verlangen einmal auf ihrem Wege,
Wie Staub zu Fuß ihr falle, wird sie wie Wind entschweben.
Wir üben Treu' und wagen Tadel und sind fröhlich;
Denn Todsünd' ist's nach unserm Gesetz, bekümmert leben.
Du küsse nichts als Lippen des Liebchens und des Bechers;
Den Gleißnerhänden, Hafis, ist's Sünde, Kuss zu geben.
 
Die Stadt verließ seit einer Woche
Mein Mond, mir scheints ein Jahr;
Du kennest nicht der Trennung Leiden,
Wie schwer sie sind.
Ich sah von meinen schwarzen Augen
Auf ihr den Wiederschein,
Und meint´, es sei auf ihren Wangen
Ein Moschusmaal.
Es träufelt Milch von ihren Lippen,
Süß wie das Zuckerbrot,
Doch sind die Wimpern, wenn sie koset,
Ein Todespfeil.
Als „Der Diwan“ des Hafes' in der Übersetzung von Hammer-Purgstall zum ersten Mal in die deutsche Sprache Eingang fand, gehörte Goethe zu seinen hingebungsvollsten Lesern. Das Werk befindet sich in der Herzogin–Anna–Amalia-Bibliothek in Weimar. Im Dialog mit dieser reich kommentierten Ausgabe des Orientalisten und Diplomaten Joseph von Hammer-Purgstall (1774–1856) schrieb er ab 1814 seinen eigenen „Diwan“.

Goethe über Hafis:
Und mag die ganze Welt versinken,
Hafis mit dir, mit dir allein
Will ich wetteifern! Lust und Pein
 Sei uns, den Zwillingen, gemein!
Wie du zu lieben und zu trinken,
Das soll mein Stolz, mein Leben sein.
                                         
(J.W.Goethe)
 
Du bist der Freuden echte
Dichterquelle
Und ungezählt entfließt dir Well'
auf Welle.
Zum Küssen stets bereiter Mund,
Ein Brustgesang, der lieblich
fließet,
Zum Trinken stets gereizter
Schlund,
Ein gutes Herz, das sich ergießet.
                                             (J.W.Goethe) 
Am nordwestlichen Ende der Stadt liegt der Bagh-e Eram, eine Parkanlage mit einem dreistöckigen Palast aus der Qadjarenzeit. Vor seiner Fassade ist ein großes rechteckiges Wasserbecken angelegt, von dem direkt in der Mitte ein offener Kanal abzweigt, durch den über Stufen das Wasser in die tiefer gelegenen Teilen des Parks abfließt.
Der Palastbau trägt alle Zeichen der Bauweise, wie sie im 19.Jh. üblich war. Überwältigend beim ersten Anblick – danach kalt und glatt. Auch der Parkanlage gelingt es nicht das mitteleuropäische Herz zu erfreuen – zu gewollt ist die Pflanzenpracht hingesetzt – eine Freude beim Anschauen im Detail, aber nicht imstande eine natürliche Atmosphäre zu schaffen...
 
                                    
 
Unser nächstes Ziel ist das Shah Cheragh- Mausoleum. Hier ist der Bruder von Imam Reza bestattet: Hazrat-e Mir Seyyed Ahmad.
Überwältigend zunächst der Anblick der Zwiebelkuppel und des Eingangsiwan der Gesamtanlage. Ein wirklich gutes Foto des Baus ist nicht möglich, weil mannshohe Mauern das Areal umgeben und den Gesamteindruck wesentlich beeinträchtigen. Dennoch laufe ich auf die andere Straßenseite, um diesem Eindruck wenigstens etwas gerecht zu werden.
                               
Wir erfahren, dass hier auch Nicht-Moslems in das Grabmal hineindürfen. Mit anderen Worten, auch nicht-moslemische Frauen dürfen in das Grabmal, vorausgesetzt, sie hüllen sich in einen Shador. Und diese gibt es zum Ausborgen, in der Nähe des Grabmals. Masoud begleitet uns und besorgt uns die leintuchartigen Tücher, die mehr als lästig zum Tragen sind. Immer wieder rutscht das Tuch vom Kopf und das Ausziehen der Schuhe mit dem großen Tuch um Kopf und Körper macht das Ganze zu einem artistischen Akt. Doch schließlich haben wir unsere Schuhe im Nylonsackerl an einem Pult abgegeben und wir betreten das Innere des Heiligtums. Die Atmosphäre ist zunächst warm und erfüllt vom Geruch vieler Menschen.Die Frauen, die hier sind, sitzen am Boden, plaudern oder betreuen ihre Kinder. Viele Frauen stehen am Schrein des Shah Cheragh, den sie berühren und wo sie sich betend verneigen. An den Wänden und oben im Gewölbe glitzert es von tausenden von kleienn Spiegeln, die das Licht der riesigen Kristalluster brechen und reflektieren. Der Raum ist riesig und setzt sich über eine Mauer, die den Frauentrakt von den Männern trennt, noch weiter fort. Durch die Spiegel wird das Auge so irritiert, dass die äußeren Dimensionen des Raumes sich der Wahrnehmung nahezu entziehen.
Lange halte ich es hier nicht aus. Froh, das ich zumindest einmal ein muslimisches Grab betreten durfte, verlasse ich den Raum, hole meine Schuhe und kämpfe im Gehen mit dem bedruckten Shador an meinem Körper. Draußen erstreckt sich ein weiter Hof, um geben von Arkaden, worin ein zweites Grabmal aufragt, das von Seyyed Mir Mohammad, dem Bruder Shah Cheraghs. An der gegenüberliegenden Seite des Hofes schließt die Theologische Hochschule an. Alles in allem überwältigender Anblick – doch hiervon gibt es keine Fotos – ist verboten.
Froh den Shador wieder los zu sein, wandern wir durch enge Gassen in Richtung Freitagsmoschee doch diese wird gerade restauriert und ist für uns verschlossen.
                             
Doch noch wartet eine Überraschung auf uns, die Wakil-Moschee, die wirklich zauberhaft ist mit ihrer blumengeschmückten Fliesendekoration, woran man sich nicht sattsehen kann.
 
Masdjid-e Wakil
Die Masdjid-e Wakil entstand im 18.Jh. In der vorderen Hälfte des rechteckigen Baus liegt ein quadratischer Innenhof mit einem länglichen Wasserbecken in der Mitte. Zwei Iwane öffnen sich zum Hof hin. Dem Nordiwan, durch den man die Moschee betritt, sind zwei kurze sechseckige Minarette aufgesetzt, die mit ihrer pavillonartigen Erscheinungsform für die Zahnd-Dynastie typisch sind. Der Südiwan führt in eine Gebetshalle nach arabischen Muster. In der mehrschiffigen Halle stehen fünf Reihen mit insgesamt 48 jeweils aus einem Stück gearbeiteten Marmorsäulen. Jede Säule ist mit gedrehten Rippen verziehrt, die in den Akanthusblättern der Kapitelle enden. Die Säulen werden mit flachen Spitzbögen verbunden, über denen sich flache Kuppeln erheben. Im Mittelschiff, an dessen Südende der mit einem Fliesenschmuck verkleidete Mihrab angebracht ist, tragen die Innenkuppel geometrisches Fliesenmosaik. Rechts neben dem Mihrab führt eine aus einem einzigen Block gearbeitete Marmortreppe hinauf zu einer in die Wand eingelassenen und ebenfalls mit Fliesenmosaik verzierten Minbar-Nische. Der gesamte Schmuck der Wakil-Moschee ist ungewöhnlich. In den Fliesenpaneelen werden statt stilisierter floraler Motive realistische Bilder von Pflanzen, Blüten und Blumen wiedergegegben., die sich ganz natürlich aus einem Erdhügel, aus Stämmen und Vasen emporranken. Außerdem wurden, entgegen den üblichen Regeln, viele rote und rosa Elemente verwendet..(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   
Neben der Moschee befindet sich die geschmückte Eingang zum Wakil-Basar. „Wakil“ bedeutet den Titel: der Regent, der Bevollmächtigte. Der bescheidenen Herrscher Karim Khan führte diesen Titel anstelle des königlichen shahinshah. Hinter dem Eingang liegt eine oktogonaler überkuppelter Platz, an dem sich zwei überdachte Ladenstraßen kreuzen.nach beiden Seiten gehen von dieser Hauptverkehrsader gedeckte und ungedeckte Bazarsgassen ab, an denen wieder Timches, die Handelshöfe für Großhändler liegen.Wir wandern langsam durch den Basar – diesmal fühlt es sich schon vertraut an, die Atmosphäre dieser schönen alten Gewölbe, wo das Angebot der Waren von wertvollen Teppichen bis zu Kräuterbündeln reicht.
 
In Shiraz wohnen wir in einem Hotelzimmer mit Balkonterrasse. Der Blick hinaus umfasst zwar nur den hoteleigenen Parkplatz, aber die Luft und die Atmosphäre der Stadt fühlt sich warm an und verlockt zum Bleiben.
 

Unterwegs nach Isfahan

 

Es wird eine lange Reise nach Isfahan, aber die Autostraße führt uns direkt und ohne Umwege nach dieser viel gerühmten Stadt.
Unterwegs machen wir Rast in Abadeh, einer kleinen Provinzstadt. Wir schlendern einfach herum und landen in der Basarstraße, wo im Moment nichts angeboten wird. Da wir ganz klar als ausländische Touristen erkennbar sind, öffnet uns ein junger Mann das Tor zur alten Karawanserei, die zu einem Hotel umgebaut wird. Und hier erfreut alles unseren Blick, angefangen von der Eingangskuppel über der Toranlage - über den quadratischen Innenhof, der ringsum von Arkaden umgeben ist, die noch den Hauch der Vergangenheit ausströmen, bis hin zu handwerklichen Besonderheiten, wie der riesige Torriegel. Bewundernd stehen wir da vor der unerwarteten Schönheit und schauen und schauen.
                               
 
 Die Moschee des Ortes wird gerade restauriert, aber auch sie spricht von Zeiten großen Reichtums, der den Fürst dieser Gegend ermächtigte sakralen Bauten dieser Größe und Ausstattung an ein kleines Landstädtchen zu verschwenden.
              
 Das zweite Überraschung des Weges erleben wir in Izadkhast: eine sasanidische Festung in reiner Lehmarchitektur mit einem dazugehörigen Dorf. Alles natürlich verwittert und von Wind und Wetter abgeschliffen – aber gerade das macht den starken romantischen Eindruck aus.
Ich lehne an einer Mauer in der Sonne und kann mich an dem faszinierenden Bau nicht sattsehen..
In der nahe gelegenen Karawanserei , die auch noch im verlassenen Zustand schön und würdig anzuschauen ist, denke ich an das Heilige Paar, das von einer Herberge dieser Art am Weihnachtsabend weggeschickt wurde.
            
