Irene Kohlbergers SALVETE

Teheran bis Persepolis

 

Teheran und seine Museen

Teheran erleben wir im Blick aus dem Taxi und in den Innenräumen der Museen.

 

Reza-Abbasi Museum

Mit dem Reza-Abbasi Museum beginnt unser Tag, setzt sich fort im ehemaligen Sommerpalast des Schahs, umfasst das Teppich- und Juwelenmuseum und endet mit dem Nationalmuseum, dessen islamischer Trakt gerade restauriert wird.

Ein anspruchsvolles Programm, das unsere Aufmerksamkeit herausfordert.

Schon die Exponate des Reza-Abbasi Museums faszinieren mich so sehr, dass ich hier gut und gern Tage verbringen könnte. Im obersten Stock des Museums bestechen die künstlerisch hochstehenden Exponate nicht nur das Herz sondern auch die Fantasie. Hier findet man sie, die Becher und schön geformten Gewandnadeln, die goldenen Teller mit Löwen - oder Widderreliefs, als kleinen und kostbaren Vorgeschmack auf die Riesenmonumenten gleicher Provenienz in Persepolis. Unglaublich fein und sorgfältig gearbeitet, blähen sich hier die Nüstern eines Pferdekopfes, wehen goldene Haare und formen sich Ohren aus dünnem Goldblech. Gestaltet zur Augenfreude und erst in zweiter Linie zum praktischen Gebrauch erscheinen hier alle Gegenstände einen besonderen Zauber auszustrahlen, der über einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahre hinweg ungebrochen wirksam blieb.

        

 

In der islamischen Sammlung finden sich teils ausgesucht und schön gearbeitete Alltagsgegenstände, wie bemalte Tonkrüge, die durch erhabene Muster zusätzlich geschmückt sind – wir sehen bunte und lebendige Szenerien, auf Tonteller gemalt und in Relief gearbeitete Schwertgriffe.

Alles sehr anschaulich und ordentlich in Glasvitrinen präsentiert. 

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 Die Kraft und das Können der Miniaturmaler begegnet uns in einem der unteren Stockwerke. Hier könnte man lange stehen und betrachten. Die Einzelheiten „herausschauen“. Doch es bleibt kaum Zeit sie einmal kurz ins Auge zu fassen: die Illustrationen des Shahnameh- Epos, das uns hier zum ersten Mal begegnet und uns während der ganzen Reise begleiten wird.

                

Der Dichter Abol Qasim Mansur Firdowsi , um 932 bis 1026 – so genau weiß man das nicht – entstammte einer Landadelsschicht, deren Ahnen bis in mittelpersische Zeit zurückreichten. Daher waren in seiner Familie viele vorislamische Traditionen lebendig erhalten geblieben, die Firdowsi eine Grundlage für seine Sammlung alter iranischer Legenden und Überlieferungen schufen. Im Jahr 975 begann er mit der epischen Umsetzung dieser Geschichten. Länger als 30 Jahre arbeitet er an seinem Buch der Könige, dem „Shahnameh“, das in 50.000 Versen die Sagen und historischen Ereignisse von den Anfängen bis zur Eroberung Persiens durch die Araber zu einem homogenen Geschichtswerk verband. Der Held des „Shahnameh“ , um den sich zahlreiche Episoden ranken, ist Rostam, ein legendärer Fürst und Feldherr aus Zabolistan (heute Sistan). Das Werk begründete naturgemäß auch die persische Schriftsprache – es wurde sehr bald in eine Reihe von orientalischen und europäischen Sprachen übersetzt und immer wieder farbenreich illustriert.

Zuletzt bewundern wir die kalligraphischen Wunderwerke der orientalischen Schönschreiber, die mit großem Schwung ihre Buchstaben und gleichzeitig mit hoher Präzision zu Papier brachten. Auch dies gestaltete sich – wie wir später noch erkennen sollten – als kleiner Auftakt für jene, die wir später an den Wänden der Moscheen und der Grabdenkmäler wiederfinden.

              

Die Fahrt zum ehemaligen Sommerpalast des Schahs führte uns hügelauf in eine sehr belebte Gegend. Im Inneren der Gartenanlage tummeln sich einige Jünglinge – sichtlich im Auftrag eines Lehrers - die uns als seltsame Species von Touristen bestaunen, die offensichtlich ihren Abflug in wärmere Gebiete versäumt haben.

 

Sommerpalast des Schah - Saadabad Palastmuseum

Die Eingangshalle der Sommerresidenz besticht durch Großzügigkeit und Weite. Es ist ein klassizistisch gestalteter Raum, von europäischem Gepräge. Nur die riesigen, in einem Stück gearbeiteten Teppiche verraten orientalischen Hintergrund. Dasselbe gilt auch für die in verschiedenen Farben gehaltenen Salons und für das Speisezimmer. Alle diese Räume sind mit französischen Möbeln und Vorhängen ausgestattet – die mit Palastteppichen von großer Schönheit einen harmonischen Gesamteindruck ergeben.

 

Das Schlafzimmer von Farah, der letzten Kaiserin, ist ganz in Beige gehalten – und mit einem Tigerfell geschmückt. Das Schlafzimmer des Schah erweist sich als sehr spärlich möbliert und hat nur ein breiteres Sofa zum Schlafen. Das Doppelbett steht im Zimmer der Gattin.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns ein dünngewachsenes Wäldchen, das sich im Sommer zweifelsohne durch ein dichteres Blattwerk auszeichnet. Insgesamt erscheint es dem Auge des Mitteleuropäers aber herzlich dürftig als Hintergrund und Ambiente des mächtigsten Mannes im Reich. Doch der Wassermangel ist und bleibt eine bittere Gegebenheit dieses Landes, der auch durch moderne Technik nicht wirklich begegnet werden kann. 

 

Teppichmuseum

Vom Sommerpalast geht es weiter zum Teppichmuseum. Man darf hier fotografieren, aber ohne Blitz – was einleuchtet - weil gerade Naturfarben durch Licht sehr bald in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch hier fehlt die Zeit zum schauenden Versenken. Doch die wenigen hellen Augenblicke, die mir nach einer nahezu durchwachten Nacht volle Konzentration erlauben, schenken mir reine Freude. Zu schön sind diese Teppiche, die unterschiedlichste Symbole, Pflanzen- und Tiermotive in faszinierender Weise miteinander kombinieren, verschlingen und wieder entflechten und Teppichbilder voll Ausdruck und Tiefe gestalten. 

 

 

Nationales Juwelenmuseum  

Ja, und dann geht es in das Juwelenmuseum – das einzigartig ist in der ganzen Welt – und den Kronschatz von mehreren Generationen beherbergt. Unschätzbar ist der Wert der Juwelen, die in diesem rechteckigen Raum, der Nationalbank angeschlossen, untergebracht sind.

Ins Auge springen zunächst der Takht-e Naderi, ein mit Blattgold überzogener Thronsessel, in den 26 733 Edelsteine gefasst sind und ein Globus aus Feingold und Juwelen, der 1869 von Nasir al-Din Shah in Auftrag gegeben wurde. Erst später erfahre ich, dass dieses an sich unnütze Ding, das einen Durchmesser von 66 cm hat und mit 51 366 Edelsteinen besetzt ist, dazu geschaffen wurde, um losen Edelsteinen einen festen Halt zu geben...

Der vergoldete und juwelenbesetzte Thronsessel wird als der sagenumwobene Pfauenthron gehandelt. Dieses Stück wurde weder in Indien erbeutet, noch als Kopie eines indischen Urbildes hergestellt, sondern von Fath Ali Shah in Isfahan in Auftrag gegeben. Seinen Namen Pfauenthron trägt er deshalb, weil er angeblich für die Lieblingsfrau des Schah gefertigt wurde, die Tavus (Pfau) hieß. Aber auch das gehört in den Bereich der Legende. Sicher ist, dass der Thron, der sich in 12 Teile zerlegen lässt, bei Reisen über das Land mitgeführt wurde, um die Macht und das Ansehen des Shah zu unterstreichen. Mir imponieren weniger die Juwelen des Thrones, als die Kunstfertigkeit, womit dieses Stück entworfen und gestaltet wurde. Die geschwungene Lehne ist legendär – doch sind auch die Seitenwände mit wunderschönen Ornamenten geschmückt, die sich am Thronsockel fortsetzen. Amüsant sind auch die beiden Leoparden, die sich an der untersten Thronstufe  räkeln. Ich betrachte das Zauberding – spüre aber nur geistige Bewunderung – magische Kräfte strahlt hier ein anderer Gegenstand aus, der Darya-ye Nur- Diamant, der 2,5cm lang und 2 cm breit, als größter aus einem Stück geschliffener Diamant der Welt gilt. Er ruht in einer vollständig mit Brillanten besetzten rechteckigen, goldenen Krampenfassung, an deren Oberseite eine Krone prangt, die rechts und links von einem persischen Löwen mit Krummschwert flankiert wird. Es war das Lieblingsjuwel Nasir al-Din Shahs, der glaubte, er stamme aus der Krone des Achämenidenherrschers Kyros.

Drei oder viermal wandere ich immer wieder zu dem herrlichen Stein zurück und verstehe mich selbst nicht mehr. Ich, die keine Ringe, keine Ohrringe trägt – mich mit einer billigen Swatch begnüge – stehe plötzlich vor dem rosafarbenen Diamanten und schaue und schaue. Wie ein Magnet zieht dieser Diamant meinen Blick auf sich und erweckt in mir eine tiefe Faszination.

