Irene Kohlbergers SALVETE
Teheran bis Persepolis
Teheran und seine Museen
Teheran erleben wir im Blick aus dem Taxi und in den Innenräumen der Museen.
Reza-Abbasi Museum
Mit dem Reza-Abbasi Museum beginnt unser Tag, setzt sich fort im ehemaligen Sommerpalast des Schahs, umfasst das Teppich- und Juwelenmuseum und endet mit dem Nationalmuseum, dessen islamischer Trakt gerade restauriert wird.
Ein anspruchsvolles Programm, das unsere Aufmerksamkeit herausfordert.
Schon die Exponate des Reza-Abbasi Museums faszinieren mich so sehr, dass ich hier gut und gern Tage verbringen könnte. Im obersten Stock des Museums bestechen die künstlerisch hochstehenden Exponate nicht nur das Herz sondern auch die Fantasie. Hier findet man sie, die Becher und schön geformten Gewandnadeln, die goldenen Teller mit Löwen - oder Widderreliefs, als kleinen und kostbaren Vorgeschmack auf die Riesenmonumenten gleicher Provenienz in Persepolis. Unglaublich fein und sorgfältig gearbeitet, blähen sich hier die Nüstern eines Pferdekopfes, wehen goldene Haare und formen sich Ohren aus dünnem Goldblech. Gestaltet zur Augenfreude und erst in zweiter Linie zum praktischen Gebrauch erscheinen hier alle Gegenstände einen besonderen Zauber auszustrahlen, der über einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahre hinweg ungebrochen wirksam blieb.
In der islamischen Sammlung finden sich teils ausgesucht und schön gearbeitete Alltagsgegenstände, wie bemalte Tonkrüge, die durch erhabene Muster zusätzlich geschmückt sind – wir sehen bunte und lebendige Szenerien, auf Tonteller gemalt und in Relief gearbeitete Schwertgriffe.
Alles sehr anschaulich und ordentlich in Glasvitrinen präsentiert.
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Die Kraft und das Können der Miniaturmaler begegnet uns in einem der unteren Stockwerke. Hier könnte man lange stehen und betrachten. Die Einzelheiten „herausschauen“. Doch es bleibt kaum Zeit sie einmal kurz ins Auge zu fassen: die Illustrationen des Shahnameh- Epos, das uns hier zum ersten Mal begegnet und uns während der ganzen Reise begleiten wird.
Der Dichter Abol Qasim Mansur Firdowsi , um 932 bis 1026 – so genau weiß man das nicht – entstammte einer Landadelsschicht, deren Ahnen bis in mittelpersische Zeit zurückreichten. Daher waren in seiner Familie viele vorislamische Traditionen lebendig erhalten geblieben, die Firdowsi eine Grundlage für seine Sammlung alter iranischer Legenden und Überlieferungen schufen. Im Jahr 975 begann er mit der epischen Umsetzung dieser Geschichten. Länger als 30 Jahre arbeitet er an seinem Buch der Könige, dem „Shahnameh“, das in 50.000 Versen die Sagen und historischen Ereignisse von den Anfängen bis zur Eroberung Persiens durch die Araber zu einem homogenen Geschichtswerk verband. Der Held des „Shahnameh“ , um den sich zahlreiche Episoden ranken, ist Rostam, ein legendärer Fürst und Feldherr aus Zabolistan (heute Sistan). Das Werk begründete naturgemäß auch die persische Schriftsprache – es wurde sehr bald in eine Reihe von orientalischen und europäischen Sprachen übersetzt und immer wieder farbenreich illustriert.
Zuletzt bewundern wir die kalligraphischen Wunderwerke der orientalischen Schönschreiber, die mit großem Schwung ihre Buchstaben und gleichzeitig mit hoher Präzision zu Papier brachten. Auch dies gestaltete sich – wie wir später noch erkennen sollten – als kleiner Auftakt für jene, die wir später an den Wänden der Moscheen und der Grabdenkmäler wiederfinden.
Die Fahrt zum ehemaligen Sommerpalast des Schahs führte uns hügelauf in eine sehr belebte Gegend. Im Inneren der Gartenanlage tummeln sich einige Jünglinge – sichtlich im Auftrag eines Lehrers - die uns als seltsame Species von Touristen bestaunen, die offensichtlich ihren Abflug in wärmere Gebiete versäumt haben.
Sommerpalast des Schah - Saadabad Palastmuseum
Die Eingangshalle der Sommerresidenz besticht durch Großzügigkeit und Weite. Es ist ein klassizistisch gestalteter Raum, von europäischem Gepräge. Nur die riesigen, in einem Stück gearbeiteten Teppiche verraten orientalischen Hintergrund. Dasselbe gilt auch für die in verschiedenen Farben gehaltenen Salons und für das Speisezimmer. Alle diese Räume sind mit französischen Möbeln und Vorhängen ausgestattet – die mit Palastteppichen von großer Schönheit einen harmonischen Gesamteindruck ergeben.