Wandere allein herum und versinke in Gedanken an Weihnachten, das uns Christen zu einer Weltanschauung geführt hat, wo Gott das menschliche Schicksal teilt – eine Vorstellung, die von menschlichem Standpunkt aus, einfach verrückt erscheinen muss. Auch für die Moslems ist Jesus nur ein Prophet – einer unter vielen...
 
Isfahan
Wie ein Teppich breitet sich die Stadt Isfahan im des Flusstal des Zayandherud aus. Rundum von Bakhtiari-Bergen eingefasst bildet sie ein glanzvolles Zentrum von hoher kultureller und historischer Bedeutung. Heute leben zwei Millionen Einwohner in Isafahan, in der Hauptsache von Obst- und Gemüseanbau. Dazu kommen besondere Formen des Kunsthandwerkes, wie z.B. die Miniaturmalerei und in jüngerer Zeit kleinere Fabriken für Stahl- und Textilindustrie.
            
 Die Gründung der Stadt reicht vermutlich über die Achämenidenzeit hinaus, und zwar als Residenzstadt für Oberpersien. Zur Zeit des letzten Partherkönigs Ardawan V. (213-224 n. Chr.) war Isafahan bereits Hauptstadt der Provinz, in der Sasanidenzeit außerdem Münzstätte und Sitz der Armee. Nach der Eroberung durch die Araber im Jahr 640 stand Isfahan vom 7. bis 10. Jh. unter umayadischer, später abbasidischer Herrschaft. Während des 10. Jh. wurde die wohlhabende Stadt von wechselnden kleinen Lokaldynastien beherrscht. Nach einjähriger Belagerung eroberten 1051 die Seldjuken Isfahan und ihr Anführer Toghrul Beg machte sie zu seiner Hauptstadt. Während der Seldjukenzeit erlebte der Ort sowohl wirtschaftlich und kulturell eine Blüte. Ein zeitgenössischer persischer Geograph beschreibt Isfahan als wohlhabend, schön und sauber. Er spricht davon, dass alle Basare, wie die Stadt selbst, von starken Mauern und Toren umgeben waren. Von der Architektur dieser Zeit zeugen in Isfahan viele aus Ziegeln errichtete Bauwerke, ebenso zahlreiche Moscheen, Minarette und Grabbauten in den Vororten und Dörfern im nahen Umkreis der Stadt.
Als die Mongolen das Land überrannten, wurde Isfahan anfänglich verschont. Die Rivalitäten führender Adelsfamilien hatte zur Folge, dass 1228 den mongolischen Ilkhaniden die Stadttore freiwillig geöffnet wurden. Im Jahr 1388 riss Timur Leng die Herrschaft über Isfahan an sich. Er nahm die Stadt im Sturm und wütete grausam gegen die Stadtbevölkerung.
Mit der Dynastien der Safawiden (1501-1722), die 1502 die Stadt einnahmen, begann eine Glanzzeit für Isfahan. Shah Abbas I. (1588-1629), der die Metropole 1598 zu seiner Hauptstadt machte, holte zum Ausbau und zur Verschönerung Isfahans, Handwerker und Künstler aus allen Teilen seines Reiches. Aus der Ortschaft Djolfa, die heute an der Grenze zu Azarbaidjan liegt, holt er Armenier, die für ihr handwerkliches Können und ihre Kunstfertigkeit berühmt waren. Das armenische Viertel am Südufer des Zayandehrud trägt seitdem den Namen der Heimatstadt der Handwerker, Djolfa.
Im Jahr 1722 fielen die Afghanen in Isfahan ein und ermordeten den letzten regierenden Safawidenshah, Sultan Hossein. Die Herrscher der folgenden Dynastien der Afsharen, Zand und Qadjaren verlegten ihre Hauptstadt nach Mashhad, Shiraz oder Teheran. Trotzdem wurden die Bauwerke Isafahans weiterhin restauriert, verschönert und ausgebaut...(nach Mahmoud RashadIran“ Dumont-Reiseführer 1998)
Unser erster Besuch in Isfahan gilt dem Chehel Sotun-Palast, einem repräsentativen Empfangsgebäude, das zusammen mit einem lang rechteckigen Wasserbecken und der kleinen Iwanhalle am anderen Ende des Beckens eine architektonische Einheit bildet. Das Zentrum des  Palastbaues wird von einer breiten, rechteckigen, von drei nebeneinander liegenden Kuppeln überwölbten Empfangshalle eingenommen, die man über einen Iwan in der Mitte der östlichen Längsseite betritt. Das mit Stalaktitenrelief überzogenen Gewölbe und die Wandflächen des Iwans sind vollständig mit kunstvoll gearbeiteten Spiegelmosaiken bedeckt. Flankiert wird der Eingangsiwan von drei Seitenräumen.
                      
         
 
  
 
An der Längsseite, wo der Haupteingang liegt, wurde in der Mitte des Gesamtbaues ein breiter überkuppelter Talar mit einem Wasserbecken freigelassen. Der Talar schließt vorne mit zwei hölzernen Säulen ab. Über die gesamte Breite wurde dieser Seite eine tiefe, an drei Seiten offene Holzveranda vorgelagert; 18 schlanke, mit Schnitzornamenten versehene Holzsäulen tragen das mit Intarsien eingelegte Dach. Das Bild der 20 Säulen, die sich im Wasser des davorliegenden Bassins spiegeln, hat dem Palast seinen Namen, 40 Säulen-Palast, gegeben.
In der als Thronsaal bezeichneten Empfangshalle bedecken geometrische und florale Muster die Säume der drei Kuppeln, der Fenster- und Türstürze, die trennenden Bögen zwischen den Kuppeln sowie Teile der Wände. Die durch Trennungsbögen entstandenen größeren Flächen jeder Längswand tragen im oberen Teil Malereien.; rei zeigen historische Schlachten, die anderen geben Bankettszenen aus dem höfischen Leben wieder.
Galaempfag Shah Abbas I, zu Ehren des Herrschers von Turkestan, Nader Mohammad Khan
 
Bankett das Shah Tahmasp zu Ehren des 1543 geflohenen Hindu Prinzen Homayun veranstaltete.
 
Schlachtengemälde: Kampf Shah Ismails gegen den osmanischen Sultan Sulaiman
 
An der Eingangswand ist links der Tür der Gründer der Safawidendynastie, Shah Ismail auf einem Pferd mit weißer Schabracke in der Schlacht gegen die mongolischen Usbeken(1510) dargestellt. Oberhalb der Tür ist ein weiteres Schlachtengemälde angebracht, das eine Kampfszene aus dem Feldzug des Afsharenherrschers Nadir Shah gegen die mit Elefanten ausgestattete Armee des indischen Herrschers Mohammad Shah Gurkani wiedergibt. Rechts der Tür befindet sich die Darstellung eines Banketts, das Shah Abbas II. dem Emir von Turkestan, Nader Mohammmad Khan, zu Ehren gab.
Im unteren Teil aller Wände sind kleinformatige Gartenszenen in der  Art und Weise der Miniaturmalereien angebracht, in denen schöne Mädchen musizieren oder tanzen und von jungen Edelmännern verehrt werden.
Wieder einmal stehe ich bewundernd vor einem fremden und kostbar ausgestatteten Bauwerk, das zweifellos mitgeholfen hat den Traum vom orientalischen Zauber entstehen zu lassen.
Schon der erste Blick auf das lange rechteckige Bassin, an dessen Ende sich der Talar (Vorhalle) des Chehel Soutun Palast spiegelt, ist überwältigend. Hier stimmt alles: die Proportionen und die Kontrastwirkung im Ganzen, die aus der blumenüberwachsenen Umfassungsmauern des langrechteckigen Wasserbecken ebenso entsteht, wie aus der baumbepflanzte Parklandschaft, die das Palastareal eng umschließt. Alles umschließt alles – teils real teils durch Spiegelung, während sich immer wieder raffinierte Durch- und Anblicke eröffnen. Nichts ist dem Zufall überlassen – alles ist nach hohen künstlerischen und handwerklichen Idealen geplant und gestaltet:
Eigentlich so, wie überall in Persien. Entscheidend dafür erscheint mir das Bedürfnis, das   Auftraggeber und  Ausführenden stets gemeinsam ist, nämlich ein Höchstmass an Schönheit und Harmonie zu schaffen. Unterschiede gibt es dabei nur im Hinblick auf die Verwendung des Materials. Herrscher verfügen naturgemäß über Geldmittel, die das kostbarste Material, wie Gold und Edelsteine zur Verfügung stellen können. Der Hang nach Präsentation von Reichtum und Macht kann glückliche Ergebnisse hervorbringen – doch ist das kostbare Material keine Voraussetzung für künstlerisch vollendete Werke.
 
Die Wanderung hinüber zum Meydan-e Imam und seinen Prachtbauten ist kurz, weil ursprünglich alles zusammengehörte und ein einziges Palastareal bildete. Und dann stehen wir das erst Mal auf dem Meydan-e Imam, dessen Anblick uns fast den Atem nimmt. Diese Weite, diese umfassende Begrenzung mit Arkaden, überhöht von den blaugefliesten Kuppeln der Moscheen und Minaretts: Hier erleben wir orientalische Prachtentfaltung in reinster Form…
                      
Die Begegnung mit der Lotfollah- Moschee ist eigentlich nicht in Worten zu beschreiben. Es ist das Gefühl einer ständigen inneren Erhebung, das Bedürfnis das von den Augen Erfasste, festhalten zu können. Das Durchschreiten der Räume, wo sich nach oben hin immer größere Kuppelräume nacheinander ablösen, ist wie ein Eintauchen ins bewegte Meer, das einem sanft umfasst und mitträgt…Im Grunde kann man es nicht beschreiben, nur selber erleben….
Später nach dem geistigen Bad in Architektur, werden wir von Masoud in die untere Moschee geleitet, wo ein einfacher Gebetsraum eingerichtet ist und hier zeigt er uns die verschiedenen Verbeugungen und Handbewegungen, die das rituelle moslemische Gebet begleiten sollten. Es mutete fremd und doch gleichzeitig sehr vertraut an - die verschiedenen Gebetshaltungen und Handbewegungen – weil sie meiner Ansicht nach aus dem emotionalen Tiefen unseres Menschseins geschöpft sind, die allen Religionen zugrunde liegt. Gestritten wird meist um die Auslegung von Texten oder um die Bedeutung der einzelnen Menschen im Hinblick auf ihre Religion.
 Unser Besuch im Ali Qapu-Torpalast ist nicht mehr so aufregend, wie der in der Lotfollahmoschee. Es ist wunderschön hier, aber im Grunde fehlt hier allzu viel, um das Ambiente von früher , damals, als die Besucher hier empfangen wurden, wirklich fühlbar zu machen. Gewiss strahlen die harmonischen Proportionen der Räume Kraft aus – auch berührt uns die eigenwillige Gestaltung der sog. Musikzimmer – doch mächtig und eindrucksvoll ist vor allem der Ausblick von der Palastterrasse auf den Meydan-e Imam. Hier standen der Shah und seine Gäste und sahen den inszenierten Pferderennen und dem Polospiel zu und von hier entfaltet der Platz seine ganze Pracht.
 