Eine ähnliche Faszination, aber viel weniger intensiv, geht für mich von Smaragden aus. Auch dieser Vorliebe wird hier ganz und voll Rechnung getragen. Eine Glasvitrine von etwa einem Kubikmeter Innenraum, beherbergt alle Größen von Smaragden und Schmuckstücken, worin dieser edel gefärbte Stein verarbeitet wurde. Ich drücke mir die Nase platt, was ich nicht darf, und schaue nur und schaue. Ich will sie nicht haben diese wunderbaren Steine – aber es freut mich, dass es sie gibt. Eine Vitrine, wo Rubine  und eine, wo  Diamanten verschiedener Größe ausgestllt sind, vervollständigt die grandiose Juwelensammlung. Eine Unzahl von Diademen und Broschen, juwelengeschmückter Kästchen, Schwertgriffe und Kleingegenstände ergänzen das Programm und verbinden die Schönheit der Juwelen mit hohem handwerklichen Können. 

Kiani Krone

Pahlevi KroneDatei:Pahlavi Crown.png

Eine Besonderheit im historischen Sinn ist die Kiani-Krone. Sie wurde für den Qadjarenherrscher Fath Ali Shah geschaffen, der sie bei seiner Krönung trug; ein Vorbild, dem alle qadjarischen Könige folgten. Ein sehr massiv wirkender zylindrischen Hauptteil endet nach oben in dreieckigen Zacken, die einen kugeligen Einsatz umfassen. Der Schaft der Krone ist flächig und lückenlos mit Perlen und unterschiedlichen Edelsteinen aller Größen bedeckt. An der Vorderseite ist oben, zwischen zwei Zacken, ein ebenfalls vollständig mit Juwelen besetztes, federbuschartiges Schmuckelement angebracht und der kuppelartige Einsatz mit einem Smaragdstrauß bekrönt. Insgesamt wirkt die Krone plump und schwer und es ist sehr einleuchtend, dass die Pahlevis nach einer eigenen Krone strebten. Die Pahlavi- Krone, die der Vater des letzten Schahs anfertigen ließ, ist eine direkte Weiterentwicklung der Kiani-Krone. Um ein ballonartiges, rotes Innenteil legt sich ein filigran gearbeiteter, oben in vier ausladenden, getreppten Zinnen auslaufender Kranz aus Gold und Silber, in den Diamanten, Smaragde, Saphire und Perlen gefasst sind. Aus der Zinne an der Stirnseite wächst ein von juwelenbesetzten Goldbändern gehaltener Schwanenfederbusch. Diese Krone wirkt sehr fein und in ihren Proportionen gelungen, was man von dem Diadem der letzten Kaiserin, Farah, nicht behaupten kann. Obwohl ein faszinierender Diamant die vordere „Diademzacke“ schmückt, wirkt das Diadem insgesamt zu schwer und protzig.

Ich wandere durch den Raum und überlege immer wieder, wohin ich meine Augen richten soll - weil es hier nicht um bloßes Sehen, sondern um Erleben und innere Resonanz geht.

 

Nationalmuseum

Schweren Herzens nehme ich vom Darya-ye Nur-Diamant Abschied, um die letzte Station unseres Tagesprogramms, Das Nationalmuseum aufzusuchen. Die Eingangspforte des Museums, das 1937 eröffnet wurde, umschließt ein riesiger Iwan aus gebrannten Ziegeln.

              

Ein Nationalmuseum verwaltet normalerweise die wichtigsten Zeugnisse der historischen Vergangenheit. So auch hier: nur dass Persiens vorislamische Geschichte einen unglaublich weiten Bogen umspannt, der von der vor- und frühgeschichtlichen Epoche über die elamitische Vergangenheit (ab 2500 vor Christus) bis in die Zeit der arabischen Eroberungen im siebenten nachchristlichen Jahrhundert reicht.

Dazu möchte ich Jason Elliott zu Wort kommen lassen, der in seinem „Persien, Gottes vergessener Garten“ über das Museum schriebt: Die kümmerliche Darstellung ihrer Vergangenheit im National-Museum „enttäuscht jedes Auge, das nicht gelernt hat, sich am Anblick von Tonscherben und neolithischen Bronze-Artefakten zu laben. Einige außergewöhnliche Ausstellungsstücke sind immerhin vorhanden: eine kopflose Kolossalstatue des Archämenidenkönigs Dareius, die in Ägypten entstand und ein Widmung in Keilschrift trägt; ein Fragment einer monumentalen Treppe aus dem Palast des Xerxes aus Persepolis; eine Bronzefigur eines parthischen Edlen; ein steinernes Kapitell aus Susa in Form einer antithetischen Doppelfigur eines Stiers; ein rätselhafter Molosserhund aus glänzendem schwarzen Marmor; und die undatierten Überreste eines prähistorischen Wanderers, der in einem Salzbergwerk mumifiziert wurde.“

 

    Elliot hat recht. Viel ist es nicht, womit hier persische Geschichte dokumentiert wird – doch blieben mir einige Einzelheiten in Erinnerung, die mich in ihrer Besonderheit erfreuten: z.B. die mit Steinböcken gezierten Tongefäße, die aus der protoiranischen Zeit erhalten blieben und ebenso die charakteristischen Schnabelkannen und die zoomorphen Keramikgegenstände, die durch ihre liebevolle Gestaltung bezaubern.

Beeindruckend auch die aus Terrakotta hergestellte, halblebensgroße Stierplastik, die an griechische Vorbilder erinnert. Diese Stiergestalt ist allerdings schon in elamitischer Zeit entstanden, also mehr als tausend Jahre früher.

             

Das Audienzrelief des Darius besticht durch die Sorgfalt, womit die einzelnen Figuren und Gegenstände aus dem Stein herausgearbeitet sind. Ursprünglich war das Relief unter dem Treppenaufgang des Apadana (Empfangspalast) in Persepolis angebracht; später ließ es Xerxes im Schatzhaus unterbringen und von dort kam es direkt  ins Nationalmuseum.

Das Relief entspricht in gewisser Weise schon einer festgelegten Ordnung: Darius sitzt am Thron, hinter ihm der Kronprinz Xerxes und vor ihm der Hofmarschall, der die Vertreter der Reichsvölker ankündigt.

          

                                                     

Auf die Hammurabi Gesetzesstele werfe ich noch beim Hinausgehen einen Blick – doch es freut mich nicht wirklich, weil es sich hier nur um eine Kopie handelt, während das Original im Louvre aufbewahrt wird.

Weitere Bilder vom Nationalmuseum sind an dieser Adresse zu finden: http://www.blog.de/media/photo/8/3270253#content

 

Unterwegs nach Kerman

 Vom Flugplatz werden wir abgeholt und zur nahegelegenen Zitadelle von Rajen gebracht. Es ist ein großangelegter Bau, umgeben von einer hohen zinnenbewehrten Mauer, die von mächtigen Rundtürmen an vier Ecken beschirmt wird.

                 

 Wir halten vor der eindrucksvollen Anlage und wandern hinauf zum mächtigen Eingangstor. Dahinter folgen wir einem schmalen Korridor, der rechter Hand von einem säulengetragenen Portikus begrenzt wird. Durch die Anlage führen schmale Gassen, die letztendlich auf einem größeren Platz vor dem Gouverneurspalast münden. Ich trenne mich von meiner Gruppe und versenke mich in den Anblick der Dachlandschaft, die durch ihre unregelmäßige Anordnung von flachen Kuppeln Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Ich könnte hier lange verweilen, aber ich bin der Gruppe verpflichtet und muss wieder hinunter.

                 

Jetzt verliere ich mich im Gouverneurspalast, der sichtlich vor kurzem erst restauriert wurde. Ich suche meine Leute und begegne dabei einer Gruppe von Männern, die mich mit unverhohlener Neugier mustern: Weil ich hier allein herumlaufe? Weil ich ausländisch aussehe? Weil ich nicht standesgemäß gekleidet bin?

Ich weiß es nicht – ist mir auch egal...

Später erklärt uns Masoud den Bauplan des inneren Palastes, der sich in vier Bereiche gliedert und für jede Jahreszeit besondere Wohnräume vorsieht, die jeweils um einen offenen Innenhof mit einem großen flachen Wasserbecken angeordnet sind. Je nach Bedarf, wohnte man im Winter in den sonnenbegünstigten Räumen oder in den kühlen schattigen Räumen im Sommer. Die frisch renovierten Räume wirken kalt und glatt auf mich – ganz anders als die abgewrackten Lehmhütten, die sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs befinden. Mir gefällt die Patina des einstigen Lebens auf den stumpfen dachlosen Mauern.

 

Hier wurde gelebt und menschliche Energie gesammelt, die bis heute spürbar ist. Dasselbe gilt auch für den kleinen Vorhof der Zitadelle, wo Hühner gehalten werden und Haustauben herumflattern. Wieder fehlt die Zeit zum Spüren und Verweilen und ich beneide die drei traurig blickenden Männer, die an den inneren Stützmauern des Eingangstores gelehnt, ihre Körper und Gesichter der Sonne darbieten. Wahrscheinlich beneiden sie ihrerseits uns westliche Touristen, die ungehindert und frei herum fahren können, wo immer sie wollen...

 

Mahan

Draußen am Vorplatz der Zitadelle wartet Mohammad unser Fahrer mit Tee und Süßigkeiten auf uns. Zum ersten Mal genießen wir  seine rührende Gastfreundschaft, die uns später immer wieder über Hungerphasen retten wird, weil unser Programm so dicht ist, dass uns keine Zeit zum Mittagessen bleibt...

Unser nächstes Ziel ist Mahan, ein einfaches Gebirgsdorf, persischer Prägung, wo in der Ortsmitte das Denkmal des unbekannten Bergsteigers prangt. (Wir waren zu schnell unterwegs, um dieses bizarre Denkmal zu fotografieren.)