Das Schlafzimmer von Farah, der letzten Kaiserin, ist ganz in Beige gehalten – und mit einem Tigerfell geschmückt. Das Schlafzimmer des Schah erweist sich als sehr spärlich möbliert und hat nur ein breiteres Sofa zum Schlafen. Das Doppelbett steht im Zimmer der Gattin.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns ein dünngewachsenes Wäldchen, das sich im Sommer zweifelsohne durch ein dichteres Blattwerk auszeichnet. Insgesamt erscheint es dem Auge des Mitteleuropäers aber herzlich dürftig als Hintergrund und Ambiente des mächtigsten Mannes im Reich. Doch der Wassermangel ist und bleibt eine bittere Gegebenheit dieses Landes, der auch durch moderne Technik nicht wirklich begegnet werden kann.
Teppichmuseum
Vom Sommerpalast geht es weiter zum Teppichmuseum. Man darf hier fotografieren, aber ohne Blitz – was einleuchtet - weil gerade Naturfarben durch Licht sehr bald in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch hier fehlt die Zeit zum schauenden Versenken. Doch die wenigen hellen Augenblicke, die mir nach einer nahezu durchwachten Nacht volle Konzentration erlauben, schenken mir reine Freude. Zu schön sind diese Teppiche, die unterschiedlichste Symbole, Pflanzen- und Tiermotive in faszinierender Weise miteinander kombinieren, verschlingen und wieder entflechten und Teppichbilder voll Ausdruck und Tiefe gestalten.
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Nationales Juwelenmuseum
Ja, und dann geht es in das Juwelenmuseum – das einzigartig ist in der ganzen Welt – und den Kronschatz von mehreren Generationen beherbergt. Unschätzbar ist der Wert der Juwelen, die in diesem rechteckigen Raum, der Nationalbank angeschlossen, untergebracht sind.
Ins Auge springen zunächst der Takht-e Naderi, ein mit Blattgold überzogener Thronsessel, in den 26 733 Edelsteine gefasst sind und ein Globus aus Feingold und Juwelen, der 1869 von Nasir al-Din Shah in Auftrag gegeben wurde. Erst später erfahre ich, dass dieses an sich unnütze Ding, das einen Durchmesser von 66 cm hat und mit 51 366 Edelsteinen besetzt ist, dazu geschaffen wurde, um losen Edelsteinen einen festen Halt zu geben...
Der vergoldete und juwelenbesetzte Thronsessel wird als der sagenumwobene Pfauenthron gehandelt. Dieses Stück wurde weder in Indien erbeutet, noch als Kopie eines indischen Urbildes hergestellt, sondern von Fath Ali Shah in Isfahan in Auftrag gegeben. Seinen Namen Pfauenthron trägt er deshalb, weil er angeblich für die Lieblingsfrau des Schah gefertigt wurde, die Tavus (Pfau) hieß. Aber auch das gehört in den Bereich der Legende. Sicher ist, dass der Thron, der sich in 12 Teile zerlegen lässt, bei Reisen über das Land mitgeführt wurde, um die Macht und das Ansehen des Shah zu unterstreichen. Mir imponieren weniger die Juwelen des Thrones, als die Kunstfertigkeit, womit dieses Stück entworfen und gestaltet wurde. Die geschwungene Lehne ist legendär – doch sind auch die Seitenwände mit wunderschönen Ornamenten geschmückt, die sich am Thronsockel fortsetzen. Amüsant sind auch die beiden Leoparden, die sich an der untersten Thronstufe räkeln. Ich betrachte das Zauberding – spüre aber nur geistige Bewunderung – magische Kräfte strahlt hier ein anderer Gegenstand aus, der Darya-ye Nur- Diamant, der 2,5cm lang und 2 cm breit, als größter aus einem Stück geschliffener Diamant der Welt gilt. Er ruht in einer vollständig mit Brillanten besetzten rechteckigen, goldenen Krampenfassung, an deren Oberseite eine Krone prangt, die rechts und links von einem persischen Löwen mit Krummschwert flankiert wird. Es war das Lieblingsjuwel Nasir al-Din Shahs, der glaubte, er stamme aus der Krone des Achämenidenherrschers Kyros.
Drei oder viermal wandere ich immer wieder zu dem herrlichen Stein zurück und verstehe mich selbst nicht mehr. Ich, die keine Ringe, keine Ohrringe trägt – mich mit einer billigen Swatch begnüge – stehe plötzlich vor dem rosafarbenen Diamanten und schaue und schaue. Wie ein Magnet zieht dieser Diamant meinen Blick auf sich und erweckt in mir eine tiefe Faszination.
Eine ähnliche Faszination, aber viel weniger intensiv, geht für mich von Smaragden aus. Auch dieser Vorliebe wird hier ganz und voll Rechnung getragen. Eine Glasvitrine von etwa einem Kubikmeter Innenraum, beherbergt alle Größen von Smaragden und Schmuckstücken, worin dieser edel gefärbte Stein verarbeitet wurde. Ich drücke mir die Nase platt, was ich nicht darf, und schaue nur und schaue. Ich will sie nicht haben diese wunderbaren Steine – aber es freut mich, dass es sie gibt. Eine Vitrine, wo Rubine und eine, wo Diamanten verschiedener Größe ausgestllt sind, vervollständigt die grandiose Juwelensammlung. Eine Unzahl von Diademen und Broschen, juwelengeschmückter Kästchen, Schwertgriffe und Kleingegenstände ergänzen das Programm und verbinden die Schönheit der Juwelen mit hohem handwerklichen Können.