Die königliche Moschee, die Masdijd-e Imam ist unser nächstes Ziel. Dazu müssen wir eine kurze Wegstrecke entlang des Basars zurücklegen, wo es mir bald schwer fällt meine begehrlichen Blicke von den bunten Handwerksgegenständen zu trennen. Es gibt hier bunte Teppiche, interessant bedruckte Stoffe, Kästchen aus Einlegearbeit, fremd verarbeitete Kleidung und zuletzt ein Atelier, wo ein Miniaturmaler seine Arbeiten herstellt und anbietet. Ich bin fasziniert von den kleinen Meisterwerken. Später holt mich Masoud heran und der Meister fertigt in Sekundenschnelle ein kleines Mädchenportrait für mich an. Ich durchschaue den Verkaufstrick, aber mir gefallen die Polospieler wirklich, die er schließlich aus seiner Lade hervorzieht. Und ich erstehe das Bildchen - gerahmt und schon geliebt.
    
Der Eindruck, den man beim Besuche der Masdijd-e Imam empfängt, ist eigentlich weder in Worten noch in Bildern wiederzugeben, so ausgedehnt, vielfältig geschmückt und gestaltet ist diese königliche Moschee, die wie keine andere die Macht und die Stellung der Shahs der Sasanidenzeit zum Ausdruck bringt.
Von Shah Abbas dem Großen war die Masdjid-e Imam als königliche Moschee konzipiert. 1612 wurde mit dem Bau begonnen, der nach neunzehnjähriger Bauzeit 1630 vollendet war – ein Jahr nach dem Tod Shah Abbas I. Der hohe Eingangsiwan der Gesamtanlage wird  von zwei Minaretten flankiert und fügt sich vollendet in die Gesamtanlage des Platzes ein. Die dahinter liegende Vier-Iwan-Moschee ist hingegen nach Mekka, d.h. exakt nach Süden orientiert. Deshalb musste der Moscheebau abgewinkelt an das Portalgebäude angeschlossen werden. Die so entstandenen knickachsig angelegten Zugänge, die durch kuppelüberwölbte Vestibülräume führen, münden im Nordiwan. Dieser öffnet sich auf den großen rechteckigen Innenhof, dessen Mittelpunkt ein rechteckiges Wasserbecken bildet. Rundherum wird das Geviert von  Spitzbogenarkaden begrenzt,  die den Studierräumen der Medresse vorgelagert sind.
Hinter dem Südiwan, der breiter und tiefer, als die anderen drei und ebenso, wie das Portal von zwei hohen Minaretten eingefasst , liegt der Mihrabsaal, über dem sich eine Doppelkuppel erhebt. Rechts und links vom Mihrabsaal schließt jeweils eine mit acht flachen Kuppeln gedeckte Gebetshalle an.
Die Gebäudetrakte im Westen und Osten des Hofes sind vom Aufbau her gleich konzipiert: auf jeder Seite mündet der Iwan in einem Kuppelsaal, der an seiner Südseite mit einem Mihrab ausgestattet ist. Die Kuppelsäle haben jeweils eine Verbindung zu einem kleinen rechteckigen Innenhof, der von einstöckigen Arkaden umgeben, mit Wasserkanälen und – becken ausgestattet und bepflanzt ist.
Während der untere Bereich der Wände mit etwa 2m hohen Marmorsockeln verkleidet ist, überziehen Fliesendekorationen sämtliche Innen - und Außenfassaden dieses gewaltigen Bauwerks: die Minarette, die Kuppeln innen und außen, die Fassade des Portalbaus und sogar seine Rückfront, die vom Haupthof aus sichtbar ist. Das Fliesendekor besteht teils aus kleinsteiligem Mosaik, während größere Flächen mit bemalten Kacheln verkleidet wurden.  Das stilistisch einheitliche Muster setzt sich zusammen aus Blumenranken, -gebinden, Blüten und Medaillons, worin gelegentlich Darstellungen von Tieren, insbesondere Vögeln, eingestreut sind. Zwischen den ornamental – floral verzierten Paneelen verlaufen Inschriftenfriese in unterschiedlichem Duktus, meist mit weißen Schriftzeichen auf blauem Grund.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998) 

 

Wir betreten den Eingangsiwan und sind wieder einmal überwältigt von der Pracht, die uns umgibt.
Ein riesiges rundes Steinbecken im Eingangsbereich fesselt zunächst meine Aufmerksamkeit, weil es doch kein Weihwasserbecken sein kann – nein Irene – es ist ein Becken für rituellen Waschungen.
                
Der Innenhof mit seinem Wasserbecken leite das Auge sehr schnell zum Eingangsiwan der Moschee, einer harmonischen Komposition von Kuppel und Minaretts und einer verwirrenden Blütenpracht in der Fliesendekoration. Innen geht es im bekannten Duktus weiter: eine Kuppeldekoration der Spitzenklasse, worin sich das Muster nach oben verjüngt, dazwischen Kuppelfenster mit durchbrochenem Steingittern, die den Raum in angenehmes Halbdunkel tauchen. Schriftbänder von kalligraphischer Schönheit umschließen etwas über Augenhöhe die Wände. Und vor uns der Mihrab- die Gebetsnische, die hier mit Marmor eingelegt ist, ebenso aus Marmor, die Treppe des Iman. 
 
 
 
 
Ich versuche wieder mit Fotos eine Schönheit einzufangen, die sich nur bei langer Betrachtung in ihren Einzelheiten enthüllt. Für uns gilt hier und jetzt, die Schönheit der Architektur mit unser ganzen emotionalen Kraft wahrzunehmen, und auf uns wirken zu lassen. Später schlendern wir ohne Führung ein bisschen herum und ich verliebe mich dabei in einen Innenhof, der auch vor Arkaden umschlossen ist, aber nur sparsam mit Fliesenschmuck dekoriert ist. Ich setze mich auf eine Steinbrüstung, spüre die Sonne und stelle mir vor in diesem Ambiente als Studentin zu leben und rund um die Wasserbecken und Grünanlagen wandelnd - wie einstens Aristoteles und Schüler -weltbewegende Probleme zu diskutieren.  
          
Träum weiter Irene! Hier dürfen nur Männer studieren und dann auch nur Erwählte, die dem Regime genehm sind. Doch träumen wird man ja noch dürfen. Doch es ist und bleibt ein wunderbarer Ort zum Denken und Studieren – geschaffen von einem künstlerischen Geist -  der in Shah Abbas I. seinen kongenialen Partner gefunden hat….
Später finden wir alle ein sonniges Plätzchen unter den Arkaden, wo die Gebetsteppiche zusammengerollt sind. Hier ist gut sein – es ist warm und gemütlich….
 
Die rund 150 m lange und 14 m breite Pol-e Khadju wandern wir entlang des Ufers des Zayandehrud. Die Sonne scheint warm und auf den Bänken entlang des Flussufers lungern jungen Leute gemütlich herum. Hunde laufen zum Wasser und hüpfen bellend herum und alles erscheint so, wie es sein sollte.
Und dennoch erscheint mir dieser Friede brüchig – und ich weiß nicht warum. In einem Winkel meines Gemütes bleibe ich traurig, kann mich an der Schönheit der orientalischen Brücke vor mir nicht wirklich vom Herzen freuen – zu viel bleibt hier ungesagt, ungelebt – gleichsam im Verborgenem. Doch warum bedrückt mich das gerade hier? Angesichts dieser architektonischen Meisterleistung?
Im vergangenen Sommer – es ist noch nicht so lange her - sah ich in Bosnien die Brücke über die Drina. Ich kenne ihre Geschichte und weiß, wie wichtig der Bau von Brücken für die alten Machthaber und auch ihre Völker war. Ich erinnere mich an den Diwan, eine kleine ungedeckte Terrasse, die in der Mitte der Brücke errichtet wurde und wo die Dorfältesten am Abend zusammenkamen, um zu beraten und anstehende Dinge  zu entscheiden. Der Diwan der Drinabrücke bleibt heute leer, niemand zieht sich dort mehr zu Beratungen zurück. Und der Pavillon der Pol-e Khadju, wo in safanidischen Zeiten der Shah und seine Begleitung den Wasserspielen auf dem Fluss zuschauten, ist heute abgeschlossen und unzugänglich. Nicht das Vorbei der alten Herrschaftszeiten macht mich traurig, die Geschichte der Eroberungen von Persien ist eine Folge von Bluttaten einschließlich der hochgelobten Achämeniden, diesen Zeiten braucht man niemand nachtrauern. Was mich wirklich traurig macht ist, dass die Prachtentfaltung der damaligen Herrscher auch den armen Menschen in den Raum von Schönheit einbezog: Zweifellos nicht immer, aber sicher im Bereich der Moscheen, der Basare und der öffentlichen Gebäude. Gewiss argumentiere ich jetzt einseitig, weil sich die Bedürfnisstruktur der Menschen weltweit geändert hat. Dennoch muss festgestellt werden, dass die Machthaber von heute ihr Geld am liebsten außer Landes anlegen und hoffen, es in ihrem kurzen irdischen Leben an Südseestränden mit gekauften LiebesdienerInnen verprassen zu können. Sehr viel Anderes fällt ihnen mit ihrem Reichtum nicht ein, wenn man den Zeitungsberichten glauben darf. „Trüffel auf Vollkornspaghetti,“ Wein aus den Klosterkellern der Provence, thailändische Prinzessinen zum Nachtisch ….
Wahrscheinlich haben sich unter Abbas I. auch die Tische unter den Speisen gebogen. Aber schon allein die Wandgemälde beweisen, dass es auch um künstlerischen Ausdruck ging, dass man die Gäste mit Tänzen, mit Musik erfreuen wollte und sich darum gekümmert hat und das immer alles – und hier liegt der Unterschied - mit Stilbewusstsein und einem Gefühl für Schönheit und Harmonie. Und Schönheit ist in allen Kulturen aller Zeiten ein Geschenk der Götter.
Wir wandern über die Pol-e Khadju und betrachten die raffinierte Ornamentik, womit die offenen Altane ausgemalt sind. Den mittleren Pavillon können wir leider nur von außen bewundern. Doch wissen die Stadtväter wahrscheinlich schon, warum sie diesen abschließen lassen.
Die Pol-e Khadju ist eine architektonisch sehr reizvolle Brücke mit zweigeschossigen Bogenreihen, und wurde um 1650 in der Zeit von Shah Abbas I. erbaut. Ihre 23 Bögen des unteren Geschosses ruhen auf zum Fluss hinabgetreppten, steinernen Fundamenten, die mit Schleusentoren ausgestattet waren. Bei Bedarf konnte so das Wasser des Zayandehrud aufgestaut werden, um die zahlreichen Gartenanlagen des safawidischen Isfahan zu bewässern. Den relativ schmalen Gehweg der Khadju-Brücke im zweiten Geschoss säumen zu beiden Seiten nach außen offene, untereinander verbundene Arkadengänge, deren Bögen mit geometrischen Fliesendekor verziert sind..(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998) 

 Zwar ist der Zayandehrud kein rauschender Wildbach, doch führt er zur Zeit ausreichend Wasser, um den faszinierenden Bau zu spiegeln, womit der Zauber der Gesamtanlage noch zusätzlich erhöht wird. Darüber hinaus scheint die Brücke ein idealer Platz, um sich mit Freunden zu treffen, in den Bögen zu sitzen und die Abendstimmung mit ihnen oder auch allein zu genießen. Die Brücke als Ort der Begegnung – so wird sie mir in Erinnerung bleiben, die Pol-e Khadju.