Das eigentliche Ziel unseres Besuches in Mahan ist das Mausoleum des Shah Nematollah Vali. Er war Sufimeister und Gründer des "Nematollah - Sufiordens", starb hier 100jährig und wurde hier auch begraben. Das Mausoleum, das von Ahmad Shah aus der Bahamanen-Dynastie 1437 gestiftet wurde, erhielt durch Umbauten in safawidischer und qadjarischer Zeit seine heutige Gestalt. Wir betreten zunächst einen großen quadratischen Innenhof, in dessen Mitte ein Wasserbecken unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Wasser ist gefroren und das Eis in Schollen zerbrochen, die unordentlich im Becken herumliegen. Der zweite Blick umfasst die hohen Arkadengänge die den Hof an allen vier Seiten flankieren. Der Eingangsiwan zum Grab fasziniert durch Stalakiten-dekoration und üppigen Kachelschmuck, dem wir hier zum ersten Mal begegnen. Daneben verdienen die schlanken – nach oben mit bändernden Kacheln geschmückten Minarette unsere uneingeschränkte Bewunderung. Im Innern des Grabmals erhebt sich eine Kuppelkonstruktion, die mit feinen Pflanzenmotiven bemalt ist. Darunter ein riesiger Sarkopagh, der die sterblichen Überreste des Sufimeisters birgt. 

Wir wandern ganz ehrfurchtsvoll umher und gelangen schließlich in einen kleinen Raum, den Mazoud als Meditationsraum bezeichnet. Hier ziehen sich die Sufimeister zurück, wen sie ihre vierzigtägigen „Exercitien mit Fasten und Beten“ halten.

 

Der Raum ist fast vollständig mit Ornamenten von tiefer Symbolik ausgemalt. An der Decke kreist das Weltenrad um die Sonne – an den Wänden erscheint immer wieder ein Schwert mit zwei Spitzen. Es ist gemütlich hier drinnen, wo sich zwei junge Iranerinnen zum Schulaufgabenmachen zurückgezogen haben. Als Masoud im Überschwang seiner Begeisterung das Kosmische Rad zu einem christlichen Symbol hochstilisieren will – verlasse ich den Raum und sehe mich draußen um und bemerke einen jungen Mann, der neben der Elektroheizung unter dem Bild von Khomeini seinen Koran liest.

Die Mädchen machen im Medidationsraum Aufgaben und der junge Mann liest in der hässlichsten Ecke des berühmten und wunderschönen Gebäudes seinen Koran: Widerspruch einer ganz eigenen Art. 

In den Nebenräumen finden sich noch die Gräber von Schülern und Verwandten des Sufiheiligen und an einer Seitenwand eine Reihe von eindrucksvollen Plakaten, die man aus Europa kommend, nie hier vermuten würde. Die Bilder sprechen für sich und mir wird schlagartig bewusst, das der Religion des Islam keineswegs eine einheitliche Wert- und Weltauffassung entspricht. Die geistige Ausrichtung des Sufismus hat sichtlich auch ihre Probleme mit dem politischen Engagement bestimmter islamischer Gruppen – was in den Plakaten deutlich zum Ausdruck kommt.

Wir verlassen das Innere des Nematollah Grabmals und wandern auf den großen Platz hinaus, der einen Blick auf die gesamte Anlage erlaubt. Und dieser Blick ist atemberaubend. Die Kraft und Schönheit der Kuppel, die mit sternförmig angeordneten Kacheln geschmückt ist, die sich nach oben verkleinern – ist ein architektonischer Wurf der Superklasse.

 

Und dass die kleinen Kuppel in kontrastierenden Terrakottafarbe belassen wurden und dadurch wie ein schlichter Rahmen die Schönheit der Kuppeln und der Minarette noch erhöht, was soll man dazu noch sagen?

 

Kerman

In Kerman besuchen wir die Freitagsmoschee und den Alten Basar. Es ist fünf Uhr Nachmittag und die Sonne bereits hinter den Bergen verschwunden, als wir den äußeren Gang zur Freitagsmoschee hinabgehen, wodurch das Fotografieren von großen Flächen, sehr erschwert wird. Es ist die erste Großanlage einer Moschee, die wir hier betreten. Die klassische Vier-Iwan-Moschee wurde im Jahr 1349 unter den Muzaffariden erbaut und während der safawidischen Epoche (1501-1722) und unter der Qadjaren-Dynastie restauriert, verschönert und ausgebaut.

              

Wir wandern herum und fotografieren, weil zum Anschauen kaum Zeit bleibt, weil das Abendgebet bald beginnen wird. Die Einladung des Muezzin tönt über den Platz und ich versuche die Atmosphäre ein wenig einzufangen. Er singt wunderschön und melodisch (ganz anders und künstlerischer als z.B. in Ägypten und Marokko) und ich verstehe sehr gut, dass der Muezzin einen besonderen Platz in der islamischen Gesellschaft einnimmt.
 
Von der Freitagsmoschee geht es entlang einer alten Häuserzeile hinunter zum  Alten Basar. Ein großer Teil der mit Ziegelgewölben gedeckten Basargassen und der Chahar Suq, der überkuppelte Hauptplatz des Hauptplatzes, stammen noch aus safawidischer Zeit. Es ist der erste Basar unserer Reise und es braucht einige Zeit, bis wir uns an den Trubel hier gewöhnen. Das Angebot der Händler ist auf die Bedürfnisse der Stadtbevölkerung ausgerichtet.
Es gibt die malerisch angeordneten Gewürze, Obst in Hülle und Fülle und daneben Kleidung, Schmuck, Schuhe und Kinderspielzeug in bunter Ordnung. Darüberhinaus gibt es viele Läden, die Stoffe für Anzüge und Frauenkleidung anbieten. Daraus schließe ich, dass es neben der Konfektionskleidung, die einen deutlichen Stempel ihrer chinesischen oder koreanischen Herkunft trägt, auch noch viel selber genäht wird.
  
 
 
Die Atmosphäre des Basars ist trotz der vielen Leute angenehm und ruhig. Die Verkäufer stehen wartend da – wirken weder aufdringlich noch unfreundlich. Wir fallen als Touristen schon auf, werden manchmal kurz gefragt, woher wir kommen – was manchmal zu Konfusionen mit Australien führt, weil sie Österreich vor allem als Autriche zu kennen scheinen.
Wir geben unsere ersten Riad aus und zwar, wie nicht anders zu erwarten, für Süßigkeiten, Nüsse und Obst.
Später wandern wir aus dem Basar hinaus auf einen freien Platz, der von kleinen Handwerksbetrieben umgeben ist. Hier werden nach alter Tradition Eisenwaren erzeugen, die im vorderen Bereich der Räume und in der überdachten Galerie zum Kauf angeboten werden.
 
 
              
  
Unser letzter Besuch für heute gilt einem Badehaus, Hammam-e Wakil der frühen qadjarischen Epoche (Ende 18.Jh), in dessen Warmbereich heute ein traditionell eingerichtetes Restaurant untergebracht ist.
 
               
   
Leider ist das Restaurant für heute Abend an eine geschlossenen Gesellschaft vermietet, d.h. dass wir uns nach einigen Fotos wieder verabschieden müssen. An der Tür treffen wir ein Gruppe Italiener, die ebenso unentwegt wie wir, mitten im Winter die Kunstschätze Irans besucht. Ich habe sie schon am Flughafen in Istanbul bemerkt, da sie nicht unbedingt zu den Wartenden gehören, die sich leise und bescheiden im Hintergrund halten.
 

Unterwegs nach Yazd

Mit der Religion Zarathustras (griech: Zoroastrismus) habe ich mich schon vor der Reise eine wenig beschäftigt. Ich wusste von ihrem Gründer Zarathustra, dessen Name im philosophischen Werk von Friedrich Nietzsche ein sehr vornehme Rolle spielt, indem er Nietzsches philosophisches Gedankengut als Vermittler zum Ausdruck bringt. (sh. Friedrich Nietzsche "Also sprach Zarathustra")

Zarathustras Herkunft ist umstritten – sicher ist nur, dass die von ihm begründete Religion, deren Lehre im heiligen Buch „Avesta“ zusammengefasst wurde, im Iran seit den Achämeniden beheimatet ist. Das Buch „Avesta“ ist heute nur noch in Teilen erhalten, drei Viertel seiner Texte gingen im Laufe der Jahrhunderte und vor allem durch Kriegsereignisse verloren. Das Original enthielt u.a. die Gathas, die wortgetreu niedergelegten Weisheiten des Propheten Zarathustras, ein anderer Teil beschreibt das altiranische Götterpantheon, enthält Götter- und Schöpfungsmythen.

Die Basis des zoroastrischen Religion ist der altiranische Glaube an ein Götterpantheon, dem als oberster Gott Mithras vorstand und dem sowohl Ahura Mazda als auch die Göttin Anahita angehörten. Durch Zarathustra wurde Ahura Mazda zum alleinigen Gott erhoben, dem allwissenden Schöpfer und dem Herrn der Weisheit. Ahura Mazda verkörpert das Gute und das Licht; sein Gegenpol des Bösen und der Finsternis ist Ahriman. Der Mensch kann sich in seinem Leben zwischen Gut und Böse entscheiden; wählt er den Weg des Guten, kommt er nach seinem Tod ins Paradies, wählt er das Böse, droht ihm die Hölle. Von daher ist einer die wichtigsten Glaubensmaxime der Zoroastrier die „Reinheit des Sagens, Handelns und Denkens“.

Feuer, Erde, Wasser und Luft werden im Zoroastrismus als heilig angesehen und müssen vor Verunreinigung geschützt werden. Dabei kommt dem Feuer als Symbol des Guten, des Lichts und der Reinheit eine besondere Funktion zu. In den Tempeln brennt das ewige Feuer; es musste ständig unterhalten werden und darf nicht verlöschen. Kultischen Handlungen, die mit dem Feuer zu tun hatten, durften ausschließlich von den zuständigen Priestern ausgeführt werden.