Kiani Krone |
Pahlevi Krone |
Eine Besonderheit im historischen Sinn ist die Kiani-Krone. Sie wurde für den Qadjarenherrscher Fath Ali Shah geschaffen, der sie bei seiner Krönung trug; ein Vorbild, dem alle qadjarischen Könige folgten. Ein sehr massiv wirkender zylindrischen Hauptteil endet nach oben in dreieckigen Zacken, die einen kugeligen Einsatz umfassen. Der Schaft der Krone ist flächig und lückenlos mit Perlen und unterschiedlichen Edelsteinen aller Größen bedeckt. An der Vorderseite ist oben, zwischen zwei Zacken, ein ebenfalls vollständig mit Juwelen besetztes, federbuschartiges Schmuckelement angebracht und der kuppelartige Einsatz mit einem Smaragdstrauß bekrönt. Insgesamt wirkt die Krone plump und schwer und es ist sehr einleuchtend, dass die Pahlevis nach einer eigenen Krone strebten. Die Pahlavi- Krone, die der Vater des letzten Schahs anfertigen ließ, ist eine direkte Weiterentwicklung der Kiani-Krone. Um ein ballonartiges, rotes Innenteil legt sich ein filigran gearbeiteter, oben in vier ausladenden, getreppten Zinnen auslaufender Kranz aus Gold und Silber, in den Diamanten, Smaragde, Saphire und Perlen gefasst sind. Aus der Zinne an der Stirnseite wächst ein von juwelenbesetzten Goldbändern gehaltener Schwanenfederbusch. Diese Krone wirkt sehr fein und in ihren Proportionen gelungen, was man von dem Diadem der letzten Kaiserin, Farah, nicht behaupten kann. Obwohl ein faszinierender Diamant die vordere „Diademzacke“ schmückt, wirkt das Diadem insgesamt zu schwer und protzig.
Ich wandere durch den Raum und überlege immer wieder, wohin ich meine Augen richten soll - weil es hier nicht um bloßes Sehen, sondern um Erleben und innere Resonanz geht.
Nationalmuseum
Schweren Herzens nehme ich vom Darya-ye Nur-Diamant Abschied, um die letzte Station unseres Tagesprogramms, Das Nationalmuseum aufzusuchen. Die Eingangspforte des Museums, das 1937 eröffnet wurde, umschließt ein riesiger Iwan aus gebrannten Ziegeln.
Ein Nationalmuseum verwaltet normalerweise die wichtigsten Zeugnisse der historischen Vergangenheit. So auch hier: nur dass Persiens vorislamische Geschichte einen unglaublich weiten Bogen umspannt, der von der vor- und frühgeschichtlichen Epoche über die elamitische Vergangenheit (ab 2500 vor Christus) bis in die Zeit der arabischen Eroberungen im siebenten nachchristlichen Jahrhundert reicht.
Dazu möchte ich Jason Elliott zu Wort kommen lassen, der in seinem „Persien, Gottes vergessener Garten“ über das Museum schriebt: Die kümmerliche Darstellung ihrer Vergangenheit im National-Museum „enttäuscht jedes Auge, das nicht gelernt hat, sich am Anblick von Tonscherben und neolithischen Bronze-Artefakten zu laben. Einige außergewöhnliche Ausstellungsstücke sind immerhin vorhanden: eine kopflose Kolossalstatue des Archämenidenkönigs Dareius, die in Ägypten entstand und ein Widmung in Keilschrift trägt; ein Fragment einer monumentalen Treppe aus dem Palast des Xerxes aus Persepolis; eine Bronzefigur eines parthischen Edlen; ein steinernes Kapitell aus Susa in Form einer antithetischen Doppelfigur eines Stiers; ein rätselhafter Molosserhund aus glänzendem schwarzen Marmor; und die undatierten Überreste eines prähistorischen Wanderers, der in einem Salzbergwerk mumifiziert wurde.“
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Elliot hat recht. Viel ist es nicht, womit hier persische Geschichte dokumentiert wird – doch blieben mir einige Einzelheiten in Erinnerung, die mich in ihrer Besonderheit erfreuten: z.B. die mit Steinböcken gezierten Tongefäße, die aus der protoiranischen Zeit erhalten blieben und ebenso die charakteristischen Schnabelkannen und die zoomorphen Keramikgegenstände, die durch ihre liebevolle Gestaltung bezaubern.
Beeindruckend auch die aus Terrakotta hergestellte, halblebensgroße Stierplastik, die an griechische Vorbilder erinnert. Diese Stiergestalt ist allerdings schon in elamitischer Zeit entstanden, also mehr als tausend Jahre früher.
Das Audienzrelief des Darius besticht durch die Sorgfalt, womit die einzelnen Figuren und Gegenstände aus dem Stein herausgearbeitet sind. Ursprünglich war das Relief unter dem Treppenaufgang des Apadana (Empfangspalast) in Persepolis angebracht; später ließ es Xerxes im Schatzhaus unterbringen und von dort kam es direkt ins Nationalmuseum.
Das Relief entspricht in gewisser Weise schon einer festgelegten Ordnung: Darius sitzt am Thron, hinter ihm der Kronprinz Xerxes und vor ihm der Hofmarschall, der die Vertreter der Reichsvölker ankündigt.