Die Allah Verdi Khan Brücke, wurde von Shah Abbas I. 1662 in Auftrag gegeben und nach dem obersten Befehlshaber der Armee benannt. Wegen ihrer aus 33 Bögen bestehenden Konstruktion wird sie auch Si-o-se Pol (33-Bogen-Brücke) genannt. Hohe Mauern mit Nischen an der Innenseite säumen die Fahrbahn, der rund 300m und 14m breiten Brücke, die seit etlichen Jahren nur mehr von Fußgängern benutzt werden darf. Die Außenseite der Mauer öffnet sich in tiefen, iwanartigen Nischen, die stellenweise untereinander mit Durchgängen verbunden sind, auf den Fluss..(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)  
Diese Brücke verströmt keine kontemplative Ruhe, wie die Pol-e Khadj, wo die jungen Leuteherumsitzen und träumen können. Die Si-o-se Pol verbindet zwei wichtige Stadtviertel und wird von vielen Fußgängern benutzt, die aus der inneren Stadt zu ihren Wohnvierteln eilen. Wir dürfen sie nur kurz bewundern und müssen bald wieder weiter, weil wir zum Teetrinken eilen, und zwar im Abbasi-Hotel, das ursprünglich eine Karawanserei, unter Beibehaltung der ursprünglichen Architektur zu einem Luxushotel umgebaut wurde. Bei der Vier-Iwan - Anlage legen sich die Gasträume mit ihren vorgelagerten tiefen Spitzbogennischen zweigeschossig um den quadratischen Innenhof. Von Westen nach Osten durchzieht den bepflasterten Hof ein breiter Kanal, der in der Mitte von einer kleinen Brücke überspannt ist. Im Nordiwan, der ehemals offen war, ist heute ein traditionelles Teehaus untergebracht, mit klassischer Einrichtung und wunderbarem Tee. Wir genießen die ruhige Atmosphäre nach einem langen Tag…
 
    
 
Später führt uns Masoud durch die Gesellschaftsräume des berühmten Hotels und zeigt uns die handwerklichen Kostbarkeiten, die nach wie vor in Persien hergestellt werden: angefangen von den Teppichen, über die beeindruckende Glasluster, bis hin zu Metalltreibarbeiten und Mosaike aus Glas.
Schön ist es hier, aber zu prunkvoll – schon allein meine Schuhe passen nicht hierher und ich schon gar nicht…
 
Unser nächster Besichtigungstag ist der Freitagsmoschee gewidmet. Diese Moschee existiert von ihrer Anlage her, seit dem 8.Jh. Im 9. Jh. entstand der zweite Bau, bereits so ausgerichtet wie der heutige, als große, rechteckige Hofmoschee  mit umliegenden Pfeilerhallen. Der dritte Vorläufer aus dem 10.Jh. stellte sowohl einen Ausbau der vorhandenen Teile, zum Teil unter Verwendung von Backsteinen, als auch eine Erweiterung des älteren Gebäudes mit Hallen und Annexbauten dar, in denen u.a. umfangreiche Bibliotheken untergebracht waren. Im 11. Jh. wurde im Süden ein Kuppelsaal aus gebrannten Ziegeln errichtet, der den Mihrab enthielt. Im Jahr 1088 wurde ein zweiter freistehender Kuppelsaal, ebenfalls aus gebrannten Ziegeln, außerhalb der bestehenden Moscheeanlage errichtet. Die Anlage von damals wurde 1121 von den Assasinen niedergebrannt und die alten Bauteile komplett zerstört, einzig die massiven Kuppelbauten blieben erhalten. Nach der Brandkatastrophe wurden die Lücken zwischen den beiden Kuppelbauten geschlossen und damit die Grundlage für das Vier - Iwan – Konzept der Moschee geschaffen. Damit ist die Freitagsmoschee die älteste Vier-Iwan-Anlage Irans. Zur Zeit der Mongolenherrrschaft wurde der Gebetssaal nördlich des Westiwans von im 14.Jh. erneuert. In diesem Gebetssaal befindet sich ein in das Jahr 1310 datierender Mihrab, der mit seiner kunstvollen und reichen Stuckornamentik und seinen in Stuck gearbeiteten Kufi-Inschriften zu den schönsten in ganz Persien gehört. Ebenfalls im 14.Jh. wurde eine Medresse angebaut und damit eine offene Lücke zwischen dem freistehenden Kuppelbau und dem Nordeingang geschlossen. Während des 15. Jh. ließen die Timuriden hinter dem Westiwan einen großen, dreischiffigen Shabestan erbauen, der extrem zurückhaltend dekoriert ist. Im 16. und 17. Jh. fügten die Safawiden weitere Anbauten dazu und erneuerten weite Teile der Fliesendekoration an allen Bereichen der Moschee, während die Qadjaren  später den gesamten Bau restaurieren ließen.
Fassade und Gewölbe des hohen Eingangsiwan im Norden des Hofes weisen noch viele Verzierungen aus seldjukischer Zeit auf, doch finden sich auch Dekorationselemente aus safawidischer und qadjarischer Zeit. Das Gewölbe des Südiwans wurde im 15.Jh von Uzun Hasan von den Aq Qoyunlu erneuert und verziert. Aus dieser Epoche stammen auch die Minarette. Die Fliesenmosaike, Ornamente und Inschriften der Fassade datieren in das 16.und 17.Jh. Auf dem Dach des Westiwans steht ein goldener Goldasteh. Mit dem Bau dieses Iwans wurde in seldjukischer Zeit begonnen, wurde aber erst während des 15.Jh. unter den Timuriden fertiggestellt. Am Ostiwan sieht man noch große Teile des Originalschmuckes aus seldjukischer und mongolischer Zeit, daneben wurden Teile in safawidischer Zeit erneuert..(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   

 

Wir beginnen unsere Besichtigung an den ältesten Teilen der Moschee und erwandern uns nach und nach die berühmten Räume. Doch am liebsten wäre ich gleich hier geblieben in den Säulenhallen der alten Moschee, wo es so sparsam hergeht wie in unseren romanischen Kirchen.
Die 100jährigen Kuppelbauten sind umwerfend und zwar durch die Komplexität der Innenarchitetektur der Kuppeln einerseits und deren Schlichtheit in den Verzierungen andererseits.
Nach und nach erwandern wir uns das Areal, das im Einzelnen immer wieder fasziniert und große Bewunderung verdient. Dass es gerade die Mongolen waren, die den einzigartigen Mihrab im 13. Jh. errichten ließen, bringt mich zum Kopfschütteln, weil in meinem Geschichtsgedächtnis diese wilden Reiterhorden schon gar nichts mit Architektur zu tun haben. Und dennoch – dieser Mihrab aus originellen ineinander übergehender Ornamentik, die in sich harmonisch und unverwechselbar die Gebetsnische von außen und innen verziert, das wurde von Meistern ihres Fachs geschaffen, die vielleicht von den Mongolenfürsten als menschliche Beute mitgebracht oder hier gefunden wurden. Das „Wie“ bringt mich zum spöttischen Nachdenken. Doch bringt die Mihrabnische in ihrer Weise das Lob des Mongolenherrschers zum Ausdruck, der dem Künstler zu diesem Werk den Auftrag und  die Mittel zur Hand gab. 
 
                     
 
Auf der anderen Seite des Zayandehrud liegt das Viertel Djolfa, wo sich im Jahr 1605 die rund 30.000 christlichen Armenier einrichteten, die Shah Abbas I. der Große, nach Isfahan geholt hatte. Für die Ausübung ihres Glaubens und ihr Gemeindeleben in Neu-Djolfa, wie sie ihren Stadtteil nach der alten Heimat benannten, räumte ihnen Shah Abbas I. weitreichende Privilegien ein. Das christliche Viertel hat 13 Gemeinden und ebenso viele Kirchen, von denen die Vank-Kathedrale - die Erlöser-Kathedrale – die größte und wichtigste ist. Dass die Vank-Kathedrale eine Kirche ist, erkennt man von außen lediglich an dem kleinen, unscheinbaren Kreuz auf der sonst unverzierten Kuppel, einem Glockenaufsatz auf dem Dach und einen isoliert stehenden Glockenturm. Alle übrigen Bauformen sind der islamischen Architektur entlehnt. So überspannt. z.B. eine auf einem hohen Tambour ruhende Kuppel den quadratischen Altarraum. Neben anderen Architekturelementen wurden an der Fassade Fliesenmosaike angebracht, die Inschrift über dem Portal aus Fliesen gearbeitet usw.
Im Innenraum wiederholt sich die Symbiose zwischen christlicher Thematik und islamisch- iranischer Formensprache. Neben europäisierenden Wandgemälden des frühen 18. Jh. gibt es gleichberechtigte Fresken mit Motiven aus der Teppichkunst oder Fliesenpaneelen aus der Zeit der Safawiden..(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998) 

 

Wir betreten den Kirchenraum und ich erlebe Fremdsein im Bekannten oder Vertrautsein mit dem Fremden. Die Wandgemälde, die Geschichten aus dem Neuen und Alten Testament illustrieren, sind im Stil orientalischer Nazarener gepinselt – reine Illustrationen, ohne künstlerischen Anspruch. Und ich frage mich, wo ist die Gestaltungskraft der alten Armenier hingekommen, die seit der Zeit der Archämeniden die gesuchtesten Handwerker waren? Oder wurden diese Fresken von europäischen „Künstlern“ geschaffen? Ich weiß es nicht, aber es scheint so, weil der Bildduktus, die Umsetzung der Szenerie fast zur Gänze der europäischen Ikonographie folgt. Nur hin und wieder gibt es kleine Abweichungen in der Bildkompostion, die mich zum Lächeln bringen.
Im angeschlossenen armenischen Museum gibt es wunderschöne Einzelheiten zum bewundern, aber auch ernste Dokumentationen zum Thema Vertreibung und des Genozid an den Armenier durch die Osmanen am Anfang des 20.Jh. Besonders eindrücklich wieder die Kalligraphien, die hier in Form von Bibeltexten vorliegen.
 