Aus der Pflicht die vier heiligen Elemente rein zu erhalten, erwächst der etwas makaber anmutende Totenkult der Zoroastrier. Leichen sind grundsätzlich unrein und dürfen deshalb nicht in Erde und Wasser bestattet oder im Feuer verbrannt werden. Ursprünglich wurden die Leiber der Könige in Steinsarkophage gebettet und in Grüften beigesetzt, die man an hochgelegenen Plätzen aus dem Fels geschlagen hatte. Die Fassaden der Gräber wurden an der Außenseite reich geschmückt, wovon die Königsgräber von Naqsh-e Radjab bis heute Zeugnis geben.

Ab islamischer Zeit setzte man die Leichen, nach einer umfangreichen kultischen Behandlung, auf den weit außerhalb der Stadt gelegenen Türmen des Schweigens den Geiern aus, die das Fleisch von den Knochen abnagten. Die sauberen Gebeine wurden wieder eingesammelt, mit Wachs behandelt und in kleine in den Fels eingesenkte Höhlungen gelegt. Dieser Praxis wurde 1970 per Gesetz und aus hygienischen Gründen ein Ende bereitet, weil die Geier Leichenteile auch über besiedeltem Gebiet fallen ließen. Seit dieser Zeit müssen die Zoroastrier ihre Toten, wie alle anderen Religionsgemeinschaften im Iran auch, auf Friedhöfen und in Erde beisetzten. Um die fruchtbaren Erde zu schützen, werden die Toten in Betonsärgen bestattet.

Wir betreten das Eingangsareal der alten Zoroasterviertel von Kerman, das von einem, malerisch gekleideten alten Mann „bewacht“ wird. Er trägt über seinem verwaschenen Hemd eine breite gelbe Schärpe, die seinem Auftreten einen bizarren Reiz verleiht. Er hat keine Tickets zu verkaufen, sondern „ist nur da“. Die Jugendlichen, die mit ihren übertrieben lauten Mopeds die Hügel der alten Siedlung auf-und abfahren, tragen vermutlich kaum zur Erhaltung der alten mühsam restaurierten Gebäude bei ---Aber was will man machen? Der alte Mann legt es sich mit den Burschen nicht an, weil es sinnlos wäre.

Zunächst besuchen wir einen der restaurierten Feuertempel, wo uns Masoud im Zentrum des viereckigen Gebäudes erklärt, wo das heilige Feuer gebrannt hat und die Vorbereitungen zur Bestattung erfolgten. Anfangs folge ich den Erklärungen nur mit halben Ohr, weil die Mopeds meine Ohren mit knatterndem Lärm zudröhnen – und sehr viel später begreife ich, wieso der Priester mit Mundschutz und Handschuhen, seiner liturgischen Handlungen am Toten nachging. Die Priester zerlegten die Toten, bevor sie in die Geiergrube auf der Plattform der Türme des Schweigens gelegt wurden. Jetzt verstand ich auch, warum nur die engsten Familienmitglieder bei dieser Zeremonie dabei sein durften. Dieser Akt setzte starke Nerven bei den Zuschauern voraus.

              

 

Oben angekommen, auf der Plattform des ersten Turmes gibt es keine sichtbare Spuren, die den makabren Totenkult erahnen lassen. Wind, Wasser und große Zeiträume haben sie verwischt die Spuren einer religiösen Praxis, die in einem aufgeklärten Bewusstsein nur Scheu und Abwehr erwecken kann.

Yazd
 
Wir fahren weiter in Richtung Yazd. Unterwegs gibt es improvisierte Rastplätze, deren Geschäfte aber größtenteils geschlossen sind. Doch Mohhamad hat vorgesorgt und so trinken wir Tee aus der Thermoskanne und essen Süßigkeiten aus dem Basar von Kerman. In Yazd ist der Feuertempel unser nächstes Ziel. Doch wir sind zu früh dran und dürfen in der Zwischenzeit am Hauptplatz das Tekiyeh Amir Chaqmag bewundern. Dieser Portalbau, der an der Stirnseite des Amir Chaqmqg-Platzes steht, ist qadjarisch und stammt aus dem 19.Jh. Der ursprünglich vollständig von Arkadenbauten umgebene Platz bildete einst die Tekiyeh, in der die Passionsspiele und Prozessionen der Moharram-Feierlichekiten stattfanden. Vor der Tekiyeh-Fassade steht heute ein riesiges blattförmiges Holzgestell, das Nakhl, das für Prozessionen geschmückt und von vielen Männern durch die Straßen getragen wird. Mich erinnert das Ganze an die hinduistische Praxis, Götter jedes Jahr durch die Straßen zu tragen, um sie an die frische Luft oder ans Meer zu bringen. Auch erinnere ich mich an die jährlichen Besuche von .. in Luxor , wo … zum Tempel seiner Frau auf einer Barke gebracht wird und dieses Ereignis zum Fest für die ganzen Stadt wird, doch hätte ich eine ähnliche Praxis nie im islamischen Raum vermutet. Doch Persien ist anders...
 
Muharram ist der Name des 1. Monats im  Islamischen Kalender. Der Monat gilt als Trauermonat, da Aschura an diesen Monat gekoppelt ist. Der Vormonat ist  Dhul-Hidscha des vorangegangenen Jahres, der Folgemonat ist  Safar.
 
Aschura (arab. von zehn [aschara]) wird der zehnte Tag des islamischen Monats Muharram genannt. Er bezeichnet das Ereignis des Martyriums Imam Husains in der Ebene von Kerbela 61 n.d.H. Daran gekoppelt sind die an Aschura erinnernden, zehn Tage andauernden, Trauerzeremonien zu Muharram. Imam Husain und seine mindestens 72 Gefährten - wie es in vielen Quellen dargestellt wird - darunter Frauen, Kinder und Greise, stellten sich einigen Tausend bestausgerüsteten Soldaten Yazids, dem Kalifen von Damaskus. Das Ziel war die Verteidigung der Wahrheit durch Aufopferung des eigenen Lebens.
 
 Vor seinem Martyrium war er allein mit seinem Pferd Dhul Dschina auf dem Schlachtfeld und wurde nach einer Überlieferung beim Ritualgebet, nach einer anderen, von hinten ermordet.

           

Es ist die schiitische Religionsauffassung, die in Persien vorherrscht und die ihren Imanen treu ergeben ist. Daher finden sich in den Moscheen auch immer wieder Kopien des Gemäldes, das den Tod des Iman Husains zum Thema hat und ich kann mir auch erklären, dass Prozessionen zu Ehren von Imanen abgehalten werden können. Im Augenblick ist der Rasen vor dem wunderschönen Portalbau  mit Reklamezettel für ein Fitnesscenter übersät. Offensichtlich scheint der Sport - und Schlankheitstrend auch hierher seine Fühler auszustrecken. Es ist warm und angenehm hier und wir setzen uns auf eine Bank und rauchen, argwöhnisch beobachtet von zwei schwarz gekleideten jungen Männern, die offensichtlich unser Verhalten stark missbilligen.

Um den Feuertempel hätten wir uns nicht so heftig bemühen müssen. Zweifellos ist es interesssant den modernen Tempel einer Naturreligion zu besichtigen, doch hält sich die Begeisterung in Grenzen.
Das Ganze erweist sich als rechteckiger Zweckbau aus den 30er Jahren, mit einer pseudo-klassizistischen Fassade. Oben am Dachfirst ist das Ursymbol der zoroastrischen Religion angebracht: zwei riesige Adlerflügel, die einen weisen alten Mann umgeben, dessen rechte Hand ausgestreckt nach vorne weist und der in der linken Hand einen Ring hält.
Die ausgestreckte Hand symbolisiert die Weisheit des Alters und der Ring die Welt. Die dreigeteilten Flügel symbolisieren rechtes Denken, rechtes Reden und rechtes Handeln.
 
 
 
Kalligraphisch geschriebene Texte von Zarathustra schmücken die Wände des Tempels. Die eigentliche Besonderheit im Inneren ist aber ein großer Kupferkessel hinter einer Glaswand, worin große und klobige Holzstücke brennen – das ewige Feuer...
Wie in einem Film laufen in meinem Kopf Bilder ägyptischer, griechischer, römischer und hinduistische Götter vorbei und ich denke, dass Feuer ein sehr schönes und klares Symbol ist, um die transzendenten Sehnsucht des Menschen auszudrücken. Doch wenn ich an die frühere Praxis der Zoroastrier in Bezug auf ihre „Totenbestattung“ denke, dann, ja dann erscheint mir auch diese Naturreligion nicht mehr so freundlich, wie es die Bewahrung des ewigen Feuers als Symbol für die göttliche Gegenwart suggeriert.
 
Heute übernachten wir in einem Hotel, das einmal als Karawanserei gedient hat und umgebaut wurde. Unser Zimmer ist riesig und mit alten Möbeln eingerichtet. Es hat eine gewölbte Decke und Bänke an den tief gelegenen bunten Fenstern, die zum Ausruhen einladen. Ein Ambiente zum Träumen und Ruhen...
Doch wir haben nicht viel Zeit und es geht weiter und zurück in die Altstadt..
Das Gefängnis des Alexander ist eigentlich ein hoher Kuppelbau mit abgeblättertem Putz – graubraun und hässlich. Da es sich aber um ein touristisches high-light handelt, hat man in dem anschließenden quadratischen Hof einige Läden untergebracht, die sehr schöne und wertvolle Souvenirs anbieten. In der Mitte des Platzes führt eine Treppe in die Tiefe und ich laufe hinab. Nehme an, dass sich ein Raum in der Tiefe eher für ein Gefängnis eignete. Als ich unten ankomme, erwartet mich aber zu meiner Überraschung eine heimelige Teestube. Ist auch schon viel Zeit vergangen, seit Alexanders Eroberungszügen. Historisch betrachtet ist der kuppelumschlossene Bau ein altes Grabmal, von dessen Widmung niemand mehr weiß. Ähnliches gilt auch für den zweiten Bau, den wir nachher besuchen. Es nennt sich Grabmal der 12 Imane. Auf mich wirkt es von außen wie eine byzantinische Kirche. Will ich es nur? Oder war dieser Bau ursprünglich christlich?
              