Auf die Hammurabi Gesetzesstele werfe ich noch beim Hinausgehen einen Blick – doch es freut mich nicht wirklich, weil es sich hier nur um eine Kopie handelt, während das Original im Louvre aufbewahrt wird.
Weitere Bilder vom Nationalmuseum sind an dieser Adresse zu finden: http://www.blog.de/media/photo/8/3270253#content
Unterwegs nach Kerman
Vom Flugplatz werden wir abgeholt und zur nahegelegenen Zitadelle von Rajen gebracht. Es ist ein großangelegter Bau, umgeben von einer hohen zinnenbewehrten Mauer, die von mächtigen Rundtürmen an vier Ecken beschirmt wird.
Wir halten vor der eindrucksvollen Anlage und wandern hinauf zum mächtigen Eingangstor. Dahinter folgen wir einem schmalen Korridor, der rechter Hand von einem säulengetragenen Portikus begrenzt wird. Durch die Anlage führen schmale Gassen, die letztendlich auf einem größeren Platz vor dem Gouverneurspalast münden. Ich trenne mich von meiner Gruppe und versenke mich in den Anblick der Dachlandschaft, die durch ihre unregelmäßige Anordnung von flachen Kuppeln Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Ich könnte hier lange verweilen, aber ich bin der Gruppe verpflichtet und muss wieder hinunter.
Jetzt verliere ich mich im Gouverneurspalast, der sichtlich vor kurzem erst restauriert wurde. Ich suche meine Leute und begegne dabei einer Gruppe von Männern, die mich mit unverhohlener Neugier mustern: Weil ich hier allein herumlaufe? Weil ich ausländisch aussehe? Weil ich nicht standesgemäß gekleidet bin?
Ich weiß es nicht – ist mir auch egal...
Später erklärt uns Masoud den Bauplan des inneren Palastes, der sich in vier Bereiche gliedert und für jede Jahreszeit besondere Wohnräume vorsieht, die jeweils um einen offenen Innenhof mit einem großen flachen Wasserbecken angeordnet sind. Je nach Bedarf, wohnte man im Winter in den sonnenbegünstigten Räumen oder in den kühlen schattigen Räumen im Sommer. Die frisch renovierten Räume wirken kalt und glatt auf mich – ganz anders als die abgewrackten Lehmhütten, die sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs befinden. Mir gefällt die Patina des einstigen Lebens auf den stumpfen dachlosen Mauern.
Hier wurde gelebt und menschliche Energie gesammelt, die bis heute spürbar ist. Dasselbe gilt auch für den kleinen Vorhof der Zitadelle, wo Hühner gehalten werden und Haustauben herumflattern. Wieder fehlt die Zeit zum Spüren und Verweilen und ich beneide die drei traurig blickenden Männer, die an den inneren Stützmauern des Eingangstores gelehnt, ihre Körper und Gesichter der Sonne darbieten. Wahrscheinlich beneiden sie ihrerseits uns westliche Touristen, die ungehindert und frei herum fahren können, wo immer sie wollen...
Mahan
Draußen am Vorplatz der Zitadelle wartet Mohammad unser Fahrer mit Tee und Süßigkeiten auf uns. Zum ersten Mal genießen wir seine rührende Gastfreundschaft, die uns später immer wieder über Hungerphasen retten wird, weil unser Programm so dicht ist, dass uns keine Zeit zum Mittagessen bleibt...
Unser nächstes Ziel ist Mahan, ein einfaches Gebirgsdorf, persischer Prägung, wo in der Ortsmitte das Denkmal des unbekannten Bergsteigers prangt. (Wir waren zu schnell unterwegs, um dieses bizarre Denkmal zu fotografieren.)
Das eigentliche Ziel unseres Besuches in Mahan ist das Mausoleum des Shah Nematollah Vali. Er war Sufimeister und Gründer des "Nematollah - Sufiordens", starb hier 100jährig und wurde hier auch begraben. Das Mausoleum, das von Ahmad Shah aus der Bahamanen-Dynastie 1437 gestiftet wurde, erhielt durch Umbauten in safawidischer und qadjarischer Zeit seine heutige Gestalt. Wir betreten zunächst einen großen quadratischen Innenhof, in dessen Mitte ein Wasserbecken unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Wasser ist gefroren und das Eis in Schollen zerbrochen, die unordentlich im Becken herumliegen. Der zweite Blick umfasst die hohen Arkadengänge die den Hof an allen vier Seiten flankieren. Der Eingangsiwan zum Grab fasziniert durch Stalakiten-dekoration und üppigen Kachelschmuck, dem wir hier zum ersten Mal begegnen. Daneben verdienen die schlanken – nach oben mit bändernden Kacheln geschmückten Minarette unsere uneingeschränkte Bewunderung. Im Innern des Grabmals erhebt sich eine Kuppelkonstruktion, die mit feinen Pflanzenmotiven bemalt ist. Darunter ein riesiger Sarkopagh, der die sterblichen Überreste des Sufimeisters birgt.
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Wir wandern ganz ehrfurchtsvoll umher und gelangen schließlich in einen kleinen Raum, den Mazoud als Meditationsraum bezeichnet. Hier ziehen sich die Sufimeister zurück, wen sie ihre vierzigtägigen „Exercitien mit Fasten und Beten“ halten.