Bei unserer Wanderung durch das armenische Viertel wurde Isfahan immer europäischer. Auch gibt es hier vieles zu kaufen, was woanders verboten ist, wie Alkohol z.B., und zwar in seinen unterschiedlichen Formen. Was mir aber am meisten Freude macht, ist ein Besuch in einem Cafe, wo es wirklichen Espresso gibt. Ich mag den Tee, der uns in verschiedensten Weisen angeboten wird. Aber er fehlt mir gleichzeitig, der Kaffee. Nach dem Besuch des Museums bekomme  ich noch eine DVD mit Fotos im nahe gelegenen Fotogeschäft,was mich sehr freute, weil ich innen nirgends Fotos machen durfte.
Unser letzter Besuch gilt den tanzenden Minaretts – ein Wunderwerk - aber durch eine raffinierte Holzkonstruktion leicht erklärbar. Wir stehen und schauen, aber ich sehe nichts von der Bewegung- vielleicht ein anderes Mal.
Am Nachmittag dürfen wir allein in den Basar rund um den Meydan-e Imam. Und es wird ein unvergessliches Erlebnis. Hier ist gut sein. Hier kann man ganz langsam herumwandern und niemand wird lästig oder zudringlich. Es sind feine Kaufleute hier. Vielleicht hat es auch noch ein wenig damit zu tun, dass sie die waren noch teilweise selber herstellen oder wissen, wer sie noch herstellt und den Dingen gegenüber noch eine gewisse Ehrfurcht entgegenbringen.
 
 

Rückreise nach Teheran 

Natanz
Am Weg nach Teheran erwarten uns noch einige architektonische Perlen, auf die wir uns freuen können, eine davon, die Feitagsmoschee von Natanz.
Der älteste Bauteil der Freitagsmoschee ist der achteckige Mihrabsaal, der 1304 in der Regierungszeit des Oldjaitu entstand. In der Zeit bis 1325 wurde daran ein großer quadratischer Hof mit vier unterschiedlich tiefen Iwanen angeschlossen. Die Stuckdekorationen im Inneren ebenso wie die Glasurziegelverzierungen sind typische Beispiele der ilkhanidischen Kunst.
Die Fassade des ehemaligen Eingangsiwan ist mit Ornamenten verkleidet, die aus glasierten und unglasierten Ziegeln zusammengesetzt sind. Dazwischen sind Kufi-Schriftbänder angebracht, die aus strahlend türkisfarben glasierten Reliefziegeln bestehen.
Rechts neben dem Portalbau steht auf einer Mauer, die den Iwan mit der Moschee verbindet, das im oberen Teil mittlerweile abgebrochene Minarett der Moschee. Naturfarbene Ziegelornamentik, unterbrochen von Inschriftenbändern
aus glasierten Ziegeln, überziehen seinen Schaft.
Das an die Moschee angebaute Mausoleum des Shaik Abd al-Samad al-Isfahanis wurde 1307 errichtet. Hellblaue Fliesen verkleiden sein achteckiges Zeltdach. Der Grundriss des Grabbaus ist von außen quadratisch, innen jedoch, bedingt durch tiefe Nischen in der Mitte jeder Wand, kreuzförmig.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   
 
     

 

 
Wir nähern uns dem zart wirkenden Bau von Süden und stolpern über trockene Gartenanlagen, die im Sommer bewässert und sicherlich schön anzuschauen sind. Doch jetzt ist alles dürr, ocker und grau gefärbt. Die Freitagsmoschee vor uns strahlt die Würde des Alters aus. Auch ohne Informationen spürt man hier die Kraft der Jahrhunderte, die dieser Bau überdauerte.
Die Fassade der Moschee, gebändert mit türkisen Fliesen und teilweise mit größeren Flächen bedeckt, entwickelt eine geheimnisvolle Kraft. Die Fantasie womit diese Ornamentik entworfen und gestaltet wurde, schöpfte noch aus anderen uns unbekannten Brunnen.
 
Kashan
 
Kashan liegt am Rand der großen Salzwüste, deshalb finden sich hier an allen Bauten Windtürme. Die Hl. Drei Könige sollen der Legende nach von hier aus nach Bethlehem aufgebrochen sein. Die Stadt besteht vermutlich seit der Sasanidenzeit, ihre Blütezeit hatte sie unter den Seldjuken. Während der Mongolenstürme wurde sie zunächst zerstört, erlangte aber unter ilkhanidischer Herrschaft erneut Wichtigkeit.
Wir besuchen zunächst die aus dem 19.Jh. stammende Agha Bozorg- Moschee und Medresse, die im 19.Jh. für diesen theologischen Gelehrten gebaut wurde. Der um einen zentralen Innenhof errichtete Bau ist zweistöckig angelegt. Auf der oberen Ebene, wo auch der Eingang liegt, ist die Moschee untergebracht. In dem von der Hauptebene eingetieften Untergeschoß befinden sich die Unterrichts- und Wohnräume der Medresse. Einer der drei Shabastiane,  der gesamten Anlage, der Wintergebetssaal, befindet sich im Untergeschoß unter dem Eingang. Dieser ist eine niedrige, weitläufige Pfeilerhalle, deren Decke von achteckigen Steinpfeilern getragen wird.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   
 
 
Wir betreten die Anlage von Norden über einen hohen, mit doppelstöckigen Arkaden ausgestatteten Kuppelraum. Der sich zum Hof öffnende Iwan des Vestibüls wird zurzeit als Abstellplatz für Motorräder benützt, während die dazugehörigen jungen Männer in der Anlage herumhängen. Wir umgehen den tiefer gelegenen Hof der Medresse und betreten den Mihrabsaal. Flächiges, rein geometrisches Fliesendekor schmückt die Fassaden beider Stockwerke und Iwane. Zurzeit wird die Moschee restauriert und so gelingen uns nur Durchblicke auf diesen an sich „modernen Bau“. Überraschend gelungen und originell erscheint mir die geometrische Freskierung des Kuppelsaales. Die Architektur ist in ihrer Form vorgegeben und baut auf der Tradition auf. Die geometrischen Muster wurden aber neu entworfen und sind in ihrer Form und Farbgebung durchaus gekonnt und künstlerisch originell gestaltet. So erscheinen sie mir und ich bin froh, eine relativ späte Moscheeanlage hier sehen zu dürfen. Dass der Zahn der Zeit auch nicht vor 200-jähriger Architektur halt macht, das beweisen die Gerüste und verstreuten Maurerwerkzeuge, die von aktuellen Arbeiten berichten.
Unser nächster Besuch gilt einem Privathaus, dem Khaneh Borudjerdiha. Es handelt sich dabei um den Wohnpalast einer qadjarischen Kaufmannsfamilie aus der zweiten Hälfte des 19.Jhs. Dieses Großfamilienhaus umfasst zwei Bereiche, einen für Fremde zugänglichen Teil, biruni genannt, und einen privaten, abgesonderten (andaruni). Das flache Dach des im Inneren mit vielfältigen Dekorationen und Wandmalereien versehenen zweigeschossigen Hauses wird sowohl von schlanken Windtürmen überragt als auch von einer Lichtkuppel, die den zentralen Empfangsraum des Biruni ausleuchtet. Die Kuppel ist dreistufig und besitzt mehrere Reihen versetzt angebrachte Lichtöffnungen.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   
 
 Vom Vorraum des Wohnpalastes, der als kleiner Wartesaal für Gäste eingerichtet ist, sparsam freskiert, weil man die Besucher offensichtlich erst langsam an das reiche Ambiente des inneren Palastes heranführe will, steigen wir eine Reihe von Stufen hinab in den Innenhof. Im Innern und gleichsam im Kleinen begegnet uns hier ein schon bekanntes Muster: langgestreckter Hof mit Wasserbecken in der Mitte, dessen Ränder mit Blumen und Sträuchern bepflanzt sind. Links und rechts wird der Hof von Arkaden begrenzt, die den Wirtschafträumen vorgelagert sind.
Am anderen Ende des Hofes erhebt sich der Wohnpalast. Wir treten ein und sind wieder einmal fasziniert und erstaunt, dass ein Kaufmann einen Bau wie diesen überhaupt finanzieren konnte. Dass es damals Architekten gab, die die Konstruktion einer Kuppel auch mit den Bedürfnissen eines Privatmannes vereinigen konnten, liegt auf der Hand. Dennoch steht der Betrachter staunend vor der von außen völlig unsichtbaren Lichtkuppel, die den Großteil des Innenraumes überwölbt. Demgegenüber erscheint mir der Freskenschmuck an den Wänden gewöhnungsbedürftig. Hier „feiert der Kitsch fröhliche Urständ“. Die Blumenranken und –gebinde atmen schon europäisches Flair, aber das des 19.Jh. in reiner Form. Wenn ich mir diese Dekoration nach der Restaurierung in der Originalbemalung prangend vorstelle, dann möchte ich nicht mehr herkommen.
Noch ein Wort zu den Privaträumen. Sie sind auch hier nicht groß, sondern um den Kuppelraum herumgelagert. Das Leben selbst spielte sich im Kuppelraum ab, weil es durch deren geniale Konstruktion und einem großen Badghir gelang, die sommerlichen Temperaturen auf ein erträgliches Maß zu verringern.
 
 Tepe Sialk.
 
Unsere nächste Besichtigung widmete sich dem Grabungsgebiet von Tepe Sialk.
Besiedelt war das Gebiet vom 5.Jahrtausend an und zwar mit Unterbrechungen bis etwa 800 v. Chr. Die älteste Schicht auf dem Hügel A besteht aus primitiven Hütten, darauf folgen Wohnbauten aus Lehmziegeln. Mit dem Ende von Schicht II wurde um 4000 v.Chr. der Nordhügel verlassen und auf dem Südhügel weiter gebaut. Zu dieser Zeit gab es schon Metallverarbeitung, d.h. kalt bearbeitete, also geschlagenen Bronze. In der Periode III (3900-3000) verfolgte die Bevölkerung schon weitreichende Handelsbeziehungen, wie die Funde von Muscheln aus dem Persischen Golf belegen. Die Architektur dieser Periode, weißverputzte, rechteckige Lehmziegelhäuser, wurden durch Feuer zerstört. In die protoelamische Zeit datiert die darauf  folgende Periode IV, in der die Handelsbeziehungen bis nach Susa reichten. Für die nächsten zweitausend Jahre fanden sich keine Besiedlungsspuren. Ende des 2.Jt. v. Chr. wanderten Indoiraner von Nordosten her ein, rissen die Lehmziegelruinen auf der Spitze der Hügel B ab und errichteten eine neue, mit Mauern und Türmen befestigte Stadt und eine dazugehörige Unterstadt auf einer fast 2500m/2 großen künstlichen Terrasse. Diese Art Anlage ist für das iranische Hochland vor dem 1.Jt. vor Chr. absolut einzigartig. Die Häuser dieser Periode standen auf steinernen Grundmauern und das aufgehende Mauerwerk war aus Ziegeln hergestellt. Außerhalb der Stadt fand man eine Nekropole mit mehr als 200 Gräbern, die um 900 v. Chr. datieren. Die reich mit Beigaben ausgestatteten Toten wurden in Gruben beigesetzt, über die Erdhügel errichtet wurden. Etwa 800 v.Chr. wurde die Stadt, vermutlich von den Assyrern, dem Erdboden gleichgemacht.
Französische Archäologen haben hier gearbeitet und studiert. Neben den üblichen Werkzeugen und Tonscherben fanden sich aus der Zeit um 2000 v. Chr. Tontafel in altelamischer Sprache. (nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)  
  