 Irgendwie fühlt es sich so an. Doch die Handschrift der späteren Jahrhunderte hat die ursprünglichen Zeichen zu massiv übermalt.
Masoud führt uns anschließend durch die Gassen der Altstadt.
 
Yazd ist eine typische Wüstenstadt, deren Architektur an das heiße Klima und die starke Sonnen einstrahlung angepasst ist: auffällig sind die unzähligen, unterschiedliche hohen Windtürme, die in der ganzen Stadt auf Wohnhäusern und über Zisternen stehen. In den Zisternen dienen sie der Wasserkühlung und in den Häusern machen sie das Leben bei großer Hitze erträglich. In der Altstadt von Yazd sind große Teile historischer Lehmziegelarchitektur erhalten, und auch noch heute wird mit Lehmziegeln gebaut. Die im nordöstlichen Viertel von Yazd gelegene Altstadt war ursprünglich von einer aus dem 12.-14.Jh stammenden und aus Lehmziegel errichteten Stadtmauer umgeben, von der noch große Teile erhalten sind. Reizvolles geometrisches Dekor aus Lehmziegeln bedeckt die stellenweise bis zu 15 Meter hohe Stadtmauer und ihre starken, runden Turmbastionen. Die engen Gassen der Altstadt sind teilweise von Verstärkungsbögen überspannt oder von Arkaden überwölbt, und in den zur Straße hin meist fensterlosen Mauern fallen besonders die kunstvoll geschnitzten Holzportale der Wohnhäuser auf. (nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)
 
Teile der Stadtmauer in Yazd Badgire über einem Kühlhaus in Yazd

 Portal mit  Klopfer für männliche und weibliche Gäste  

       

Inneres des sog. Alexander Gefängnisses
Wir schlendern durch die fensterlosen Gassen und finden schöne Portale und auch einen Eingang, der in das Lager eines Wollhändlers führt. Er lässt uns fotografieren und zeigt uns seine bunten Schätze, die eines Tages in Teppichen verarbeitet werden. Monika meint dazu: „Hier spürt man, wo die Teppiche herkommen.“ 
 
                        
Nun führt uns Masoud zu dem Lager eines ihm bekannten Teppichhändlers. Wir betreten ein großangelegtes Haus, um dessen Innenhof kleinere Räume angeordnet sind. Im Innenhof werden Keramiken angeboten, die in der hauseigenen Werkstatt erzeugt werden. Im ersten Stock werden die Teppiche gelagert und präsentiert. Wir klettern aber zuerst noch höher, auf das Flachdach des Gebäudes, das uns in einer überwältigenden Weise den Blick auf eine echte orientalische Stadt schenkt.
         
Noch taucht die untergehende Sonne den Horizont in ein verhaltenes Licht – ein Widerschein von Violett und Orangetönen lässt die Konturen der Gebäude, der Kuppeln der Minarette klar hervortreten und die Kraft des orientalischen Zaubers beginnt in uns zu wirken. Ich könnte hier stundenlang verweilen – doch bald dunkelt es und es bleiben nur die künstlichen Lichter der Abendbeleuchtung.
Im Teppichkontor werden wunderschöne Exemplare gezeigt – doch ich halte mein Herz fest und setze meiner Teppichliebe dunkle Brillen auf. 
         
Später wandern wir wieder durch die zauberhafte Altstadt und besuchen ein Haman, das zu einem Teehaus umgestaltet wurde. Schön ist hier, dass die Anlage des alten Bades noch nahezu erhalten ist. Rund um das mittlere Wasserbecken sind Tische und bequeme Sessel aufgestellt, wo sich gut ruhen und plaudern lässt. Ich folge den Gesprächen nur mit halbem Ohr und wünsche mir alle herbei, die bei mir zu Hause aus und ein gehen. Hier wäre gut zusammen sein, bei Tee in angenehmen und wunderschönem Ambiente. 
     
Wir kehren zurück zum Hotel und werden erst morgen die Freitagsmoschee besuchen. Nach einem vorzüglichen Abendessen wandere ich durch den hoteleigenen Garten und betrachte die kleinflächigen Grünanlagen, wo dünnästige Sträucher und Rosenstöcke nur mit großer Mühe vor der Sommerhitze bewahrt werden können. Zwischen den Grünflächen sind breite Liegebetten aufgestellt und einladend mit Teppichen und Pölster belegt. Auch gibt es kleine Bäche, die im Sinne einer künstlerischen Gartengestaltung in gekachelten Wannen durch den Garten fließen. Und einmal mehr wird mir bewusst, welch ungeheurer Schatz Wasser sein kann und wie sehr wir in den gemäßigten Zonen darüber froh und dankbar sein müssten...
      
Der Bau Freitagsmoschee von Yazd stammt ursprünglich aus dem 12.Jh., wurde aber im 14.-15.Jh. grundlegend erneuert, ergänzt und umgebaut. Fliesenmosaike verkleiden den Portalbau fast vollständig, der mit seinem dreistöckigen Eingangiwan und den auf dem Dach errichteten beiden Minaretten das höchste Doppelminarett Irans repäsentiert. Hinter dem Portal liegt ein von Arkaden umgebener Innenhof, in dessen Mitte sich ein Marmorpodest erhebt. Die eingeschossigen, spitzbogig abgeschlossenen Arkaden sind aus Ziegeln erbaut und ohne jeglichen Schmuck. An der Südseite des Hofes öffnet sich ein tiefer Iwan auf den überkuppelten Mihrabsaal. Die Aussenfassade des an beiden Seiten mit Nebenräumen versehenen Iwans, seine Innenwände und die des Kuppelraumes, der Mihrab sowie die Innen-und Außenseite der Kuppel sind über und über mit kleinteiligem Fliesenmosaik bedeckt. Florale Motive wechseln ab mit Inschriftenpaneelen und geometrischen Mustern. Das ockergrundige Dekor der Außenkuppel ist rein geometrisch. Sie ruht auf einem Mauerring, den zwei aus Fliesenmosaik hergestellte Inschriftenbänder verzieren, das untere in geometrischem Kufi.(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)
 
Die bewunderungswürdigen Doppelminarette sind eingerüstet, als wir am Morgen hier ankommen.
Ein Zeichen dafür, dass die Erhaltung der unschätzbaren Bauten Geld und Mühe kostete, wie überall. Ich fotografiere, so gut es geht und betrete mit den andern den Innenhof der Moschee. Weitläufig und faszinierend der riesige Hof, der rundum mit Arkaden umschlossen ist.
Wir wenden uns nach links zum Iwan der Moschee und betreten den überkuppelten Raum, der sich vor unseren Augen und Schritt für Schritt in seiner Schönheit enthüllt.
          
  
        
 
      
 Am Weg hinaus bewundern wir noch das Steinmonument, das mich an griechische Säulenstümpfe erinnert – was es wirklich ist und bedeutet?
                 
   Bilder von Yazd:
 
 
Unterwegs nach Pasargadä 
 
Wieder unterwegs fahren wir durch abwechslungsreiche Wüstengebiete. Die Berge faszinieren mit ihren bizarren Formen – und die Weite der Landschaft tut ein Übriges. Es lässt sich nicht in Worten ausdrücken, was die Begegnung mit diesen abwechslungsreichen Wüstengebieten im Innern des Betrachters auslöst. Es fühlt sich an, wie Schweben, wie ein Zerfließen in der unendlichen Weite, im Blick auf einen Horizont der nur durch entfernte und kahle Bergstöcke begrenzt wird. Wir durchqueren den Raum in unserer „Raumkapsel“ mit 110 km/h und haben wieder zu wenig Zeit, um einzutauchen - um die Zeitlosigkeit, den Raum und die Stille hier und jetzt zu spüren und einzufangen.
 
Die Kleinstadt Abarkuh liegt auf unserem Weg nach Shiraz und war eine wichtige Station an der Karawanenstraße, die den Persischen Golf über Shiraz mit Klein -und Zentralasien verband. Von den Zeugen der Vergangenheit ist wenig erhalten. Heute wird die Stadt lieblos mit persischen „Plattenbauten“ gefüllt, die den Charakter der alten Wüstenstadt völlig verändern.
Auch der Bau einer Riesenmoschee aus Fertigbeton ist offensichtlich ein vordringliches Anliegen...
  
 
Wir machen Rast am Ortsausgang und bewundern die Jahrhunderte alte Zypresse, um die sich viele Legenden ranken.Auch mich berührt dieses alte Gewächs, das schon soviel geschichtliche Ereignisse zeitlich miterlebt hat. Es fühlt sich anders an, wenn man eine alte Pflanze oder ein Tier vor sich hat, die uns Menschen mehrfach überleben können oder Gebrauchsgegenstände aus derselben Zeit.
                     