Der Raum ist fast vollständig mit Ornamenten von tiefer Symbolik ausgemalt. An der Decke kreist das Weltenrad um die Sonne – an den Wänden erscheint immer wieder ein Schwert mit zwei Spitzen. Es ist gemütlich hier drinnen, wo sich zwei junge Iranerinnen zum Schulaufgabenmachen zurückgezogen haben. Als Masoud im Überschwang seiner Begeisterung das Kosmische Rad zu einem christlichen Symbol hochstilisieren will – verlasse ich den Raum und sehe mich draußen um und bemerke einen jungen Mann, der neben der Elektroheizung unter dem Bild von Khomeini seinen Koran liest.
Die Mädchen machen im Medidationsraum Aufgaben und der junge Mann liest in der hässlichsten Ecke des berühmten und wunderschönen Gebäudes seinen Koran: Widerspruch einer ganz eigenen Art.
In den Nebenräumen finden sich noch die Gräber von Schülern und Verwandten des Sufiheiligen und an einer Seitenwand eine Reihe von eindrucksvollen Plakaten, die man aus Europa kommend, nie hier vermuten würde. Die Bilder sprechen für sich und mir wird schlagartig bewusst, das der Religion des Islam keineswegs eine einheitliche Wert- und Weltauffassung entspricht. Die geistige Ausrichtung des Sufismus hat sichtlich auch ihre Probleme mit dem politischen Engagement bestimmter islamischer Gruppen – was in den Plakaten deutlich zum Ausdruck kommt.
Wir verlassen das Innere des Nematollah Grabmals und wandern auf den großen Platz hinaus, der einen Blick auf die gesamte Anlage erlaubt. Und dieser Blick ist atemberaubend. Die Kraft und Schönheit der Kuppel, die mit sternförmig angeordneten Kacheln geschmückt ist, die sich nach oben verkleinern – ist ein architektonischer Wurf der Superklasse.
Und dass die kleinen Kuppel in kontrastierenden Terrakottafarbe belassen wurden und dadurch wie ein schlichter Rahmen die Schönheit der Kuppeln und der Minarette noch erhöht, was soll man dazu noch sagen?
Kerman
In Kerman besuchen wir die Freitagsmoschee und den Alten Basar. Es ist fünf Uhr Nachmittag und die Sonne bereits hinter den Bergen verschwunden, als wir den äußeren Gang zur Freitagsmoschee hinabgehen, wodurch das Fotografieren von großen Flächen, sehr erschwert wird. Es ist die erste Großanlage einer Moschee, die wir hier betreten. Die klassische Vier-Iwan-Moschee wurde im Jahr 1349 unter den Muzaffariden erbaut und während der safawidischen Epoche (1501-1722) und unter der Qadjaren-Dynastie restauriert, verschönert und ausgebaut.
Unterwegs nach Yazd
Mit der Religion Zarathustras (griech: Zoroastrismus) habe ich mich schon vor der Reise eine wenig beschäftigt. Ich wusste von ihrem Gründer Zarathustra, dessen Name im philosophischen Werk von Friedrich Nietzsche ein sehr vornehme Rolle spielt, indem er Nietzsches philosophisches Gedankengut als Vermittler zum Ausdruck bringt. (sh. Friedrich Nietzsche "Also sprach Zarathustra")
Zarathustras Herkunft ist umstritten – sicher ist nur, dass die von ihm begründete Religion, deren Lehre im heiligen Buch „Avesta“ zusammengefasst wurde, im Iran seit den Achämeniden beheimatet ist. Das Buch „Avesta“ ist heute nur noch in Teilen erhalten, drei Viertel seiner Texte gingen im Laufe der Jahrhunderte und vor allem durch Kriegsereignisse verloren. Das Original enthielt u.a. die Gathas, die wortgetreu niedergelegten Weisheiten des Propheten Zarathustras, ein anderer Teil beschreibt das altiranische Götterpantheon, enthält Götter- und Schöpfungsmythen.
Die Basis des zoroastrischen Religion ist der altiranische Glaube an ein Götterpantheon, dem als oberster Gott Mithras vorstand und dem sowohl Ahura Mazda als auch die Göttin Anahita angehörten. Durch Zarathustra wurde Ahura Mazda zum alleinigen Gott erhoben, dem allwissenden Schöpfer und dem Herrn der Weisheit. Ahura Mazda verkörpert das Gute und das Licht; sein Gegenpol des Bösen und der Finsternis ist Ahriman. Der Mensch kann sich in seinem Leben zwischen Gut und Böse entscheiden; wählt er den Weg des Guten, kommt er nach seinem Tod ins Paradies, wählt er das Böse, droht ihm die Hölle. Von daher ist einer die wichtigsten Glaubensmaxime der Zoroastrier die „Reinheit des Sagens, Handelns und Denkens“.
Feuer, Erde, Wasser und Luft werden im Zoroastrismus als heilig angesehen und müssen vor Verunreinigung geschützt werden. Dabei kommt dem Feuer als Symbol des Guten, des Lichts und der Reinheit eine besondere Funktion zu. In den Tempeln brennt das ewige Feuer; es musste ständig unterhalten werden und darf nicht verlöschen. Kultischen Handlungen, die mit dem Feuer zu tun hatten, durften ausschließlich von den zuständigen Priestern ausgeführt werden.