Am Grabungsort gibt es ein kleines Museum, dem wir nach einer Rundumwanderung auch noch einen Besuch abstatten. Die wichtigen Funde befinden sich, wie nicht anders zu erwarten, im Louvre und in Teherean.
Meine Augen sehen hier nur runde Erdhügel – die von den Archäologen längst geplündert wurden. (Wo die Archäologen waren, wächst kein Gras mehr - oder wächst nur mehr Gras)
 
Aber mein inneres Auge sieht sie, die Menschen von damals, zwar von anderen Sorgen geplagt wie wir, aber doch auch in denselben Erwartungen, Bedürfnissen befangen. Immer wieder entstanden neue Geschlechter – immer wieder gab es eine neue junge Generation, die auf dem handwerklich-technischen Wissen der Alten aufbauen konnte. Doch die Lebenserfahrung, die Art und Weise wie unser Ich, der Mensch als Person leben soll, dazu gibt es keinen Erfahrungsaustausch. Jede Generation muss ihre Erfahrungen machen, ihre Leben selbst erfinden, da die Erfahrungen der Vorväter nicht übertragbar sind.
Warum das so ist? Das scheint mir eines der tiefsten Geheimnisse unserer Schöpfung.
Ich wandere auf den sanften Erdformen herum, die mir in ihrer Schlichtheit  keine Bewunderung abverlangen und spüre die umarmende Kraft der Erde, deren Wirkung durch die Weite der Landschaft noch erhöht wird.
 
Das kleine Museum am Gelände schenkt reine Freude. Diese Ausstellungsstücke sind uns vertraut. Diese Bronzeschwerter, diese Tonscherben, sie ähneln sich in der ganzen Alten Welt und das ist ein gutes Gefühl. Vielleicht wurde eben durch diese bekannten Gegenstände für Augenblicke eine Sicherheit zurück gewonnen, die durch die Prachtentfaltung und die fremde Architektur immer wieder in Frage gestellt wird.
 
Bagh-e Fin
 
Vom Tepe Sialk eilen wir direkt nach Fin, einer königlichen Parkanlage. Das von einer hohen Mauer umgebene, große Gelände ist ein traditionelles persisches Paradeisos mit Wasserbecken, Springbrunnen und Kanälen. Historische Quellen bezeugen von einer ersten, vom Herrscherhaus genutzten Parkanlage mit Palais und Wohnbauten in buyidischer Zeit (10.Jh.). Erweitert wurde das Gelände den Berichten zufolge unter den Ilkhaniden. Die heute erhaltenen Bebauung und Bepflanzung des Geländes entstand während der Regierungszeit der safawidischen Herrscher Shah Abbas I. und Shah Safi I. Der qadjarische Herrscher Fath Ali Shah, der sich hier bevorzugt aufhielt, ließ die Anlage im 19.Jh. renovieren, den Park weiter bepflanzen, die Wasserkanäle mit Marmorplatten einfassen und neue Bauten errichten.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   
 
Unser Besuch des Bagh-e Fin macht uns deutlich, das Winter ist und Zeit zum Renovieren und Betonieren. Den Bäumen fehlt das Laub und der Hauptpavillon in der Mitte ist abgeschlossen. Das Museum ist zwar fertig gestellt, aber die Schaustücke fehlen noch.
 Nur  die bunt gefliesten Kanäle sind voll Wasser, das trotz der Enge oder gerade deshalb, hurtig dahin fließt.  Nur im Gartenpalais von Karim Khan Zand, das  über einem runden Becken errichtet ist, entsteht ein wenig sommerlicher  Zauber. Die Goldfische schwimmen herum und freuen sich ihres Lebens. Ich bleibe hier beim Wasser, das in ausreichender Menge die vielen bunt gefliesten Kanäle speist, die unter anderem auch durch den Hauptpavillon fließen, dort einen kleines Becken füllen und dann wieder weiter in ein unteres, größeres Becken abfließen – Kühle und Feuchtigkeit verbreitend, die im Sommer höchst willkommen ist. Das wir hier herumwandern fühlt sich daher fast anachronistisch an – ein Paradiesgarten im Winter. Hier kann man nur ausbessern und renovieren – etwas anderes macht nicht wirklich Freude. Doch im Sommer ist es hier sicher wunderschön…
 
Noch ein Programmpunkt fehlt uns bis Teheran, die heilige Stadt Qom.
Wegen ihrer bedeutenden schiitischen Heiligtümer wurde die Stadt zum wichtigsten Pilgerort Irans nach Mashhad. Hier befindet sich die zentrale Ausbildungsstätte für die schiitische Geistlichkeit, an der auch Khomenyi studierte und lehrte.
Hohe Ziegelmauern umgeben das Grabmal der Fatimeh Masumeh, eine riesigen Gebäudekomplex mit mehreren Gebäudeteilen. Die safawidischen Herrscher restaurierten und erweiterten das Grabmal. Fatimeh war die Tochter des 7. Imam und Schwester des achten Imam Reza, nicht zu verwechseln mit Fatimeh der Tochter des Propheten. Auf einer Reise zu ihrem Bruder starb Fatimeh in Qom und wurde hier begraben. Da Fatimeh, als Tochter und Schwester eines Imam eine Imamzadeh war, wurde ihr Grab zu einer heiligen Stätte. Im 19.Jh., während der Regierungszeit des Qadjarenherrschers Fath Ali Shah wurde das Heiligtum und die Grabstätten der safawidischen Könige, die sich im Heiligtum ihre Grabmäler errichten ließen, weiter ausgebaut und geschmückt.
Die Vergoldung der Kuppel über dem Sakophag von Fatimeh wurde vom Qadjarenherrscher Fath Ali Shah in 1803 in Auftrag gegeben. 12000 einzelne Goldplättchen waren nötig, um die äußere Schale der Kuppel zu vergolden. In der überreich mit Fliesenschmuck versehenen und einem polierten Marmorfußboden ausgestatteten Grabkammer steht der Sarkophag, umgeben on einem etwa 2 Meter hohen Silbergitter, das oben mit einem reichverzierten Dach abschließt; auch diese Ausstattung von Fath Ali Shah gestiftet.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)   
              
Wir betreten den Platz vor dem Heiligtum und dürfen nur durch den Eingangsiwan das Grabmal fotografieren. Mein Wissen zu den Einzelheiten des Grabmals nützt mir nichts – hier dürfen keine Nicht-Moslems hinein.
Ein bisschen atmen wir noch die Atmosphäre dieses ungastlichen Ortes, bevor wir wieder weiterfahren. Hier haben wir einfach nichts verloren…
 
 
Es ist schon dunkel, als wir am Grabmal von Khomenyi vorbeifahren. Hier wird seit mehr als 10 Jahren gebaut, um eine würdige Grabstätte für den großen Revolutionsführer zu gestalten.
 
 
          
 
 
 

Mashhad

Früh am Morgen finden wir uns am Flughafen ein und werden durch zwei
Sicherheitsschleusen bewegt. Viel Aufmerksamkeit erfahren wir als Europäerinnen nicht – offenbar droht von uns keine direkte Gefahr und das fühlt sich gut an. Der Flug selbst ist angenehm und ruhig. In der Nähe von Mashhad entrollen sich große Weiten von fruchtbarem Land, hellbraun oder grün gefärbt. In der Nähe der Stadt kommen Flächen mit weißen, würfelförmigen Häuser in den Blick, die sich wie geometrische Muster auf einem grünen Teppich ausnehmen.
           
Die Ankunftshalle in Mashhad ist, wie überall in Persien, voll von Verwandten, Freunden und Bekannten der Angekommenen. Alle freuen sich und es entsteht ein warmes, keineswegs unangenehmes „Gewurl“. Wir werden bereits vom Hotelschofför erwartet und betreten nach einer kurzen Fahrt die Eingangshalle eines Pilgerhotels. Hier prangen die Portraits von Khomeyni und Kamani in Überlebensgröße am Bogen der Rezeption. Wir sind zwar schon mehrmals mit der geistigen Gegenwart dieser Herren in Berührung gekommen- aber hier fühlen sie sich sehr mächtig an.
 
Die Stadt Mashhad entstand an der Stelle des Dorfes Sanabad, nachdem Imam Reza, der achte Imam der Schiiten, 818 hier von Kalif Ma´mun vergiftet worden war. Nach dem Tod Imam Rezas wurde der Ort zur Wallfahrtsstätte und erhielt den Namen Mashhad al- Redha, Ort des Martyriums des Reza. Um das Heiligtum des achten Imam entwickelte sich schnell eine Stadt, die im Lauf der Zeit erhebliche Bedeutung errang. Im 16.Jh. war Mashhad schon eine wirtschaftlich blühende, religiöse Metropole. Nadir Shah machte Mashhad im 18.Jh. kurzzeitige zu seiner Hauptstadt und ließ den Ort und das Heiligtum entsprechend erweitern.
 
Das Heiligtum hat eine riesige Ausdehnung und besteht aus mehr als zwanzig Einzelgebäuden, einschließlich zweier Moscheen, mehrerer Medressen, ehemaliger Karawansareien und zweier Museen, die miteinander durch große Hofanlagen verbunden sind. Außerhalb der Ringstraße Falake-ye Haram-e Motahhar, die den heiligen Bezirk umgibt, haben sich Bazare angesiedelt. Drei kerzengerade Straßen, die von Nordwesten, Nordosten und Südosten her auf das Heiligtum zuführen, münden im Alten Hof, einer Anlage von gigantischen Ausmaßen, die den heiligen Bezirk nach Norden begrenzt und den Hauptzugang darstellt. Die drei Eingänge bestehen aus hohen, kunstvoll geschmückten, mit Minaretten  versehenen Iwanen. Den Alten Hof umgeben doppelstöckige Arkaden, die an mehreren Stellen von zweigeschossigen Iwanen unterbrochen werden. Die gesamten Fassaden sind vollständig mit Fliesenmosaik verkleidet. In der Hofmitte steht ein Brunnenhäuschen, umgeben von  vier Wasserbecken. Vor dem südöstlichen Zugang, der als Haupteingang angesehen werden kann, öffnet sich die Khiaban-e Nawwab-e Safawi zu einem Platz, von dem aus man auch in den etwas kleineren, aber ebenso konzipierten Neuen Hof gelangt. Dieser liegt im Osten des zentralen Heiligtums.
Der vierte Iwan im Alten Hof, der Goldiwan, der seinen Namen der vollständigen Innenverkleidung mit Blattgold verdankt, führt in das Mausoleum Imam Rezas hinein. Auf dem Dach des Goldiwans steht ein mit Blattgold verkleidetes Minarett, das sein Gegenstück auf dem gegenüberliegenden nordöstlichen Eingangsiwan des Alten Hofes hat. Auch die Kuppel der Grabkammer Imam Rezas und der hohe Tambour, auf dem sie ruht, sind mit Gold überzogen..(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)
        