Weiter geht es nach Pasargadä, wo das Grab des Kyros steht und die Reste der ersten achämenidischen Hauptstadt.
Wieder durchqueren wir Wüstenlandschaften von eigentümlichen Reiz. Immer wieder reißt die Landschaft Augen und Sinn an sich, bis wir einbiegen in eine vertraut wirkende Einfahrtstraße, die zum Kyrosgrab führt. Ich steige unterwegs aus und möchte zu Fuß in diesen überraschend schönen Landschaftsstrich hineinwandern, wo die alte achämenidische Hauptstadt errichtet wurde.
                
Direkt vor mir erhebt sich das Kyrosgrab – ein Grabbau, dessen Bild sich in vielen Geschichtsbüchern wiederfindet und der an Schlichtheit kaum zu übertreffen ist. Es ist ein aus hellen Kalksteinquadern errichtetes einräumiges Grabmonument mit Giebeldach, das auf einem massiven sechstufigen Unterbau aufruht. Die Gesamthöhe des Baus wird mit 11 Metern angegeben.
Über die Innenausstattung wird berichtet, dass der einbalsamierte Leichnam des Kyros auf einem goldenen Totenbett aufgebahrt lag, daneben soll ein goldener Opfertisch mit Opfergaben gestanden haben. Geplündert wurde das Grab kurz vorm Eintreffen von Alexanders, der die Grabschänder – der Überlieferung nach - verfolgen und hinrichten ließ.
                  
Die Wintersonne strahlt von Himmel und bringt den hellen Kalkstein des Grabes zum Leuchten und ich freue mich so sehr hier zu sein – hier, in dieser unglaublichen Weite und Schönheit einer Landschaft, die alle Vorstellungen sprengt, die wir aus den Erfahrungen mit unseren kleinen und umgrenzten Landschaften Europas mitbringen. Nur im Norden wird Pasagardä - die alte Königstadt -  von einer Hügelkette umfasst, die schon den Siedlern der elamitischen Zeit hier Schutz und Sicherheit geboten hat.
Wir wandern Richtung Audienzpalast, der wie alle heute noch sichtbaren Bauten des Palastgebietes Teil des ersten nachweisbaren persischen Paradeisos war, einer riesigen, umzäunten Gartenanlage mit künstlichen Wasserläufen, Seen, Palastbauten und Pavillons.
 
Wir betreten den archäologische definierten Raum durch das ehemalige Torgebäude, von dem heute nur mehr Fundamente erhalten sind. Der Torbau wurde ursprünglich von menschen - oder stierköpfigen, geflügelten Stierfiguren flankiert, die den Zugang zum Palastgebiet bewachten.
Im Nordwesten des Königlichen Parks, in dem auf breiten Wegen zwischen Grünanlagen zwei kleine quadratisch konzipierte Pavillons standen, lag der Residenzplalast des Kyros. Die Mitte des Gebäudes wurde von einer monumentalen 31 mal 23,50 Meter großen Halle eingenommen, deren Decke von fünf Reihen zu sechs Säulen getragen wurde. Die Laibungen der Portale waren mit Reliefs verkleidet, die den König darstellen, wie er die Säulenhalle verlässt. Vor den Längswänden lagen offene Säulenhallen mit jeweils zwei Reihen von dicht nebeneinanderstehenden schlanken Holzsäulen.
 
              
 Außerhalb des Palastbezirkes befand sich nordöstlicher Richtung ein steinerner Turmbau Zendan-e Sulaiman (Salomos Gefängnis). Heute ist nur noch eine Seitenwand des Gebäudes erhalten – das sich architektonisch als Feuerheiligtum rekonstruieren lässt.
Bevor wir abreisen entwickelt der Himmel noch eine überwältigende Show, wo oben die hellen Sonnestrahlen die Wolken durchbrechen, während unten das Bild von einer dunklen Hügelkette umrahmt wird. 
                          
          
 
Persepolis
 
Schon seit Jahren träumte ich davon die berühmten Ruinen von Persepolis zu sehen – darin herumzuwandern und die Weite der Landschaft zu erleben, die diese einsamen Ruinen umgibt.
Die Wirklichkeit war eindrucksvoll und faszinierend, aber auch ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Persepolis liegt nicht inmitten einer freien, flachen wüstenähnlichen Landschaft, sondern angeschmiegt an den Hügel   Kuh-e Rahmat, der die Stadt nach Norden hin schützt. Die Stadt selber ruht auf einer weiten Terrasse, die im Süden durch eine große Treppenanlage begrenzt wird und nach Osten und Westen hin durch sanfte Abstufungen in die umliegende Landschaft abflacht.
 
            
Auf dem Höhepunkt seiner Macht gründete Darius der Große etwa 518 v. Chr. die Residenzstadt Parseh, welche die Griechen Persepolis, die Stadt der Perser, nannten und wo die Herrscher bei zeremoniellen Festen weilten. Der höchste Feiertag war das am Frühlingsanfang, am 21. März begangenen Nowruz-Fest, das Neujahrsfest, zu dem alle Völker des Reiches ihre Vertreter mit Tributen zum König der Könige entsandten. Die Palastterrasse mit ihren Bauten entstand nach einem einheitlichen Konzept, für deren Errichtung Architekten, Künstler, Handwerker und Arbeiter aus allen Teilen des archämenidischen Reiches, so aus Elam, Babylonien, Assyrien, Ionien und Ägypten angeworben wurden. Unter den Bauleuten gab es keine Sklaven oder Kriegsgefangene; alle waren bezahlte Arbeitskräfte, wie aus den umfangreichen Entlohnungslisten hervorgeht. Mit dem Bau der Terrasse wurde unter Darius dem Großen begonnen und der erste Palastbau, der fertiggestellt wurde, war das Apadana. 120 Jahre dauerte es, bis die Bauarbeiten, die von vier auf Darius folgende Königen fortgeführt wurden, vollendet waren.
Die mächtigen Stierköpfe, ehemals in Schwarz und Gold gehalten, sind heute ihrer Farbe, ihrer Form und Macht entkleidet. Und nur der Blick des geübten Reisenden kann sich heute noch an den vollendeten Linien freuen, die eine künstlerische Hand den übermächtigen Gestalten einstmals verliehen hat. Und es erscheint mir wunderbar und faszinierend, dass die künstlerische Gestaltungskraft von Händen, die schon mehr als 2500 Jahr in einem Grab ruhen, selbst noch in den verstümmelten Resten ihre Wirkung bewahren konnten 
Das Erscheinungsbild, das sich heute dem Besucher darbietet entspricht dem Bauzustand bei der Zerstörung der Stadt durch die Soldadeska von Alexander dem Großen.
Nicht nur riesige Paläste umgab die von einer starken Mauer umfassten Gesamtanlage, sondern auch Verwaltungsgebäude, Archivräume, Kasernen, Lagerräume , Wohnquartiere der Diener und Werkstätten. Die zahlreichen, überall auf den steinverkleideten Mauern angebrachten Inschriften sind immer dreisprachig in Altpersisch, Babylonisch und Elamisch. Sie berichten über die Funktion der einzelnen Bauten, geben Gebete und Segenssprüche wieder und nennen Genealogie und die Annalen der archämenidischen Könige.
Der einzige Zugang zur Terrasse stammt aus der Zeit des Xerxes I., die man über zwei spiegelsymmetrisch angelegte Aufgänge erreicht.Die Stufen sind mit einer Höhe von 10-11 cm Höhe extrem niedrig und mühsam zu ersteigen. Nach außen wurden die Treppen mit einer zinnenbekrönten Balustrade wie mit einem Geländer abgeschlossen. Von der großen Freitreppe führte der Weg zum Tor aller Länder und Völker, dem von Xerxes I. errichteten Torgebäude, wo die Besucher registriert wurden und sich aufhielten, bis sie Einlass zum Palastgebiet bekamen. Auch die Abgesandten der zum archämenidischen Weltreich gehörigen Völkerschaften mussten dieses Gebäude anlässlich des Neujahrsempfangs beim König passieren. Der quadratisch angelegte Bau hatte nur einen Innenraum, an dessen Wände steinerne Sitzbänke angebracht waren. Vier starke Säulen trugen die Decke des 16,50m hohen Raumes. Die Türlaibungen des westlichen Zugangs waren mit mächtigen Stierskulpturen verkleidet, die auf Ebene hinausblickten. Der gegenüberliegende Ausgang wurde von großen, geflügelten Mischwesen mit menschlichem Kopf und Stierkörper flankiert. Diese Art von Skulpturen war aus Mesopotamien übernommen worden, wo sie als göttliche Wesen angesehen wurden und eine schützende und übelabwehrende Funktion hatten..(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)
 
         
 
Doch die riesigen Gestalten der Eingangspforte bilden erst den Auftakt zu dem Spaziergang der anderen Art, der uns in eine antike Welt zurückführen wird, die sich ihre eigenen Regeln schuf. Wir wandern entlang der alten Straße der Armee - dem Eingangskorridor- wo sichtbare und unsichtbare Soldaten postiert waren, die auf falsche Bewegungen von Seiten der Deputierten der einzelnen Länder sofort reagieren konnten. Unterwegs hat man Kapitelle auf Augenhöhe aufgestellt, die ich auf den ersten Blick für eine moderne Kopien halte, weil sie so glatt und bar jeder Ausstrahlung sind. Doch es sind Originalfundstücke, die über Jahrhunderte hinweg durch die Erde geschützt wurden.
 
Am Ende des Eingangskorridores zeigt sich ein Durcheinander von Grundmauern und Stierkopfresten, das man heute als unvollendete Toranlage und zentrales Wasserbecken deutet.
Unser nächstes Ziel, der östliche Treppenaufgang des Apadana bildet den Höhepunkt der Gesamtanlage. Hier hat sich in wunderbarer Klarheit und mit höchster handwerklicher Kunstfertigkeit eine Idee manifestiert, die einzigartig erscheint.
 