Aus der Pflicht die vier heiligen Elemente rein zu erhalten, erwächst der etwas makaber anmutende Totenkult der Zoroastrier. Leichen sind grundsätzlich unrein und dürfen deshalb nicht in Erde und Wasser bestattet oder im Feuer verbrannt werden. Ursprünglich wurden die Leiber der Könige in Steinsarkophage gebettet und in Grüften beigesetzt, die man an hochgelegenen Plätzen aus dem Fels geschlagen hatte. Die Fassaden der Gräber wurden an der Außenseite reich geschmückt, wovon die Königsgräber von Naqsh-e Radjab bis heute Zeugnis geben.
Ab islamischer Zeit setzte man die Leichen, nach einer umfangreichen kultischen Behandlung, auf den weit außerhalb der Stadt gelegenen Türmen des Schweigens den Geiern aus, die das Fleisch von den Knochen abnagten. Die sauberen Gebeine wurden wieder eingesammelt, mit Wachs behandelt und in kleine in den Fels eingesenkte Höhlungen gelegt. Dieser Praxis wurde 1970 per Gesetz und aus hygienischen Gründen ein Ende bereitet, weil die Geier Leichenteile auch über besiedeltem Gebiet fallen ließen. Seit dieser Zeit müssen die Zoroastrier ihre Toten, wie alle anderen Religionsgemeinschaften im Iran auch, auf Friedhöfen und in Erde beisetzten. Um die fruchtbaren Erde zu schützen, werden die Toten in Betonsärgen bestattet.
Wir betreten das Eingangsareal der alten Zoroasterviertel von Kerman, das von einem, malerisch gekleideten alten Mann „bewacht“ wird. Er trägt über seinem verwaschenen Hemd eine breite gelbe Schärpe, die seinem Auftreten einen bizarren Reiz verleiht. Er hat keine Tickets zu verkaufen, sondern „ist nur da“. Die Jugendlichen, die mit ihren übertrieben lauten Mopeds die Hügel der alten Siedlung auf-und abfahren, tragen vermutlich kaum zur Erhaltung der alten mühsam restaurierten Gebäude bei ---Aber was will man machen? Der alte Mann legt es sich mit den Burschen nicht an, weil es sinnlos wäre.
Zunächst besuchen wir einen der restaurierten Feuertempel, wo uns Masoud im Zentrum des viereckigen Gebäudes erklärt, wo das heilige Feuer gebrannt hat und die Vorbereitungen zur Bestattung erfolgten. Anfangs folge ich den Erklärungen nur mit halben Ohr, weil die Mopeds meine Ohren mit knatterndem Lärm zudröhnen – und sehr viel später begreife ich, wieso der Priester mit Mundschutz und Handschuhen, seiner liturgischen Handlungen am Toten nachging. Die Priester zerlegten die Toten, bevor sie in die Geiergrube auf der Plattform der Türme des Schweigens gelegt wurden. Jetzt verstand ich auch, warum nur die engsten Familienmitglieder bei dieser Zeremonie dabei sein durften. Dieser Akt setzte starke Nerven bei den Zuschauern voraus.
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Oben angekommen, auf der Plattform des ersten Turmes gibt es keine sichtbare Spuren, die den makabren Totenkult erahnen lassen. Wind, Wasser und große Zeiträume haben sie verwischt die Spuren einer religiösen Praxis, die in einem aufgeklärten Bewusstsein nur Scheu und Abwehr erwecken kann.
Yazd
Es ist die schiitische Religionsauffassung, die in Persien vorherrscht und die ihren Imanen treu ergeben ist. Daher finden sich in den Moscheen auch immer wieder Kopien des Gemäldes, das den Tod des Iman Husains zum Thema hat und ich kann mir auch erklären, dass Prozessionen zu Ehren von Imanen abgehalten werden können. Im Augenblick ist der Rasen vor dem wunderschönen Portalbau mit Reklamezettel für ein Fitnesscenter übersät. Offensichtlich scheint der Sport - und Schlankheitstrend auch hierher seine Fühler auszustrecken. Es ist warm und angenehm hier und wir setzen uns auf eine Bank und rauchen, argwöhnisch beobachtet von zwei schwarz gekleideten jungen Männern, die offensichtlich unser Verhalten stark missbilligen.