Unser erster Besuch gilt - wie sollte es anders sein – dem heiligen Bezirk des Imam Reza Heiligtums. Doch das ist nicht so einfach.
Zuallererst gilt es Taschen, Fotoapparate und Handys abzugeben. Dazu dient eine nach Frauen und Männer getrennte Aufbewahrungsstelle, deren bauliche und einrichtunsmäßige Ausstattung sehr zu wünschen übrig lässt. Obwohl mir  die ganze Angelegenheit nicht besonders vertrauensvoll erscheint, nehme ich schließlich den rosa Zettel an mich, wo mein Name neben einer Nummer in Arabisch notiert ist. Und nun es kann es losgehen, so denke ich. Aber noch ist es nicht so weit!
Zuerst muss noch für jede von uns ein Shador besorgt werden. Zu diesem Behufe wandern wir wieder in die Gegenrichtung, alles noch außerhalb des Heiligen Gebäudes, und betreten einen Laden, wo an die 300 zusammengeklappte Rollstühle in Reih und Glied stehen. Ein mehr als seltsamer Anblick! Allerdings erblicke ich nirgends die bekannten Tuchbündel, die als Shadors dienen könnten. Nach einigem Hin und Her – Masoud muss seinen Identitätsausweis dalassen, worunter er sichtlich leidet – bekommen wir ein durchsichtiges Nylonsackerl in die Hand gedrückt, wo ein Shador eingewickelt ist. Aufgehoben werden die Stoffbahnen in einer Plastiktonne, etwa 70cm hoch, wo sie für die Kunden unsichtbar verstaut sind. Wenn man daraus Schlüsse über die Wichtigkeit dieser weiblichen Kleidung ziehen will, mag man es ruhig tun…
Und nun beginnt wieder das alte Spiel, und zwar die übergroße Stoffbahn so um den Körper zu schlingen, dass man nicht draufsteigt und niederfällt, aber gleichzeitig den ganzen Körper, einschließlich der Haare, bedeckt hat. Dabei habe ich noch ein bisschen Glück, weil mein Shador wenigstens schwarz weiß gemustert ist, während der von Monika und Silvia weiß und nahezu ohne Musterung ist. Da aber alle anderen Frauen ausschließlich schwarze Shadors tragen, als Zeichen ihrer Trauer um den frühen Tod des heiligen Imam, ist die Seltsamkeit unseres Aussehens vielleicht bildlich vorstellbar.
Zunächst müssen wir durch die Frauenschleuse und werden nach Waffen durchsucht. Dann lässt man uns erst lange im Vorhof warten, bis endlich, nach mehr als einer halben Stunde, eine junge, korrekt verhüllte Dame erscheint. Sie spricht ganz gut Englisch, weil es auch das Fach ist, das sie studiert. Zuerst führt sie uns in ein Shabestan ohne Pfeiler: eine riesige Halle, offensichtlich in jüngster Zeit errichtet. Alt und ehrwürdig ist hier nur der koranlesende Schuhwart, dem wir nach einiger Mühe die Schuhe über den Tresen reichen, die er mit einer Hand nimmt, während er sichtlich konzentriert in seinem Koran weiterliest. Drinnen eröffnet sich eine in Hellgrün gehaltene, riesige Veranstaltungshalle, wo in einer Ecke ein relativ großer Fernsehbildschirm dahindämmert. Er befindet sich in einem riesigen Kastenaufbau – davor einige Plastiksessel, die zum Niedersetzen einladen. Nun beginnt das Spiel von schlecht vorbreiteten Lehrern. Man sucht die richtigen Knöpfe, die sich zunächst sehr widerspenstig zeigen. Später wird irgendjemand herbeigerufen, der sich aber auch nicht wirklich auskennt. Doch irgendwie und irgendwann flimmern die Bilder eines ausgebleichten Videos über den Bildschirm. Wir erfahren in Englisch von der Lebensgeschichte des 8. Imam und Einzelheiten über das Heiligtum. Die Kamera führt uns auch in das Innere der Grabkammer und zeigt uns die herrlichen Spiegelmosaike, die Luster und Herrlichkeiten, die kein ungläubiges Auge sehen darf. Das Ganze dauert etwa 20 Minuten. Es ist überheizt hier drinnen und die Luft so schlecht, dass Masoud einschläft und wir anderen höflich genug, mit dem Schlaf kämpfen. Das Ganze trägt so sehr den Stempel reinsten Dilettantismus, dass wir uns darüber nur wundern können. Wenn darüber zum Nachdenken anfängt, was sie hier mit uns aufführen, dann könnte man sich ziemlich ärgern, doch wozu?
Am Ende dieser Einführung übergibt man uns ein Sackerl mit einer CD über das Heiligtum und einige Schriften - alles zweisprachig und diese Sachen sind auch professionell gestaltet. Sie könnten es ja, wenn sie wollten, aber warum soll man sich anstrengen?
 
Wieder in unseren Schuhen und im ewigen Kampf mit dem Shador, humpeln wir unserer Führerin nach, die uns durch die  Höfe führt. Manchmal erwecken die abgewrakten Bauten den Eindruck von Vorstadtslums, ein anderes Mal glänzt die goldene Kuppel des Grabmals über die Dächer.
Die Kuppel der Gowharshad- Moschee wirkt ebenso bezaubernd, wie jene der alten Moscheen von Kerman bis Isfahan. Die neu gestalteten Arkaden wirken demgegenüber kalt und glatt. Dennoch bemüht man sich das ganze Areal bis in die kleinsten Nischen hinein mit den traditionellen blaugrundigen Fliesen zu dekorieren. Ein Arbeitsauftrag, der einem Perpetuum Mobile gleicht.
Es sind nicht wirkliche viele Besucher da – auffallend ist nur, dass junge Männer oft mit engsten Hosen und dazupassenden engen kurzen Lederjacken hier herumschlendern, denen die Heiligkeit des Ortes sichtlich gewaltigen Eindruck macht.
Zwischendurch, als ich an meinem Shador fast verzweifle, hilft mir unsere Führerin, indem sie mir einen Zipfel des Tuches, wie eine Toga um eine Schulter wirft. Doch das funktioniert auch wieder nur 5 Minuten, dann gleitet das Tuch über den glatten Stoff meines Mantels wieder herab und das Spiel beginnt von Neuen. Zudem rutscht das Kopftuch nach hinten, wodurch meine Haare wieder sichtbar werden, ein Sakrileg, wofür ich von einem amtlichen Staubwedelträger einen ernsten Verweis erhalte.
Und jetzt bin ich bei ihnen, den Verantwortlichen für Recht und Ordnung. Ich habe Masoud nicht genauer danach gefragt, weil ich das Ganze nicht sehr ernst nehmen kann, was hier abläuft. Man stelle sich vor eine große Gruppe von schwarz gekleideten Männern und Frauen (mit Shador), die Staubwedel aus Kunststoff tragen, mit einer Staubbürste von etwa 50cm Länge. Und diese Staubbürsten haben unterschiedliche Farben. Wenn man das erste Mal diese Gestalten sieht, dann meint man, sie gehören zum Reinigungspersonal für die Spiegelsäle der Grabdenkmäler oder Moscheen. Doch weit gefehlt, sie gehören zum „geistigen Reinigungspersonal“!
Also einige Rügen musste ich schon über mich ergehen lassen, obwohl ich mich wirklich bemühte, NICHT aufzufallen! Im Grunde erinnere ich mich nur wenig an die inner Anlage und die Atmosphäre des Heiligtums, zu sehr war ich bemüht, mein „Outfit“ ständig zu korrigieren. Nur im Innern der Museen wurde es ein bisschen einfacher, weil Museum und heiliger Ort für mich zwei verschiedene Dinge sind. So wanderte ich in den hellen weiten Räumen locker umher, während Masoud unserer Führerin zu erklären versuchte, dass ein Leben im Ausland, nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit Paradies. Ob es ihm gelungen ist? Ich glaube nicht, weil es zu den bestgehütetsten Geheimnissen des Menschseins gehört, dass man aus den Erfahrungen der Anderen nichts lernt.
Im Museum gibt es die kuriosesten Gegenstände zum Anschauen. Ölgemälde von christlichen Heiligen, Koranhandschriften, wertvolle Kalligraphien, kunstvolle Gerätschaften für Weihrauch und Kerzen. Dann eine Reihe von altertümlichen Geräten zur Beobachtung der Sterne, ergänzt durch alte Sextanten aus Messing. Weiters gibt es auch eine naturkundliche Abteilung, wo sich schöne Mineralien und besonders gestaltete Muscheln finden, daneben viele getrocknete und seltene Fische und ausgestopfte Tiere. Alles Gaben, die dem Heiligtum gespendet wurden. Als ich mich am 2. Stock einmal kurz umwende, erblicke ich Monika und Silvia in ihren weißen Shadors und sofort assoziiere ich damit das Erscheinen von Gespenstern. Und wir lachen und lachen, wie in den besten Zeiten unserer Jugend – und damit ist auch der Bann gebrochen. Im Grunde ist die Shadorpflicht eine Maskerade und nichts anderes als das. Und wenn sich die Verantwortlichen nichts dabei denken, dann ist das ihre Sache und nicht unsere…
Draußen vor dem Heiligtum bekomme ich ein besonderes Geschenk. Eine große Gruppe von schwarz gekleideten Männern singt uralte Rhythmen und begleitet sie mit ebenso einfachen urtümlichen Bewegungen. Sie heben die Hände nach oben und schlagen sie danach an die Brust, und zwar mit ziemlicher Kraft. Die Lieder oder besser die gesungenen Gebete werden von einem Vorsänger intoniert und dann immer refrainartig von den Andere wiederholt. Ich nähere mich den Sängern und zieh die Anderen mit. Und es geschieht, wie so oft, dass sich die Anderen fürchten, während ich voll Begeisterung Urgewalten begegnen darf. Und das ist hier so ein Augenblick. Diese Gesänge kommen aus der Tiefe Zentralasiens. Diese Gesänge sind so alt, wie die Menschheit selber….
Als ich Masoud zu dieser Musik befrage, wird mir klar, dass er im Grunde nichts damit anzufangen weiß. Hier bricht sich eine Emotion ihre Bahn, der mit Intellektualismus nicht begegnet werden kann. Den anderen zuliebe gehe ich mit und verabschiede mich von den Gesängen, die ich wahrscheinlich nie mehr vergessen werde.
 
Im Teehaus.
 