Das Apadana
Das auf einer 3 Meter hohen Terrasse stehende Gebäude ist vom Grundriss her quadratisch angelegt. In der Mitte liegt eine quadratische Haupthalle mit sechs Reihen zu je sechs riesigen kannelierten Säulen, die auf quadratischen Plinthen stehen. An drei Seiten ist ihr ein Portikus vorgelagert, in dem jeweils zwölf Säulen mit floral reliefierten Glockenbasen stehen. In den Ecken des Gebäudes ragen quadratische Türme auf, die von Vorhallen zu betreten sind. Treppenhäuser führten zu den Wach- und Lagerräumen im Inneren der Türme. Drei hohe, mit je drei Halbsäulen gefüllte Nischen gliederten die Fassade des Apadana. Im oberen Bereich der Wand verliefen ein farbiger Ornamentfries und dreisprachig abgefasste Inschriften des Xerxes aus glasierten Ziegeln.

Sowohl an der Ost- als auch an der Nordseite führten aufwendig mit Reliefs verzierte Treppen zur Empfangshalle hinauf. Die Aufgänge bestanden jeweils aus einer Innentreppe, deren beide Treppenläufe entlang der Turmwände von beiden Seiten her in die Vorhalle führten, und aus einer parallel dazu ausgerichteten Außentreppe, die vor die Mitte der Innentreppe gelegt war. Die Innenwände der mit Stufenzinnen bekrönten Balustraden sind bei der Außen- wie auch der Innentreppe des Ostaufganges mit Reliefs verkleidet. Die Reliefs vor der Ostseite gleichen im wesentlichen denjenigen, die die Treppenaufgänge der Nordhalle schmücken, sind jedoch qualitätvoller und besser gearbeitet. Deshalb ist anzunehmen, dass der Hauptzugang zum Apadana an der Ostseite lag. Auf jeder Stufe ist ein lanzentragender Soldat der unsterblichen Garde abgebildet, einer königlichen Elitetruppe, die stets aus 10 000 Mann bestehen musste. Im Mittelfeld der trapezförmigen Stirnseite der Außentreppe sieht man zwei aufeinander zuschreitende Gruppen von jeweils vier Lanzenträgern; zwei von ihnen tragen persische und zwei medische Tracht. Darüber verläuft ein Fries mit floralen Elementen und der geflügelten Sonnenscheibe Ahura Mazdas, flankiert von menschenköpfigen, sphinxartigen Mischwesen, die ein Pranke wie zum Gruß erheben. Diese Platten ersetzen eine Darstellung des thronenden Darius, das sich heute im Nationalmuseum befindet.

Die Außentreppe unterteilt die Fassade der Innentreppe in zwei gleichgroße und identisch gegliederte Flächen, die jedoch unterschiedliche Reliefdarstellungen tragen. Auf dem dreieckigen Element an beiden Seiten ist ein dreieckiges Bildfeld mit der Darstellung eines reißenden Löwen abgeteilt, darüber verläuft ein schräger Fries an der Außenseite der Treppenbalustrade. Auf der Fassade des nördlichenen Treppenlaufs sind Baumreihen abgebildet, auf der Fassade der südlichen, fügen sich die dargestellten Figuren in das Bildprogramm der inneren Treppen anlage ein. Am nördlichen Treppenlauf sind ausschließlich Angehörige des Iranshar -Adels abgebildet, abwechselnd in persischer ( hohe kannelierte Kopfbedeckung und langes in Falten fallendes Schalgewand) und medischer Tracht(runde Filzkappe, Hose mit kurzem Chiton und manchmal mit langem Umhang darüber). Die nach vorne ausschreitenden Figuren stehen alle untereinander in Verbindung und unterhalten sich. Die sorgfältig frisierten Bärte und die Halsketten, Ohrringe und Halsketten weisen sie als Angehörige des Iranshahr-Adels aus. Insignien ihrer hohen Stellung sind die Lotusknospen, die sie in Händen halten...(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)

Gesamtansicht der Osttreppe zur Apadana von der linken Seite aus gesehen    

        

 Aufgang  der Osttreppe zur Apadana: von rechts - Schmuckfries mit Bäumen - Stier und Löwe -Leibgarde

           

 Mitglieder der Unsterblichen Garde Angehörige des Iranshah-Adels
Löwe, der einen Stier reißt - Symbol für die wechselnden Jahreszeiten

Die folgenden Bilder sind Detailaufnahmen von der linken Seite der Osttreppe, wo die verschiedenen Völker und Stämme abgebildet sind, wie sie am Neujahrsfest dem achämenidischen Herrschern ihre Geschenke und Tribute präsentieren. Die Tributzahlung der verschiedenen Völkerschaften wurde hier für die damalige Gegenwart und für die Zukunft, die bis in unsere Tage reicht, im Steinrelief verewigt. So, als ob die Archämenidenkönige ihre Herrschaft für immer festhalten wollten, weil sie in Stein gemeißelt wurde.

Uns fehlt die Zeit zu einer wirklich genauen Betrachtung der feingearbeiteten Gruppen, die ihre Gaben dem Archämenidenkönig präsentieren. Doch sehr bald wird uns die Prozessionsordnung klar, wo jeweils ein medischer oder persischer Würdenträger die Gruppen anführt und durch Zypressen die einzelnen Abordnungen getrennt werden. Es erscheint mir nicht sehr sinnvoll eine Aufzählung der Gruppen, wie sie so hinaufwandern, niederzuschreiben. Das findet sich in jedem Reiseführer. Mir erscheint wichtig die unglaubliche Lebendigkeit und hohe Kunst der Handwerker zu dokumentierenn, die ihresgleichen sucht. Lange bin ich betrachtend und mit großer Freude vor den Reliefs gestanden, habe bewundert und fotografiert – weil im Foto die Einzelheiten besser festzuhalten sind, die sich dem direkten Blick nur bei langer Betrachtung enthüllen. 

MEDER
ELAM 1
ELAM 2
AREIER
BAKTRIEN
SAGARTIER
ARMENIER
ASSYRER
SKYTHEN

QANDHARER

LYDIER

 

IONIER

 

 ARABER

 

 SARANGER

 

 LYBIER

 

 ÄTHIOPIER

 

Wohnpalast des Darius
Direkt an den Südwestturm des Apadana schließt der kleine Wohnpalast des Darius an, der von Xerxes vollendet und von Ataxerxes ergänzt wurde. Der Wohnpalast des Darius steht auf einem zweieinhalbmeter hohen Podest und öffnet sich nach Süden zu einer breiten Säulenvorhalle. Auf das erhöhte Niveau des Palastes führt eine zweiläufige Treppenanlage, wo im Relief königliche Diener abgebildet sind, die Speisen die Stufen hinauftragen. In den Zugängen dieser Räume sind auf den Türlaibungen Wachsoldaten im Relief abgebildet. Lanzenträger der unsterblichen Garde finden sich an der Fassade.

         

Zentrum des achsensymmetrisch angelegten Gebäudes ist eine rechteckige Halle mit 12 Säulen in der Mitte. Die Laibungen und Türstürze der Eingänge, sowie die Fensteröffnungen wurden aus Stein gearbeitet und sind im ägyptischen Stil gehalten. An den Türlaibungen in der Nord-und Südwand sind Reliefs angebracht, die Darius I. beim Betreten bzw. Verlassen des Saals darstellen. Zwei Diener halten entweder einen Sonnenschirm über den Kopf des Königs und /oder verscheuchen mit einem Wedel Fliegen. Schmuck und Krone des Königs waren ursprünglich mit Gold eingelegt, das bei der Plünderung durch Alexanders Heer herausgerissen wurde.

 

Die Türlaibungen der West-und Ostwand tragen Reliefs mit der Darstellung von königlichen Helden im Kampf mit mythischen Mischwesen. Im anschließenden Nordtrakt befanden sich die Privatgemächer des Königs, erkannbar an den Dienern, die in den Türlaibungen dargestellt sind, wie sie Salb- und Weihrauchgefäße , ein Handtuch oder einen Kohleneimer herbeitragen....(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)

Im Süden verbindet ein schmaler Gang mit zwei Treppen den Wohnpalast mit dem L-förmig angelegten Haremstrakt, dem Wohnbereich der Frauen des Königs. Nur dieser Trakt wurde wieder aufgebaut und beherbergt heute ein kleines Museum, wo unterschiedliche Fundstücke zusammengetragen sind. Als interessantestes Exponat erscheint mir ein Keilschrifttext, wo in gut altpersischer Manier sich der Herrscher selber sein Lob singt.     

                      

 Thronsaal Xerxes I.
Der aus einer monumentalen Säulenhalle bestehende Bau steht - anders wie das Apadana - nicht auf erhöhtem Niveau. Über zehn Reihen mit jeweils zehn 14 m hohen Säulen spanntesich eine 4600m2 große Decke. Die mit einer doppelten Säulenreihe ausgestattete, nach Norden weisende Vorhalle wurde auf jeder Seite von jeweils einer monumentalen Stierfigur gerahmt. In die Audienzhalle mit ihren gigantischen Ausmaßen führten zwei Portale, neben und zwischen denen die Wand mit Fenstern durchbrochen war


 

Schatzhaus
Im Südosten der großen Terrasse liegt isoliert das großflächige Schatzhaus worin der Staatsschatz der Achämeniden untergebracht war. Durch den Fund von Tontafeln, auf denen Lohnabrechnungen für die Bauarbeiter vermerkt waren, konnte mit Sicherheit bestimmt werden, dass es sich bei diesem Gebäude um die Finanzzentrale von Persepolis handelte.
Der riesige Gebäudekomplex war durch breite Straßen von den anderen Gebäuden der Terrasse getrennt. Er hatte festungsartige, dicke Außenmauern, deren Fassaden durch mehrfach abgetreppte Nischen gegliedert waren. Das Schatzhaus ist in drei ungleich große rechteckige Teilbauten gegliedert, die nacheinander entstanden...
 