Teile der Stadtmauer in Yazd | Badgire über einem Kühlhaus in Yazd |
Portal mit Klopfer für männliche und weibliche Gäste
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Inneres des sog. Alexander Gefängnisses |
Unterwegs nach Pasargadä
Persepolis
Sowohl an der Ost- als auch an der Nordseite führten aufwendig mit Reliefs verzierte Treppen zur Empfangshalle hinauf. Die Aufgänge bestanden jeweils aus einer Innentreppe, deren beide Treppenläufe entlang der Turmwände von beiden Seiten her in die Vorhalle führten, und aus einer parallel dazu ausgerichteten Außentreppe, die vor die Mitte der Innentreppe gelegt war. Die Innenwände der mit Stufenzinnen bekrönten Balustraden sind bei der Außen- wie auch der Innentreppe des Ostaufganges mit Reliefs verkleidet. Die Reliefs vor der Ostseite gleichen im wesentlichen denjenigen, die die Treppenaufgänge der Nordhalle schmücken, sind jedoch qualitätvoller und besser gearbeitet. Deshalb ist anzunehmen, dass der Hauptzugang zum Apadana an der Ostseite lag. Auf jeder Stufe ist ein lanzentragender Soldat der unsterblichen Garde abgebildet, einer königlichen Elitetruppe, die stets aus 10 000 Mann bestehen musste. Im Mittelfeld der trapezförmigen Stirnseite der Außentreppe sieht man zwei aufeinander zuschreitende Gruppen von jeweils vier Lanzenträgern; zwei von ihnen tragen persische und zwei medische Tracht. Darüber verläuft ein Fries mit floralen Elementen und der geflügelten Sonnenscheibe Ahura Mazdas, flankiert von menschenköpfigen, sphinxartigen Mischwesen, die ein Pranke wie zum Gruß erheben. Diese Platten ersetzen eine Darstellung des thronenden Darius, das sich heute im Nationalmuseum befindet.
Die Außentreppe unterteilt die Fassade der Innentreppe in zwei gleichgroße und identisch gegliederte Flächen, die jedoch unterschiedliche Reliefdarstellungen tragen. Auf dem dreieckigen Element an beiden Seiten ist ein dreieckiges Bildfeld mit der Darstellung eines reißenden Löwen abgeteilt, darüber verläuft ein schräger Fries an der Außenseite der Treppenbalustrade. Auf der Fassade des nördlichenen Treppenlaufs sind Baumreihen abgebildet, auf der Fassade der südlichen, fügen sich die dargestellten Figuren in das Bildprogramm der inneren Treppen anlage ein. Am nördlichen Treppenlauf sind ausschließlich Angehörige des Iranshar -Adels abgebildet, abwechselnd in persischer ( hohe kannelierte Kopfbedeckung und langes in Falten fallendes Schalgewand) und medischer Tracht(runde Filzkappe, Hose mit kurzem Chiton und manchmal mit langem Umhang darüber). Die nach vorne ausschreitenden Figuren stehen alle untereinander in Verbindung und unterhalten sich. Die sorgfältig frisierten Bärte und die Halsketten, Ohrringe und Halsketten weisen sie als Angehörige des Iranshahr-Adels aus. Insignien ihrer hohen Stellung sind die Lotusknospen, die sie in Händen halten...(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)
Gesamtansicht der Osttreppe zur Apadana von der linken Seite aus gesehen
Aufgang der Osttreppe zur Apadana: von rechts - Schmuckfries mit Bäumen - Stier und Löwe -Leibgarde
Mitglieder der Unsterblichen Garde | Angehörige des Iranshah-Adels |
Löwe, der einen Stier reißt - Symbol für die wechselnden Jahreszeiten |
Die folgenden Bilder sind Detailaufnahmen von der linken Seite der Osttreppe, wo die verschiedenen Völker und Stämme abgebildet sind, wie sie am Neujahrsfest dem achämenidischen Herrschern ihre Geschenke und Tribute präsentieren. Die Tributzahlung der verschiedenen Völkerschaften wurde hier für die damalige Gegenwart und für die Zukunft, die bis in unsere Tage reicht, im Steinrelief verewigt. So, als ob die Archämenidenkönige ihre Herrschaft für immer festhalten wollten, weil sie in Stein gemeißelt wurde.
Uns fehlt die Zeit zu einer wirklich genauen Betrachtung der feingearbeiteten Gruppen, die ihre Gaben dem Archämenidenkönig präsentieren. Doch sehr bald wird uns die Prozessionsordnung klar, wo jeweils ein medischer oder persischer Würdenträger die Gruppen anführt und durch Zypressen die einzelnen Abordnungen getrennt werden. Es erscheint mir nicht sehr sinnvoll eine Aufzählung der Gruppen, wie sie so hinaufwandern, niederzuschreiben. Das findet sich in jedem Reiseführer. Mir erscheint wichtig die unglaubliche Lebendigkeit und hohe Kunst der Handwerker zu dokumentierenn, die ihresgleichen sucht. Lange bin ich betrachtend und mit großer Freude vor den Reliefs gestanden, habe bewundert und fotografiert – weil im Foto die Einzelheiten besser festzuhalten sind, die sich dem direkten Blick nur bei langer Betrachtung enthüllen.
MEDER | |
ELAM 1 | |
ELAM 2 | |
AREIER | |
BAKTRIEN | |
SAGARTIER | |
ARMENIER | |
ASSYRER | |
SKYTHEN | |
QANDHARER |
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LYDIER | |
IONIER |
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ARABER |
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SARANGER |
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LYBIER |
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ÄTHIOPIER |
Zentrum des achsensymmetrisch angelegten Gebäudes ist eine rechteckige Halle mit 12 Säulen in der Mitte. Die Laibungen und Türstürze der Eingänge, sowie die Fensteröffnungen wurden aus Stein gearbeitet und sind im ägyptischen Stil gehalten. An den Türlaibungen in der Nord-und Südwand sind Reliefs angebracht, die Darius I. beim Betreten bzw. Verlassen des Saals darstellen. Zwei Diener halten entweder einen Sonnenschirm über den Kopf des Königs und /oder verscheuchen mit einem Wedel Fliegen. Schmuck und Krone des Königs waren ursprünglich mit Gold eingelegt, das bei der Plünderung durch Alexanders Heer herausgerissen wurde.