Das Teehaus ist in Persien eine Institution. Wir folgen Masoud eine Reihe von Stiegen hinunter in Kellerräume, wo uns ein traditionelles Teehaus empfängt. So ganz nebenbei, in Mashhad wird man kaum touristische Einrichtung begegnen. Diese Stadt ist absolut einheimisch orientiert.
So auch das Teehaus. Wir nehmen in der Familienecke Platz und bestellen Tee und Wasserpfeife. Beides schmeckt hervorragend. Der Rauch der Wasserpfeife schmeckt auch noch nach längerem Verweilen gut und dass sie wunderbar Tee zubereiten können, das haben wir schon früher erlebt. Und hier löst sich die Zunge der Menschen von selber, so nehme ich an, weil in der gemütlichen Ecke Masoud von seiner Wanderung zwischen zwei Welten zu erzählen beginnt. Und mit diesem Problem steht er nicht allein da. Exiliraner haben große Sehnsucht nach dem Iran, aber wenn sie wieder im Land sind, dann fühlt sich vieles fremd an. Wenn jemand in Persien groß geworden ist und dann ins Ausland geht, dann wird er immer in sich gespalten bleiben, so meint Masoud und ich glaube auch, dass er damit recht hat. Später erzählt er auch von den Schwierigkeiten die richtige Partnerin zu finden - doch diese seine Probleme unterscheiden sich überhaupt nicht von denen in unserer Gesellschaft – im Grunde müssten alle lernen ihre Partner nicht zu überfordern und mit Kompromissen zu leben…
            
Lange sitzen wir hier herum, bis wir aufbrechen und dem Basar einen Besuch abstatten. Wieder ist es eine riesige Anlage mit zwei Stockwerken, wo neben den bekannten wichtigen Dingen, wie Lebensmittel und Kleidung, unglaublich viel Ramsch angeboten wird. Doch wir schlendern schon ohne viel Emotionen dahin, weil wir in dieser Hinsicht schon Einiges erlebt haben und uns nicht mehr viel überraschen kann. Auch hier  herrscht eine betont friedliche Atmosphäre. Niemand hastet, niemand ist laut – die meisten schlendern entspannt herum offensichtlich auf der Suche nach Andenken und Mitbringseln.
Am Abend dieses Tages werden wir in einem traditionellen Restaurant essen – Silvia hat es aus ihrem „heiligen“ Reisebuch, „The Lonly Planet: Persien“ herausgesucht und wir erreichen das Lokal auch nach einer kurzen Wanderung durch die Geschäftsmeile der Stadt. Wieder klettern wir einige Stufen hinunter und befinden uns in einem anheimelnden großen Raum, der mit alten Gebrauchsgegenständen, Möbeln und Teppichen dekoriert ist. In der Mitte des Raumes murmelt ein kleiner Springbrunnen, während rundherum Bänke und Tische auf die Gäste des Restaurants warten. Zudem ist eine Ecke des Raumes ist mit einer Holzbühne und Teppichen für die Teetrinker vorbereitet.
Wir nehmen Platz und Masoud bestellt das aufwendig gekochte Nationalgericht. …….
 
          
 
Es wird ebenso aufwendig in einem hohen Tongefäß serviert und wir beginnen die Mahlzeit mit dem Pürieren von Kichererbsen in einem Metallgefäß. Der Zweck der Übung ist, die einzelnen Zutaten zu einem schmackhaften Ganzen zu verbinden, und zwar die Suppe mit dem pürierten Gemüse und den abgelösten Fleischstücken der Knochen. Dazu werden verschiedene Yogurt – Dips gereicht, grünes Blattgemüse, Oliven und das obligatorische Fladenbrot. Nach anfänglichen Mühen schmeckt das urige Essen ausgezeichnet. Auch dürfen wir hier noch am Tisch rauchen, während wir plaudern und Masoud strahlt, weil wir dieses ursprüngliche Armenessen - so begeistert aufgenommen haben.
Später besucht uns der Besitzer des Restaurants an Tisch und erklärt uns Einiges zu seinen Museumsstücken. Schon früh hat er zum Sammeln begonnen und über die Jahre manches gerettet, was sonst verloren gegangen wäre. Besonders schön finde ich die Nomaden-Stühle, die sich mit ihren kurzen Beinen als ideale Sitzgelegenheit für fußkranke Gäste eigneten, wenn die Gastmähler vor dem Zelt sich über Stunden dahin zogen. Auch scheinen sie den Frauen an den Knüpfrahmen gedient zu haben. Zum Abschied durchschreiten wir die antike Eingangstüre, die das älteste Element des Museums bildet und treten den Heimweg an. Noch immer flutet der Verkehr, noch immer strahlt die goldene Kuppel über der Stadt, noch immer flanieren die Pilger über den heiligen Platz…
 
Akhandjan
 
Der letzte Tag unserer Reise führt uns zunächst zum  timuridischen Grabturm von Akhandjan, 22km östlich von Mashhad.  Einsam liegt er inmitten winterlicher Agrarlandschaft und bestrahlt von hellem Sonnenlicht, als wir uns dem alten Gebäude nähern.
 
Über einen achteckigen Grundriss erhebt sich der Turm, dessen Ecken mit Rundsäulen markiert sind. Ziegelornamente in Rautenform bedecken flächig die Fassade des Turmes, einschließlich der Halbsäulen. Zwischen Dachaufbau und Turmarchitektur war ursprünglich ein Inschriftenband angebracht, das heute vollständig zerstört ist. Oberhalb der Inschrift ist ein vertikal in Felder eingeteilter Fries mit einem geometrischen Ziegelmuster angebracht, in dem in regelmäßigen Abständen sternförmige blaue und mit Dekor und Inschriften versehene Fliesen eingestreut sind. Gedeckt ist der Grabturm mit einem ungewöhnlichen Kegeldach, das nach oben in der Dachspitze zusammenlaufenden, im Querschnitt dreieckigen Risaliten gebildet wird. Das Fliesendekor des Dachs besteht aus abwechselnd ziegelfarbenen, türkisblauen und schwarzen Streifen...(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)
 
 
Es ist ein zauberhafter Ort hier, mitten in den Feldern, wo alles ausgeblendet ist, was Menschen und auch uns oft umtreibt. Hier ist die Erde und der Himmel ganz nah und umfängt uns mit Licht und Wärme. Und dazu kommt der schlichte, klare und harmonische Bau, der in seiner Einsamkeit hier Jahrhunderte überdauert hat. Wir lehnen an der warmen Ziegelmauer und trinken das Sonnenlicht und die Wärme, die uns freundlich umgibt.
Später verabschieden wir uns und wandern zurück zum wartenden Taxi.
 
Unser nächstes Ziel ist Tus.
 
 
Etwas abseits der Hauptstraße von Mashhad nach Quchan liegt die alte Ruinenstadt Tus. Der Sage nach geht die Gründung der Stadt auf den im „Shahnameh“ genannten legendären König Djamshid zurück. Tatsächlich scheint sie bereits in achämenidischer, parthischer und sasanidischer Zeit zwischen dem 6. Jh. und 7.Jh n.Chr. bestanden zu haben.
Die heute erhaltenen Lehmziegelruinen stammen allerdings  aus islamischer Zeit. Die sichtbaren Reste der rund angelegten Stadtmauer mit ihren Toren sind timuridisch(15.Jh.), wenngleich auf weit älteren Vorgängerbauten errichtet....(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)
 
Unser Augenmerk gilt aber zunächst dem Firdowsi-Mausoleum.
Der moderne Grabbau wurde anlässlich des 1000. Geburtstages Firdowsis, des berühmten Sohnes der Stadt Tus, 1934 errichtet. In der Mitte einer Terrasse, die an allen vier Seiten über breite Treppen zugänglich ist, steht auf einem abgestuften Podest ein aus Marmor errichteter, würfelförmiger Aufsatz, dessen Fassade nahezu klassizistisch anmutet.
Die Grabkammer selbst ist eine unterirdische Halle mit 24 Säulen, die in vier Gruppen den in der Mitte aufgestellten Sarkophag umgeben. Sowohl an den Treppenwangen des Abganges in die Grabkammer als auch an allen vier Innenwänden des Mausoleums sind Reliefs mit Darstellungen von Szenen aus dem Shahnameh angebracht.(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)
 

 

 
Wir betrachten das Denkmal zunächst von außen. Masoud liest uns aus Firdowsis Werken ein Stück vor. Es klingt dunkel und eigentlich ganz anders, als die normale gesprochene Sprache.
Unten im Grabmal schlendern viele Besucher herum, besonders junge Leute. Die Grabkammer ist von angenehmer Größe und eigentlich ordentlich gemacht, auch wenn sie erst in den dreißiger Jahren entworfen und errichtet wurde. Auch die Reliefs, die den Helden Rustan bei seinen „Arbeiten“ zeigen, sind realistisch, lebendig ohne den glatten Perfektionismus herausgearbeitet.
Wir verlassen das Grabmal und besuchen das angeschlossene Museum. Hier gibt es wieder   Exponate aus allen großen persischen Epochen. Mir gefallen die Miniaturen zum Thema aus dem Shahnamah, die Kalligraphien und die alten Waffen, wie z. B ein Bogen, von dem zwei Pfeile gleichzeitig abgeschossen werden können. Schön sind auch die alten einfach gestalteten Tongefäße, die aus seldjukischer und timuridische Zeit gerettet wurden.
 
   
Draußen an der Grenze des weiten Areals, worin das Firdowsi Grabmal errichtet wurde, gibt es noch gewaltige Reste einer timuridischen Stadtmauer. Irgendwie erinnern die einzelnen Mauerelemente an Riesenspielzeug, das hier vergessen wurde.
           
  Nahezu im Zentrum der alten Stadtanlage steht die Haruniyeh, in der sich nach einer Legende das Grab Harun al-Rashids befindet. Die Funktion des Baus ist aber nicht eindeutig geklärt. Die Datierung des Gebäudes ist umstritten, weil am ganzen Bau keine Inschrift Auskunft über das Baudatum gibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde der Bau in seldjukischer Zeit - oder etwas früher errichtet.
In das rechteckig konzipierte, aus Ziegeln erbaute Mausoleum führt ein hoher Iwan, dessen Fassade den Grabraum überragt. Die Außenfassade ist ausschließlich architektonisch geschmückt, d.h. mit mehrfach abgestuften rechteckigen und spitzbogigen Nischen, zahlreichen Fenstern und Luftöffnungen sowie Pfeiler- und Säulenvorlagen. Die inneren Wände des hohen Kuppelraumes haben einen zweigeschossigen Nischenaufbau.
(nach Mahmoud Rashad „Iran“ Dumont-Reiseführer 1998)
     
 
 Gegenüber dem Grabmal stolpere ich fast über die Grundmauern einer militärischen Schule aus seldjukischer Zeit. Es ist eine riesige Anlage und sehr interessant, weil die Säulenbasen ganz klar die Methode erkennen lassen, wie man damals aus gebrannte Ziegeln riesige Säulen errichtet hat. Ich freue mich an den Details und wandere hier lange allein herum…
 
           
Nun geht es zurück zum Flugplatz, wo wir nach der gewohnten Routine abgefertigt werden.   
Zurück geht es nach Teheran, während die Sonne untergeht und mit ihrem ständig wechselnden Farbenspiel ein Abschiedszenarium entwirft, dass ich niemals vergessen werde.                                                                                                                                                                                                        
               
 
 
                   
 
               
          
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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