   

Im mittleren Gebäudeteil wird die Gesamtfläche von einem 99-Säulensaal eingenommen. Der älteste, südliche Teil besteht aus mehreren Säulenhallen unterschiedlicher Größe sowie kleineren Räumlichkeiten und Gängen.Die beiden Innenhöfe des Schatzhauses haben an allen vier Seiten offene Säulenvorhallen. Der kleinere Innenhof liegt im mittleren Gebäudeteil, nahe dem Haupteingang in der Ostmauer, der größere bildet das Zentrum des Südteils, der wohl als Verwaltungszentrum des Schatzhauses genutzt wurde.
Antike Historiker berichten, dass nach dem Fall von Persepolis die siegreiche Armee Alexanders für den Abtransport der Schätze 3000 Kamele und eine große Anzahl von Pferden und Maultiere benötigte.(nach Mahmud Rashad „Iran“- Dumont Kunstreiseführer 1998)
 
Die heute noch sichtbaren Zeugen der ehemaligen Achämenidenresidenz scheinen mir zwei Botschaften zu vermitteln. Zum ersten, dass in Ermangelung eines menschlichen/tierischen  Gottesbildes und den dazugehörigen Opferritualen – wie das z.B. in Ägypten der Fall ist, wo die Tempelwände mit Reliefteppiche von Demuts-und Beschwörungsbildern der verehrten Gottheit gegenüber bedeckt sind – der König selbst zum alleinigen Adressaten der Verehrung wird. Das bezeugen die Reliefs der gabenbringenden Völker ebenso, wie die Reliefs an den Türlaibungen, wo der Thron des Königs von Angehörigen der unterworfenen Völker getragen wird. Dass diese Selbstverehrung bis ins Private reicht, darüber geben die Darstellungen der Diener Aufschluss, die in den Privatgemächern Essen servieren, ihn mit Handtuch und Seife bedienen oder dem Herrscher mit Fliegenwedel und Sonnenschirm das Leben angenehm und erträglich machen.
Die andere Botschaft lautet, dass Macht, erzwungene Macht immer mit Angst vor der persönlichen Gefährdung bezahlt werden muss. Das war vor 2500 Jahren so und gilt bis heute. Die Achämeniden beschäftigten eine Leibwache von 10 000!! Soldaten – eine Zahl, die uns heute nur ein Kopfschütteln abringen kann. Und sie ist allgegenwärtig die Leibwache des Könige – an den Wangen der Treppen, an der Fassade des Privatpalastes von Dairus, an den Türlaibungen des Thronsaales von Xerxes und selbst noch an der Grabfassade des Ataxerxes. Wie gefährdet fühlten sich die damaligen Herrscher und wie nötig war die Präsenz der Ewigen Garde, um ihren Rang, ihre Würde gegenüber den ankommenden Gesandten unmissverständlich zu deklarieren!
In diese Gedanken versunken wandere ich durch das Areal, hinauf zum Grab des Ataxerxes, während sich die grandiose Anlage und die umliegende Landschaft in ihrer verhaltenen Schönheit immer wieder neu enthüllt. Oben angekommen, bleibe ich bewundernd in den Anblick versunken, den mir diese uralte Residenz darbietet. Hier hat sich Orient und Okzidenz getroffen und es schmerzt, dass gerade meine geliebten Griechen hier gewütet haben und die Soldaten von dem sonst maßvollen Alexander nicht zurückgehalten werden konnten - oder auch nicht wollte...
Dass die Perser seinerzeit die Akropolis zerstörten, scheint mir keine ausreichende Entschuldigung für den Zerstörungswahn der hier wütete. In meinem Sinn haben sich die Bilder des friedlichen Neujahrszuges der Völker eingeprägt - die geschönt oder nicht – eine Reichsidee dokumentieren, der letztendlich auch Alexander gehuldigt haben könnte. Doch Gier – Rachegelüste – und noch andere dunkle Züge in den Herzen der hungrigen, frustrierten, griechischen Soldaten haben hier zu Ende gebracht, wogegen die Ewige Garde – die lebendige und die in Stein gemeißelte, nichts mehr ausrichten konnte.
Ich wende mich zum Grabbau von Artaxerxes – auch dieses geplündert - und freue mich an den harmonischen Formen und dem figuralen Schmuck, der den Palästen im Kleinen folgt - weitgehend unversehrt, nur vom Zahn der Zeit abgenützt und seiner ursprünglichen Pracht entkleidet.
 
 Felsengrab von Artaxerxes
Über dem Terassenniveau ist das Felsgrab Artaxerxes ist in den Berghang von Kuh-e Rahmat hineingearbeitet. Die in den Fels hineingearbeitete Fassade ist kreuzförmig angelegt, im oberen Schenkel des senkrechten Balkens steht der König auf einem Podest vor einem Fueraltar. Die Szene ist auf einem thronartigen Möbelstück dargestellt, das von Repräsentanten des Reiches getragen wird. Über der Szene schwebt das Flügelsymbol des Gottes Ahura Mazda, farawahar genannt, und in der rechten Ecke der Mond. Der horizontale Teil der Grabfassade stellt eine Nachbildung der offenen Säulenvorhallen dar, die als Architekturelement bei den Palästen in Persepolis typisch sind. Oberhalb des Gebälks verläuft ein Fries von ausschreitenden Löwen. Zwei Steinsarkophage befanden sich in den Grabkammern, der eine für den König selbst, der andere möglicherweise für seine Gattin. Das Grab wurde vollständig von den griechischen Eroberern ausgeraubt. (nach Mahmuod Rashad. Iran - Dumont Reiseführer 1998)  
 
    
Die Achämeniden – Nekropole Nagsh-e Rostam
 
 

Eindrucksvoll und überwältigend erheben sich die gewölbten und runden Zacken und Rissen versehenen Felswände von Nagsh-e Rostam vor uns. Darin eingemeißelt, aber unerreichbar, die mächtigen Grabkreuze der Königsgräber. Wir wandern hinab und bewundern die Kaaba-ye Zardosht, einen wunderbaren, ebenmäßigen Bau, der mit seinen harmonischen Formen fasziniert und das Auge erfreut. Mazoud erklärt die verschiedenen Theorien um den Verwendungszweck des Baus. Man war versucht ihn als Kalender zu verstehen, oder auch als Ort zur Vorbereitung des Begräbnisrituals, das wir von den Türmen des Schweigens schon kennen. Doch neige ich persönlich eher zu der Überlegung, dass es ein Feuertempel gewesen sein könnte.

Die Gräber für die achämenidischen Könige wurden in die steil abfallende Felswand des Hossein Kuh geschlagen. Darunter haben sich sasanidische Herrscher mit acht Felsreliefs verewigt. Vor dem Areal der Felswand steht ein steinerner Turm, die sogenannte Kaaba-ye Zardosht . Alle vier Gräber sind älter als diejenigen von Persepolis und mit Sicherheit als Vorbilder für diese anzusehen.

        

Der aus hellen Steinquadern errichtete, ohne Mörtel verfugte, jedoch mit Steinklammern verfestigte turmartige Bau, der dem   Grab 1 gegenüberliegt und Kaaba-ye Zardosht genannt wird, ist etwa 12 Meter hoch und von einem extrem flachen Walmdach gedeckt. Die vier Fassadenflächen, von vorkragenden Eckverstärkungen gerahmt, weisen ganz regelmäßig verteilte, schmale und hochrechteckige Vertiefungen auf. An drei Seiten sind jeweils sechs unterschiedlich große Scheinfenster aus schwarzem Stein in die Fassade eingelassen. Die Nordseite besitzt nur eine kleine Fensternische direkt oberhalb der auf halber Höhe gelegenen Eingangstür, zu der eine freistehende Treppenrampe hinaufführte. Innen gibt es nur einen einzigen Raum. An der Ost und Westwand des Baus gibt Shapur I. in Inschriften Rechenschaft über seine politischen und religiösen Taten, die von Katir, einem zoroastrischen Hohepriester kommentiert werden. Diese Texte gehören zu den wichtigsten Staatsinschrifetn der sasanidischen Zeit. Der Zweck des Baus ist umstritten, doch handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Feuerheiligtum.(nach Mahmuod Rashad "Iran" Dumont Reiseführer 1998) 

Als eifrige Touristin vertiefe ich mich in den Anblick der überdimensionierten Reliefs und ich frage mich, welch geistiger Hintergrund die Könige der Sasanidenzeit dazu bewog, hier- gleichsam in der Wildnis – das Bild ihrer von den Göttern vollzogene Investitur einmeißeln zu lassen...

 Die Göttin Anahita übergibt König Narseh den Herrscherring

 Ahura Mazda übergibt König Ardeshir den Herrscherring

 

 Triumph Shapurs über Valerian und Philipp Arabicus

Da kaum Touristen hier sind, ist es still im Tal der Gräber und es gelingt mir den Hauch der Vergangenheit innerlich einzufangen was mit einer tiefen Freude verbunden ist. Am Kiosk gibt es zwar Packerl mit Neskaffee, aber kein heißes Wasser – so ist das hier einfach- aber die Leute sind lieb und ich kaufe ein Packerl Ansichtskarten.Unser Busschofför hat einen Cousin getroffen und küsst ihn dreimal: Dreifaltigkeit sei gelobt! Aber worin wurzelt dieser Brauch im Islam? Oder haben wir es hier wieder mit Spuren des Zoroastrismus zu tun?

Gemütliches Herumstehen, bis wir wieder aufbrechen, zurück nach Shiraz und dort zunächst zum Saadigrab.

 
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