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Die Türlaibungen der West-und Ostwand tragen Reliefs mit der Darstellung von königlichen Helden im Kampf mit mythischen Mischwesen. Im anschließenden Nordtrakt befanden sich die Privatgemächer des Königs, erkannbar an den Dienern, die in den Türlaibungen dargestellt sind, wie sie Salb- und Weihrauchgefäße , ein Handtuch oder einen Kohleneimer herbeitragen....(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)
Im Süden verbindet ein schmaler Gang mit zwei Treppen den Wohnpalast mit dem L-förmig angelegten Haremstrakt, dem Wohnbereich der Frauen des Königs. Nur dieser Trakt wurde wieder aufgebaut und beherbergt heute ein kleines Museum, wo unterschiedliche Fundstücke zusammengetragen sind. Als interessantestes Exponat erscheint mir ein Keilschrifttext, wo in gut altpersischer Manier sich der Herrscher selber sein Lob singt.
Thronsaal Xerxes I.
Der aus einer monumentalen Säulenhalle bestehende Bau steht - anders wie das Apadana - nicht auf erhöhtem Niveau. Über zehn Reihen mit jeweils zehn 14 m hohen Säulen spanntesich eine 4600m2 große Decke. Die mit einer doppelten Säulenreihe ausgestattete, nach Norden weisende Vorhalle wurde auf jeder Seite von jeweils einer monumentalen Stierfigur gerahmt. In die Audienzhalle mit ihren gigantischen Ausmaßen führten zwei Portale, neben und zwischen denen die Wand mit Fenstern durchbrochen war
Eindrucksvoll und überwältigend erheben sich die gewölbten und runden Zacken und Rissen versehenen Felswände von Nagsh-e Rostam vor uns. Darin eingemeißelt, aber unerreichbar, die mächtigen Grabkreuze der Königsgräber. Wir wandern hinab und bewundern die Kaaba-ye Zardosht, einen wunderbaren, ebenmäßigen Bau, der mit seinen harmonischen Formen fasziniert und das Auge erfreut. Mazoud erklärt die verschiedenen Theorien um den Verwendungszweck des Baus. Man war versucht ihn als Kalender zu verstehen, oder auch als Ort zur Vorbereitung des Begräbnisrituals, das wir von den Türmen des Schweigens schon kennen. Doch neige ich persönlich eher zu der Überlegung, dass es ein Feuertempel gewesen sein könnte.
Die Gräber für die achämenidischen Könige wurden in die steil abfallende Felswand des Hossein Kuh geschlagen. Darunter haben sich sasanidische Herrscher mit acht Felsreliefs verewigt. Vor dem Areal der Felswand steht ein steinerner Turm, die sogenannte Kaaba-ye Zardosht . Alle vier Gräber sind älter als diejenigen von Persepolis und mit Sicherheit als Vorbilder für diese anzusehen.
Der aus hellen Steinquadern errichtete, ohne Mörtel verfugte, jedoch mit Steinklammern verfestigte turmartige Bau, der dem Grab 1 gegenüberliegt und Kaaba-ye Zardosht genannt wird, ist etwa 12 Meter hoch und von einem extrem flachen Walmdach gedeckt. Die vier Fassadenflächen, von vorkragenden Eckverstärkungen gerahmt, weisen ganz regelmäßig verteilte, schmale und hochrechteckige Vertiefungen auf. An drei Seiten sind jeweils sechs unterschiedlich große Scheinfenster aus schwarzem Stein in die Fassade eingelassen. Die Nordseite besitzt nur eine kleine Fensternische direkt oberhalb der auf halber Höhe gelegenen Eingangstür, zu der eine freistehende Treppenrampe hinaufführte. Innen gibt es nur einen einzigen Raum. An der Ost und Westwand des Baus gibt Shapur I. in Inschriften Rechenschaft über seine politischen und religiösen Taten, die von Katir, einem zoroastrischen Hohepriester kommentiert werden. Diese Texte gehören zu den wichtigsten Staatsinschrifetn der sasanidischen Zeit. Der Zweck des Baus ist umstritten, doch handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Feuerheiligtum.(nach Mahmuod Rashad "Iran" Dumont Reiseführer 1998)
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Die Göttin Anahita übergibt König Narseh den Herrscherring |
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Ahura Mazda übergibt König Ardeshir den Herrscherring |
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Triumph Shapurs über Valerian und Philipp Arabicus |
Da kaum Touristen hier sind, ist es still im Tal der Gräber und es gelingt mir den Hauch der Vergangenheit innerlich einzufangen was mit einer tiefen Freude verbunden ist. Am Kiosk gibt es zwar Packerl mit Neskaffee, aber kein heißes Wasser – so ist das hier einfach- aber die Leute sind lieb und ich kaufe ein Packerl Ansichtskarten.
Gemütliches Herumstehen, bis wir wieder aufbrechen, zurück nach Shiraz und dort zunächst zum Saadigrab.